Zoff

Kleinaktionäre nehmen Telekom in die Zange - Ron Sommer im Kreuzverhör

VoiceStream-Übernahme wird billiger
Von dpa / Frank Rebenstock

Wenn Ron Sommer in der kommenden Woche vor die Aktionäre der Deutschen Telekom tritt, muss sich der Vorstandschef mit Argumenten wappnen. Auf der Hauptversammlung des Bonner Riesen am Dienstag in Köln ist Zoff angesagt. Auch wenn der oberste Konzernlenker mit der erfolgreichen Übernahme des US-Mobilfunkers VoiceStream inzwischen einen Erfolg präsentieren kann, für die Anteilseigner ist dieser Schritt nur ein schwacher Trost.

Den T-Aktionären drückt der Schuh nämlich an ganz anderer Stelle: Sie fragen, hätte der Vorstandschef durch eine andere Strategie den gewaltigen Absturz der T-Aktie nicht verhindern oder wenigstens in Grenzen halten können? Seit ihrem Höchststand vor gut einem Jahr (104 Euro) hat die viel gepriesene Volksaktie schließlich mehr als 70 Prozent an Wert verloren. Seit Wochen dümpelt das Papier unter 30 Euro und droht durch den Vollzug der VoiceStream-Übernahme und einer möglichen Verkaufswelle der neuen T-Aktien in den USA weiter unter Druck zu geraten.

Aktionärsschützer schlagen Alarm: So kündigten vor Wochen die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre an, Vorstand und Aufsichtsrat auf der Hauptversammlung die Entlastung zu verweigern. Schon allein auf Grund des Kursrückgangs und der dadurch eingetretenen Vermögensverluste sei eine Entlastung unmöglich.

Eine fehlerhafte Personalpolitik, die Internationalisierung mit verlustträchtigen US-Beteiligungen sowie die mangelnde Rückführung der hohen Verschuldung und die unbefriedigende Informationspolitik werden von der DSW als Hauptgründe für den Kurseinbruch genannt. Hinzu kommt die Immobilienaffäre, die vor wenigen Monaten durch eine Wertberichtigung des Bestandes um fast vier Milliarden Mark ausgelöst wurde. In deren Folge wurden Forderungen nach einem Rücktritt von Sommer laut.

Einige Aktionäre wollen den Telekom-Chef gar vor den Kadi ziehen. Seit Wochen ermittelt die Bonner Staatsanwaltschaft gegen ihn und weitere aktive und ehemalige Manager des Konzerns. Eine Gruppe geschädigter T-Aktionäre stellte Strafanzeige. Sie wirft Sommer vor, von der Überbewertung des Immobilienbestandes schon länger gewusst zu haben.

Alle Vorwürfe über Betrug und Missmanagement streitet Sommer vehement ab. Den Kursverfall der T-Aktie bedaure auch er, aber betroffen sei schließlich die gesamte Branche. Und da ging es einigen noch viel schlechter als der Telekom. Im übrigen arbeite die Telekom, so das Credo von Sommer, nicht für den kurzfristigen Spekulanten, sondern für den langfristigen Anleger.

Dass in der Branche derzeit eine gnadenlose Bereinigungswelle läuft, zeigt das Beispiel British Telecom, die derzeit zerschlagen wird. Einmal ein ganz großer der Branche, ist BT das erste prominente Opfer der Konsolidierung. Genau davor will Sommer die Telekom bewahren. Langfristig sei das Unternehmen gut positioniert, schreibt die WestLB Panmure in ihrer neuesten Mobilfunkstudie mit dem Titel "Nach dem Goldrausch". Und so empfehlen die Aktienanalysten neben Vodafone und Telefonica auch die T-Aktie zum Kauf.

Das ist Balsam für die Ohren von Ron Sommer, der wegen der Übernahme von VoiceStream gerade von Analysten immer wieder gescholten wurde. Sie sehen den Markteintritt in den USA inzwischen deutlich positiver. Denn mit VoiceStream, der jungen und noch verlustreichen Mobilfunkfirma, hat sich die Telekom auf einem boomenden US-Markt den einzigen GSM-Anbieter geangelt. Und wegen des geänderten Steuerrechts in den Staaten muss die Telekom für VoiceStream weniger ausgeben, als geplant: Statt 7,7 Milliarden Dollar Barmittel sollen es jetzt nur 4,5 bis 5 Milliarden Dollar sein.