nicht mobil genug?

Chance vertan: UMTS wird kein Weltstandard

Die Netze werden schneller, der Ärger bleibt - wie schon bei bei GSM wird es auch bei UMTS verschiedene Standards in verschiedenen Ländern geben
Von Marie-Anne Winter

Wer Urlaub in Übersee machen will, kann sein neues UMTS-Handy getrost zu Hause lassen. Auch in den Mobilfunknetzen der dritten Generation werden wieder unterschiedliche Standards in den verschiedenen Ländern Vielreisenden das Leben schwer machen. Wie schon beim GMS-Mobilfunkstandard werden auch die Highspeed-Mobilfunknetze je nach Kontinent verschiedene Frequenzbänder nutzen. Einmal mehr müssen teure Universalgeräte her, die auf verschiedenen Frequenzen arbeiten. Die Mängel der alten GSM-Handynetze werden so in die Zukunft weitergetragen, obwohl es technisch anders möglich wäre. Die beteiligten Länder hätten sich nur auf Frequenzen einigen müssen, die weltweit verfügbar sind. Durch die mangelhafte Kooperation wird der internationale Mobilfunkmarkt gebremst - das jedenfalls ist die Einschätzung der Unternehmensberatung Mummert + Partner.

Die dritte Generation des Mobilfunks steht bereits am Start. Allerdings gibt es verschiedene Varianten der neuen Funknetze. In Japan und Europa wird UMTS verwendet. Aber die für weltweite Telekommunikations-Regulierung zuständige Organisation, die International Telecommunications Union (ITU), hat noch zwei andere Standards zugelassen: In den USA wird "CDMA2000" benutzt, in Fernost "UWC-136". Diese Varianten sind technisch verwandt mit UMTS, verwenden aber unterschiedliche Frequenzbänder. Wer ein UMTS-Handy in Europa kauft, kann es in den USA nicht verwenden. Die üblichen Endgeräte werden die verschiedenen Standards nicht verstehen. Videoübertragungen per Handy aus dem USA-Urlaub wird es vorerst nicht geben.

Die weltweite Vernetzung der Wirtschaft erfordert Endgeräte, die gerade im wichtigen Markt USA funktionieren. Doch die in Europa verwendeten Frequenzen für UMTS sind in den USA teilweise schon von anderen Diensten belegt. Das Problem unterschiedlicher Standards ist schon aus den zurzeit verwendeten GSM-Netzen bekannt. Aber die beteiligten Länder haben wenig dazugelernt und diese Hürde nicht beseitigt - obwohl das möglich gewesen wäre. Das Ergebnis: Zwischen Europa und Übersee pendelnde Manager werden weiterhin mehrere Geräte bei sich herumschleppen müssen.

Dieser Umstand wird sich auch die Entwicklung des M-Commerce, die wirtschaftliche Nutzung drahtloser Technologien, auswirken: Der Markt befindet sich zur Zeit in einer Konsolidierungsphase, frühestens ab Ende 2001 ist Wachstum zu erwarten. Jede Verunsicherung des Kunden - etwa durch die fehlenden Weltstandards - bedeutet einen Dämpfer für die neue Technologie und gefährdet den erhofften M-Commerce-Boom. Nur wenn das Vertrauen der Kunden gewonnen werden kann, wird die Zahl der Mobilfunknutzer in Deutschland weiterhin steigen. Wenn aber die Nutzung der neuen Möglichkeiten vom Aufenthaltsort abhängt, ist die Nutzung insgesamt weniger attraktiv - was nützt einem die schöne neue Mobilität, wenn sie nur bis zur Landesgrenze gilt?