Drohung

Napster: User sollen für Download gesperrter Titel bestraft werden

US-Richterin droht mit Schließung der Tauschbörse
Von dpa / AFP / Frank Rebenstock

Eine Bundesrichterin in San Francisco hat der Musiktauschbörse Napster mit der Schließung gedroht, sollte das Internet-Unternehmen den Zugang zu urheberrechtlich geschützten Musiktitel weiter nur halbherzig blockieren. Die bestehenden Filter seien "erbärmlich", meinte Richterin Marilyn Patel. Vor einem endgültigen Urteil will das Gericht aber noch einen technischen Sachverständigen anhören.

Die einzig gute Nachricht für Napster war, dass das Gericht nicht beabsichtigt, Investoren für mögliche Verstöße gegen das Urheberrecht zur Rechenschaft zu ziehen. "Die Investitionen sind nicht groß genug, um sie haftbar zu machen", sagte die Richterin. Die Bertelsmann AG und die US-Risikokapitalfirma Hummer Winblad sind Napsters wichtigste Unterstützer.

Nach eigenen Angaben hat die Musiktauschbörse bereits 1,7 Millionen Musikdateien gesperrt. Zudem will das Unternehmen Nutzer bestrafen, die die Sperren umgehen und sich geschützte Lieder herunterladen. Die Vereinigung der amerikanischen Musikindustrie (RIAA) wirft Napster vor, dass die meisten urheberrechtlich geschützten Titel weiterhin verfügbar seien. Die Filtersoftware sei nicht ausreichend. Napster hält dagegen, die Musikindustrie habe gar nicht alle Informationen zur Verfügung gestellt, um die Auflagen des Gerichts, alle geschützen Werke zu blockieren, zu erfüllen. Die Richterin schalt die Napster-Anwälte für diese Aussage und sagte: "Sie haben dieses Monster geschaffen. Jetzt sehen Sie zu, wie sie zurechtkommen".

Das Napster-Unternehmen hatte zuvor mitgeteilt, es habe die auf die Katalogisierung von Musikstücken spezialisierte Firma Gigabeat übernommen. Diese habe sehr interessante innovative Technologien entwickelt, und Napster freue sich auf die Zusammenarbeit mit den Gigabeat-Technikern. Mit Hilfe der Gigabeat-Technologie hofft Napster, den Auflagen der US-Justiz Genüge zu tun. Über finanzielle Einzelheiten der Transaktion wurde zunächst nichts bekannt.

Nach Angaben von Napster ist jeder dritte Angestellte inzwischen mit dem Blockieren der Songs beschäftigt. Die Anstrengungen hätten dazu geführt, dass die Nutzer im Durchschnitt nur noch weniger als halb so viele Dateien austauschen wie früher. Dem widersprach das US-Marktforschungsunternehmen Webnoize: Die Anzahl der getauschten Dateien in der letzten Märzwoche sei um 25 Prozent auf 593 Millionen Downloads im Vergleich zur Vorwoche gestiegen.