unlauter

Herzog Telecom: Heute wurde Insolvenz angemeldet

Forderungen von Mobilfunkkunden beziffern sich auf fast 1,5 Millionen Mark
Von dpa / Ramona Jahn

Das Trierer Kommunikationsunternehmen Herzog Telecom AG hat wegen Liquiditätsproblemen am heutigen Montag Insolvenz beim Amtsgericht in Trier angemeldet. Im Rahmen des Insolvenzverfahrens wird die Gelegenheit bestehen, die bereits begonnenen Restrukturierungsmaßnahmen erfolgreich zu Ende zu führen. Wie das Unternehmen am Samstag mitteilte, wird der bisherige Finanzvorstand Werner Plein das Unternehmen verlassen. Seine Position werde Jochen Hirschmann übernehmen. Zusätzlich sollen 20 Filialen geschlossen werden. Die Zahl der Mitarbeiter werde von 211 auf 78 sinken. Werbung und Druckerei sollen ausgelagert werden. Das Call-Center wurde bereits Ende der vergangenen Jahres ausgelagert.

Die Herzog Telecom ist vor allem wegen überzogener Versprechungen bei der Vermittlung von Handy-Verträgen in Schwierigkeiten geraten. So hatte sie Kunden des Mobilfunkanbieters Viag Interkom eine Erstattung der Grundgebühr versprochen. Die aktuell nicht bedienten Forderungen von zusammen 11 800 Kunden bezifferte das Unternehmen auf 750 000 Euro (1,47 Millionen Mark). Wie Aufsichtsratsvorsitzender Günther Hoffmann sagte, sei im vergangenen Jahr die Zahl der Abschlüsse mit Mobilfunkkunden gesunken. Das Unternehmen habe deshalb auf die "wesentlichen Provisionen bei 24- Monats-Verträgen" verzichten müssen.

Dazu schrieb Vorstandsvorsitzender Sven Herzog in einer Mitteilung an den Trierischen Volksfreund: Zur Zeit wird an einer Lösung gearbeitet, um restlos alle Grundgebühr-Rückerstattungsansprüche unserer Kunden zu befriedigen. Die Herzog Telecom hat in den letzten Jahren rund 150 000 Mobilfunk-Kunden mit langfristigen Mobilfunk-Verträgen gewonnen." Herzog hoffte, dass Viag Interkom den Trierern kurzfristig unter die Arme greife und die Verbindlichkeiten gegenüber den Mobilfunk-Kunden übernehme. Nachdem aber keine raschen Lösungen auf den Tisch kamen, will das Unternehmen nun die "Flucht nach vorne" antreten.

Die Geschäfte würden in neuen, billigeren Räumen weitergeführt, hieß es. Das Rückerstattungsmodell werde nicht mehr angeboten. Nach der massiven Senkung der Einstiegpreise bei den monatlichen Mobilfunkgrundgebühren und höheren Preisen bei Prepaid-Handys bestünde nunmehr eine realistische Chance, kurzfristig wieder Gewinne erzielen zu können. Es gebe aber auch Gespräche mit Investoren. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts des unlauteren Wettbewerbs und hat bereits Unternehmensakten beschlagnahmt.