Steht Yahoo nach starken Kursverlusten und Gewinnwarnung vor der Übernahme?
Der Kurs des Internet-Anbieters Yahoo ist am Donnerstag auch an den deutschen Börsen abgestürzt. Der Markt reagierte damit auf die Ankündigung des Unternehmens, dass es einen neuen Geschäftsführer suche und im laufenden Quartal deutlich weniger Gewinn erwarte als ursprünglich geplant. Statt dem noch im Januar vorhergesagten Umsatz von 220 bis 240 Millionen Dollar (rund 440 bis 480 Millionen Mark) würden nur noch 170 bis 180 Millionen Dollar (340 bis 360 Millionen Mark) erwartet, teilte der Internet-Riese am Mittwoch (Ortszeit) in Santa Clara mit. Als Grund nannte Yahoo die "schwierige Wirtschaftslage" in den Vereinigten Staaten, die die Nachfrage nach allen Medienprodukten habe sinken lassen. Noch-Geschäftsführer Timothy Koogle betonte, dass sein Unternehmen keine besondere Entwicklung durchmache: "Alle Firmen in den USA leiden derzeit unter der sich ändernden Konjunktur."
Koogle soll nach Angaben des Konzerns seinen Posten nur noch so lange behalten, bis ein neuer Geschäftsführer gefunden ist. Die Ablösung wurde von Analysten in den USA als Zeichen dafür gewertet, dass das Unternehmen in extrem schwieriger Lage sei. An der US-Technologiebörse Nasdaq kursierten sofort Übernahmegerüchte. Als potenzielle Käufer wurden der deutsche Bertelsmann-Konzern und die französische Vivendi-Gruppe genannt.
Der Handel mit Yahoo-Aktien war bereits Stunden vor den schlechten Nachrichten an der Nasdaq ausgesetzt worden, um Spekulationen und Panikreaktionen zu vermeiden. Offenbar ebenfalls in der Absicht, den Kurs zu stützen, kündigte Yahoo den Rückkauf eigener Aktien im Umfang von 500 Millionen Dollar (rund einer Milliarde Mark) an. Bei der anschließenden Wiederaufnahme sackte der Kurs trotzdem ab, konnte sich dann aber wieder leicht erholen. Bei Nasdaq-Handelsschluss lag die Aktie mit 6,42 Prozent im Minus bei 20,93 Dollar (38,10 Mark). Die deutschen Börsen zogen am Donnerstag nach: Yahoo notierte im elektronischen Handel eine halbe Stunde nach Handelsbeginn bei 19,50 Euro (38,13 Mark) - rund 15 Prozent unter dem Schlusskurs des Vortages.