Online-Handel

Trotz Wachstum kämpfen Internet-Firmen ums Überleben

Zunehmende Akzeptanz kann hohe Kosten nicht ausgleichen
Von dpa / Marie-Anne Winter

Reine Internet-Firmen werden sich trotz guter Wachstumsaussichten des elektronischen Handels künftig laut einer Studie nur schwer behaupten können. Überlebensnotwendig sei für die Händler die Kombination mehrerer Vertriebsstrategien, sagte Armin Sohler von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young bei der Vorstellung einer Umfrage unter 7 200 Online-Kunden und Unternehmen am Freitag in München. Der Wert der einzelnen Bestellungen sei trotz der insgesamt steigenden Umsätze bei vielen E-Commerce-Unternehmen zu gering, als dass die Firmen auf ihre Kosten kommen könnten. "Die Auftragswerte müssen sie anheben, sonst wird vom heutigen E-Commerce- Markt nicht viel übrig bleiben."

Gerade der Online-Handel mit Waren von geringem Wert bei hohen Versand- und Rücknahmekosten lasse viele Unternehmen nicht aus den roten Zahlen kommen. Erst ab einem durchschnittlichen Auftragswert von etwa 150 Mark rechne sich eine Bestellung. Bislang liege er in Deutschland aber nur bei rund 110 Mark. Bei vielen Buchbestellungen mache das Porto oft einen Großteil des Bestellwertes aus.

Die in zwölf Ländern erhobene Studie belege jedoch den Siegeszug des elektronischen Handels, so Sohler. Sowohl die Zahl der Einkäufe vom heimischen PC aus wie auch ihr durchschnittlicher Wert zeigten nach oben. Dementsprechend werde die Erschließung des elektronischen Handels für bislang eher zurückhaltende, traditionelle Unternehmen zum Muss.

Nach Einschätzung der befragten Firmen und Käufer könnten bis 2005 rund zwölf Prozent der Verkäufe in den Bereichen Kleidung, Accessoires und Spielwaren über das Internet abgewickelt werden. Bereits jetzt stünden Bücher, Musik und Unterhaltungselektronik am höchsten in der Käufergunst. Von diesen Produkten könne in diesem Zeitraum sogar bis zu 25 Prozent elektronisch abgesetzt werden.

Die Akzeptanz des Online-Handels habe sich erhöht und werde weiter wachsen, sagte Sohler. Markennamen spielten dabei eine wichtige Rolle. So tätigten rund 85 Prozent der deutschen Verbraucher ihre Bestellung von weniger als fünf Internetseiten aus. Hier biete sich eine Chance für etablierte Unternehmen. Ob "Old oder New Economy", ohne ein breites Sortiment sowie strategische Allianzen im Vertrieb und bei der Zahlungsabwicklung sei es aber "kaum zu schaffen".