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Aktionärsschützer erwägen Klage gegen Telekom

Ron Sommer weiterhin unter Druck
Von dpa / Marie-Anne Winter

Nach der Neubewertung ihres Immobilienbesitzes drohen der Deutschen Telekom jetzt auch juristische Schritte durch Aktionärsvertreter. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) in Düsseldorf kündigte am Donnerstag an, Möglichkeiten für eine Prospekthaftungsklage zu prüfen. Aus Sicht der Aktionäre sei zu klären, warum die Wertansätze für die Immobilien erst jetzt und in solch drastischem Umfang korrigiert worden seien.

Einen Tag zuvor hatte der Bonner Telefon-Riese mitgeteilt, dass sich durch eine Neubewertung des Immobilienstandes um rund vier Milliarden Mark nach unten der Konzernüberschuss für 2000 verringern werde. Durch die Ankündigung stürzte die T-Aktie weiter ab. Bei einem insgesamt negativen Börsenumfeld erholte sich das Papier am Donnerstag leicht.

Die Aktionärsvertreter von der DSW begründeten ihren Schritt damit, dass beim zweiten (1999) und dritten Börsengang (2000) der Telekom das Gebot der Aktualität bei der Prospekt-Erstellung nicht ausreichend erfüllt worden sei. "Der Verdacht liegt nahe, dass die Aktionäre hier nicht - wie notwendig - zeitnah informiert wurden", schrieben die Wertpapierschützer.

In einem Brief an die Konzernmitarbeiter gab Sommer auch den Medien eine Mitschuld an dem derzeitigen Verfall des Aktienkurses: Zwischen veröffentlichter Meinung und Kurs-Entwicklung gebe es Zusammenhänge. Weil die "eher negative Schlagzeile mehr Aufmerksamkeit und Interesse verspricht", habe die Telekom auch noch Probleme in der öffentlichen Berichterstattung. In diesem Zusammenhang wies er Rücktritts-Gerüchten erneut als völlig haltlos zurück. "Die Spekulationen um meine Person in den letzten Tagen entbehren jedweder Grundlage", schrieb Sommer in dem Brief. Als Vorstandsvorsitzender trage er die Verantwortung für die Strategie des Unternehmens. Der daran geübten Kritik habe er sich als Erster zu stellen.