T-Talfahrt

Deutsche Telekom: Konzerngewinn nach unten korrigiert

Neubewertung von Immobilien, T-Aktie verliert weiterhin an Wert
Von AFP / Edward Müller

Die Deutsche Telekom hat ihre Gewinnerwartung für das Jahr 2000 um ein Fünftel zurückgenommen und damit für einen weiteren Sturz der T-Aktie gesorgt. Das Unternehmen begründete den von umgerechnet 14,5 auf 11,5 Milliarden Mark sinkenden Jahresüberschuss am Mittwoch mit einer Neubewertung der rund 12 000 Telekom-Immobillien. Dabei handele es sich um eine "rein bilanztechnische Aktion", sagte ein Konzernsprecher der Nachrichtenagentur AFP in Bonn. Die Bonner Staatsanwaltschaft ermittelt wegen möglicher Überbewertung der Grundstücke und Gebäude bereits seit Monaten gegen die Telekom. Das Verfahren werde wohl "noch längere Zeit in Anspruch nehmen", sagte Oberstaatsanwalt Bernd König AFP. Experten sehen wegen des Falles mögliche Schadensersatzklagen unter anderem von Anlegern in den USA.

Nach Angaben des Unternehmens werden die zum Verkauf vorgesehenen Telekom-Immobilien vor Steuern von umgerechnet 33,6 Milliarden Mark um pauschal 3,9 Milliarden Mark im Wert gemindert. Dies sei notwendig geworden, weil sich die Telekom mit einer neuen Strategie "beschleunigt von einem erheblichen Teil ihres Immobilienvermögens trennen" wolle. Einem Konzernsprecher zufolge tauchen alle Immobilien damit nur noch zum Mindestwert in der Bilanz auf. Die Wertberichtigung habe keinen Einfluss auf die Liquidität und die gewöhnliche Geschäftstätigkeit, betonte das Unternehmen. Die von der Staatsanwaltschaft geprüften Vorwürfe der Falschbilanzierung und Kapitalanlagebetruges würden "weiterhin bestritten". Wegen überhöhter Buchwerte bei den Immobilien hatte der Aktionärsschützer Ekkehard Wenger das frühere Telekom-Management im vergangenen Jahr angezeigt.

Die Telekom habe seit neun Monaten bestritten, dass Wertberichtigungen in ihrem Immobilengeschäft anstünden, sagte der Chefredakteur der Anlegerzeitschrift "Telebörse", Roland Tichy, im Fernsehsender n-tv. Nun könne es nach dem amerikanischen Börsenrecht Klagen von Anlegern geben, die sich getäuscht sähen. "Die Situation ist leider krisenhaft", sagte Tichy. Er kritisierte eine "Salami-Taktik", bei der die Telekom die Wahrheit nur scheibchenweise preisgebe. Der Immobilienwert könne noch um bis zu zwölf Milliarden Mark (gut 6,1 Milliarden Euro) zurückgehen, warnte der Börsenexperte. Ein Telekom-Sprecher sagte dagegen, sein Haus gehe davon aus, dass die nun eingestellten zwei Milliarden Euro der endgültigen Größenordnung entsprächen. Mit Blick auf mögliche Klagen sagte er, die Telekom habe erst jetzt belastbare Zahlen und handele danach.

Analyst Werner Stäblein von der Frankfurter BHF-Bank sagte, spätestens mit der Verkündung des endgültigen Telekom-Jahresergebnisses wären die niedrigeren Immobilienwerte "sowieso herausgekommen". Der Konzern habe noch im vergangenen Jahr geäußert, seine Grundstücke seien mit dem pauschalen so genannten Cluster-Verfahren "korrekt bewertet". Nun müsse die Telekom "jedes einzelne Grundstück, das weniger wert ist, abschreiben, jedes, das mehr wert ist, darf sie aber nicht dazuschreiben". Die T-Aktie werde innerhalb eines Jahres aber wieder auf 42 Euro (gut 82 Mark) steigen, betonte Stäblein.

Ebenso wie France Télécom will die Telekom in den kommenden Wochen für einen Milliardenertrag Anteile am US-Unternehmen Sprint FON abstoßen. Noch im ersten Quartal werde die Telekom ihre Sprint-FON-Aktien zum Verkauf anbieten, kündigte das Bonner Unternehmen nun an. Die derzeit von der Telekom gehaltenen Anteile haben demnach einen Markwert von rund 4,3 Milliarden Mark. Der Bonner Ex-Monopolist erklärte die jetzt eingeleiteten Schritte als Teil seiner Strategie, sich auf die vier Wachstumsbereiche Mobilfunk, Online, Systemlösungen und Festnetz zu konzentrieren.

Die T-Aktie fiel zwischenzeitlich um fünf Prozent und notierte bei 49,60 Mark selbst unter dem Xetra-Schlusskurs vom 15. Dezember 1998. Am Nachmittag lag der Wert bei gut 50,07 Mark noch 4,3 Prozent unter dem Vortagesschluss.