Virus

Chancenlose 'Anna Kurnikova'

Der getarnte E-Mail-Virus richtete bei vorsichtigen Nutzern keinen Schaden an
Von dpa / Edward Müller

Der mit einem Foto der populären Tennisspielerin Anna Kurnikowa getarnte E-Mail-Virus hatte aufgrund der Vorsicht der Nutzer kaum eine Chance. Nach einer ersten E-Mail-Flut in Australien und den USA waren Anwender gewarnt und fielen nicht mehr auf den Virus herein, sagten Experten in der amerikanischen Technologieschmiede Silicon Valley am Mittwoch.

In Deutschland seien ebenfalls "überraschend wenig" Probleme aufgetaucht, so der Virenexperte des internationalen Softwareunternehmens Network Associates, Dirk Kollberg. Microsoft, über dessen Mail-Programm Outlook sich der Virus beim Öffnen des Anhangs mit dem Namen "AnnaKournikova.jpg.vbs" einschmuggelte, war dem Unternehmen zufolge "minimalst betroffen". Ein 20 Jahre alter Mann aus dem niederländischen Friesland gab unterdessen bei der Polizei in Leeuwarden an, er habe den Virus entwickelt. Er hatte sich am Mittwochmorgen freiwillig bei der Polizei gemeldet. Wie ein Sprecher mitteilte, wird dem Mann Beschädigung von Computer-Anlagen vorgeworfen. Nach niederländischem Recht drohen dem Virus-Entwickler dafür bis zu vier Jahre Haft, er wurde jedoch zunächst wieder auf freien Fuß gesetzt.

Deutschland profitierte nach Einschätzung Kollbergs von einem geschärften Bewusstsein, E-Mails nicht unbesehen zu öffnen. Ferner achteten Firmen verstärkt auf die regelmäßige Aktualisierung ihrer Anti-Viren-Programme. Die neueste Version des Outlook-Security-Pakets filtere unsichere E-Mail-Anhänge heraus, versicherte Microsoft- Sprecher Thomas Baumgärtner. "Wir haben keine Hinweise, dass Kunden oder Partner von uns darunter leiden mussten." Diese "schnelle Wolke" sei ohne Gewitter vorübergezogen. Zudem boten auf Anti-Viren-Software spezialisierte Unternehmen innerhalb kürzester Zeit entsprechende Programme auf ihren Webseiten zum Herunterladen an.

Mit den Worten "Ich wollte niemandem schaden, der diesen Anhang geöffnet hat", hatte sich der Niederländer im Internet entschuldigt. Allerdings seien die Nutzer selbst Schuld, wenn sie so unvorsichtig seien und unbekannte Mails öffneten. Die Idee für den so genannten Computerwurm habe er durch eine Marktstudie bekommen, bei der herauskam, dass Internet-Surfer nichts aus den jüngsten Virusattacken wie dem IloveYou-Wurm im vergangenen Jahr gelernt hätten. Experten sind aber geteilter Meinung, ob der Autor der Verantwortliche ist.

Immer häufiger werden Computer-Viren per E-Mail verschickt. Vor allem die Würmer durchstöbern das elektronische Adressbuch der Nutzer und verschicken sich selbst. Neben der totalen Überlastung der Netzwerke können die Virenprogramme beträchtlichen Schaden anrichten. Beim IloveYou-Virus entstand ein Verlust von mehreren Milliarden Dollar. Als Vorsichtsmaßnahme raten Experten immer wieder, keine angehängten Dateien unbekannter E-Mails zu öffnen.