Schnelles Ende?

Online-Zeitungen verlieren in der Gunst der Surfer

Euphorie der Verlage ist bereits verflogen
Von dpa / Frank Rebenstock

Online-Zeitungen werden nach einer Studie der Universität Bamberg für Internetnutzer immer unwichtiger. Die Surfer brächten Zeitungen im Internet immer weniger Aufmerksamkeit entgegen, berichtete der Kommunikationswissenschaftler Prof. Joachim Höflich in Bamberg. Eine Nutzerbefragung dreier lokaler bayerischer Online-Tageszeitungen habe gezeigt, dass die Nutzungshäufigkeit der Zeitungsangebote von 1999 bis 2000 signifikant gesunken sei.

Laut Umfrage stuften im Jahr 2000 nur noch 21,5 Prozent der Befragten Online-Zeitungen als wichtigen Teil ihrer Internet- Gewohnheiten ein. Im Vorjahr waren es noch 30 Prozent gewesen. Gleichzeitig verbrächten User monatlich aber immer mehr Zeit im Internet. Waren es 1999 noch 30 Stunden, stieg die Zeit im Jahr 2000 auf 40 Stunden. Für die Untersuchung wurden 670 Nutzer befragt.

Auf einem von den Mitarbeitern der Forschungsstelle für neue Kommunikationsmedien organisierten Workshop "Die Zukunft der Zeitung" erklärten die Experten, dass die Verlagsbranche fünf Jahre nach dem Einstieg ins Online-Geschäft ihr Internet-Engagement zwar als Zukunftssicherung sehe, Erfolg bringende Strategien aber fehlten. Das Angebot an Internet-Seiten entwickle sich explosionsartig. "Der Aufmerksamkeit der Nutzer sind aber ergonomische und kognitive Grenzen gesetzt", sagte die Leiterin der Untersuchung, Prof. Anna Maria Theis-Berglmair. Der künftige Mediennutzer überlege sich deshalb sehr genau, wie er seine Aufmerksamkeit verwende und für was er zusätzlich Geld zahlen wolle. Der seit Jahren verzeichnete Reichweiten-Rückgang der Verlage schreite daher weiter voran, und die Einnahmen aus dem Anzeigengeschäft schrumpften.

Zudem sind Verlage laut Studie zwar an Nutzern interessiert, aber sie nutzen das interaktive Potenzial des Internets zu wenig. So würden viel zu selten Erkenntnisse aus E-Mails geschöpft, berichtete Prof. Theis-Berglmair. Die Euphorie, die einst in manchen Medienhäusern vorgeherrscht habe, sei verflogen, bilanzierte Christoph Neuberger von der katholischen Universität Eichstätt. Arbeitsplätze im Onlinebereich würden bereits wieder abgebaut, um Kosten zu minimieren.