DFÜ

Countdown für GPRS

D1, E-Plus und VIAG Interkom mit Friendly User Test - D2 startet im Frühjahr
Von Volker Schäfer

Eigentlich sollte der Startschuss für die paketvermittelte Datenübertragung GPRS in den GSM-Mobilfunknetzen längst gefallen sein. "Im Juli geht's los, wir fangen als erster Netzbetreiber weltweit an", verkündete T-Mobil noch im Frühsommer 2000. Los ging es tatsächlich, allerdings erst im August und nur in Form eines Friendly User Tests.

Die wenigen Auserwählten, die seinerzeit am Friendly User Test von D1 teilnehmen durften, waren von der Performance alles andere als begeistert. Zum Teil konnte man jedes übertragene Kilobyte einzeln und mit Handschlag begrüßen. Außerdem funktionierte GPRS nur in einigen wenigen Gegenden. Oft fiel der Service sogar ganz aus.

Parallel baute VIAG Interkom sein GPRS-Netz auf. Im Herbst war es bereits in Berlin und einigen weiteren Ballungsräumen verfügbar. Auch hier gab es enorme Anlaufschwierigkeiten. Diese wurden aber relativ kurzfristig behoben und schon im November konnte man mit bis zu 2,5 kbit/s Daten aus dem World Wide Web ziehen. Diese Datenraten erreicht zwar mittlerweile auch D1, allerdings dauerte es hier fast ein Vierteljahr länger, bis man soweit wie VIAG Interkom war.

Am 6. Dezember verkündete VIAG Interkom schließlich als erster Netzbetreiber den Start seines GPRS-Dienstes. Im Großraum Berlin wurde damit offiziell die paketvermittelte Datenübertragung in den Handynetzen eingeläutet. Anfang 2001 sollte der Dienst zügig auf das ganze Bundesgebiet ausgedehnt werden. Davon hat man allerdings nie mehr etwas gehört.

Derzeit wäre es gerade für VIAG Interkom fatal, GPRS schon anzubieten. Denn die derzeit einzigen verfügbaren GPRS-Handys, die Timeports P7389i und T260 von Motorola, versuchen im Roamingfall ständig, sich beim GPRS-Angebot des Partnernetzes (zum Beispiel T-D1) einzuloggen. Wenn das nicht freigegeben ist - und das ist zurzeit der Fall - werden die Handyakkus innerhalb weniger Stunden leer gesaugt, da das Gerät ja dauerhaft sendet und somit jede Menge Strom verbraucht.

VIAG Interkom war allerdings auch der erste Netzbetreiber, der ein halbwegs faires Tarifmodell für GPRS vorgestellt hat. Bei WAP-Seiten soll ein Klick unter 10 Pfennig kosten. Surft man im Internet, so soll dies weniger als 1 Pfennig pro Kilobyte kosten. Dazu kommen etwa 50 Pfennig pro Online-Stunde. Wer den Dienst oft nutzt, darf sich über zusätzliche Rabatte freuen. Hierzu sind zwar bereits Zahlen durchgesickert, aber offiziell ist nichts davon.

Schon im Sommer hatten D1 und D2 erste Kostenmodelle für GPRS veröffentlicht. Bei D1 soll demnach das Kilobyte 6,9 Pfennig kosten, bei D2 sind Preise zwischen 3 und 5 Pfennig im Gespräch. Sollten die Dienste mit diesen Preisen eingeführt werden, ist kaum davon auszugehen, dass GPRS sich für breitbandige Datenanwendungen durchsetzt. Selbst die heute übliche schmalbandige Datenübertragung mit 9,6 oder 14,4 kbit/s in den GSM-Netzen wäre deutlich preiswerter.

Den absoluten Vogel hat die Nummer drei unter den deutschen Handynetzen, E-Plus, abgeschossen. Nachdem man seit dem Spätherbst 2000 zunächst intern GPRS-Tests durchführte, startete man Mitte Januar auch einen Friendy User Test mit einigen wenigen Teilnehmern.

Stolze 9 Pfennig pro Kilobyte will E-Plus von seinen Testkunden. Bei den Mitbewerbern war und ist das Surfen während des Pilotprojekts kostenlos. Und das ist eigentlich auch fair, denn schließlich helfen die Kunden durch ihre Teilnahme am Betriebsversuch dem Netzbetreiber, noch vorhandene Probleme frühzeitig zu erkennen und ein neues Feature erfolgreich einzuführen.

Teuer wird es für E-Plus-Testkunden dennoch nicht, denn Internet-Verbindungen funktionierten zumindest bei ersten Versuchen in der vergangenen Woche nicht. Lediglich WAP ist bereits nutzbar - allerdings im Gegensatz zu D1 und VIAG Interkom auch nicht schneller als bei einer "herkömmlichen" GSM-Datenverbindung.

Der Marktführer unter den deutschen Mobilfunkanbietern, D2 Vodafone, sieht sich das Geschehen derweil aus der Distanz an und führt GPRS erst im Frühjahr ein. Bis dahin dürfte zumindest die Technik halbwegs laufen, so dass D2 seinen Kunden dann auch ein brauchbares Angebot machen kann.