Umdenken

UMTS: Telefonkonzerne haben dazugelernt

Geldknappheit lässt Unternehmen auf Partnerschaften setzen
Von AFP / Christopher Paun

Die Telefonkonzerne haben nach der milliardenschweren Versteigerung der UMTS-Mobilfunklizenzen in Deutschland dazugelernt. Längst stürzen sich die Firmen nicht mehr blind ins Abenteuer UMTS, sondern sondieren erst einmal die Lage. In der Schweiz wurde die Auktion am Montag in letzter Minute gestoppt, nachdem sich innerhalb von nur einer Woche fünf Bieter zurückzogen und nur noch vier Interessenten für vier Lizenzen im Rennen blieben. "Partnerschaft" heißt bei vielen Anbietern offenbar die Devise, um einigermaßen flächendeckend und ohne hohe Kosten in Europa präsent zu sein.

Hatte die Vergabe der UMTS-Lizenzen in Deutschland noch knapp 100 Milliarden Mark gebracht und zuvor in Großbritannien 22,48 Milliarden Pfund (73 Milliarden Mark), gingen die zum Hoffnungsträger verklärten Multimedia-Lizenzen zuletzt für vergleichsweise klägliche Beträge über den Tisch. Bei der österreichischen Auktion wurde deutlich, dass die Bieter keinesfalls mehr Geld ausgeben wollten als notwendig: Nur in Tippelschritten wurden die Gebote erhöht, nach zwei Tagen war alles vorbei. Die Wiener Regierung erlöste schließlich 1,63 Milliarden Mark für insgesamt sechs Lizenzen. Ursprünglich waren bis zu 5,7 Milliarden Mark erwartet worden.

Robert Halver vom Kölner Bankhaus Delbrück sieht dahinter einen notwendigen Strategieschwenk der Telefonanbieter. "Weil nach den großen Auktionen in Großbritannien und Deutschland kein Geld mehr da ist, suchen die Interessenten nach Alternativen." Halver geht davon aus, dass Gespräche zumindest im Vorfeld der Auktionen üblich sind. "Sicher werden die mit ihren Konkurrenten reden und sich dann gegebenenfalls zurückziehen." Wer nicht an den Versteigerungen teilnimmt, könne dann über eine Kooperation mit einem Lizenznehmer die Abdeckung des Marktes erreichen. "Es gibt viele Möglichkeiten, sich hier zu verbinden."

Druck auf die Konzerne, das UMTS-Engagement möglichst niedrig zu halten, erzeugen neben den Lizenzkosten auch die Milliardenbeträge, die anschließend in den Aufbau der Netze gesteckt werden müssen. Andreas Hoffmann von der Hamburger Unternehmensberatung Mummert und Partner vermutet, dass bei UMTS häufig die Betreiber am besten fahren werden, die gar kein eigenes Netz unterhalten. Während die Konkurrenten in den kommenden beiden Jahren hohe Summen in die Netze und Zinszahlungen für die Lizenzkredite stecken müssten, "ohne einen Pfennig durch UMTS zu verdienen", könnten diese Unternehmen ruhig abwarten, bis die Netze stehen und sich dann einen Partner suchen. Durch die hohe Zahl der Anbieter werde eine solche Strategie voraussichtlich relativ kostengünstig unzusetzen sein.