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Internet nur für Reiche?

DIW-Studie warnt vor Benachteiligung einkommensschwacher Haushalte
Von AFP / Steffen Pospischil

Der regelmäßige Computer- und Internetnutzer in Deutschland hat Abitur und ein überdurchschnittliches Einkommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Donnerstag veröffentlichte Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Einkommen, Bildungsgrad, Alter und Geschlecht bestimmten die Häufigkeit, mit der die Deutschen auch privat die neuen Medien nutzten. So seien 52 Prozent der wohlhabenden Haushalte mit einem PC ausgestattet, jedoch nur 30 Prozent der einkommensarmen. Der "Einkommenseffekt" benachteilige häufig Kinder allein erziehender Eltern, warnte das DIW. Von diesen seien nur 32 Prozent in der Lage, dem Nachwuchs einen Computer zur Verfügung zu stellen. Kinder in wohlhabenden Haushalten könnten indessen zu 62 Prozent auf einen PC zurückgreifen.

Bedenklich sei dies mit Blick auf die späteren Berufschancen. Im vergangenen Jahr hätten rund 52 Prozent der Arbeitsplätze Computerarbeit erfordert. Dabei arbeiteten 80 Prozent der Berufstätigen mit Hochschulreife am Computer, bei den Hauptschulabsolventen waren es nur 36 Prozent, ermittelte das DIW. Vor allem die Bildung spiele in Beruf wie Freizeit eine wesentliche Rolle bei der Computernutzung. "Mangelnde Erfahrung mit der Nutzung eines Computers könnte die ohnehin schlechteren Arbeitsmarktchancen von Erwerbstätigen mit Hauptschulabschluss verfestigen," heißt es in der Studie.

So nutzten 20- bis 64-Jährige mit Abitur den PC in ihrer Freizeit je nach Altersgruppe doppelt bis dreimal so häufig wie Gleichaltrige mit Hauptschulabschluss. Eine aktuelle Umfrage unter 16- bis 17-Jährigen habe zudem ergeben, dass drei viertel der Gymnasiasten und Fachoberschüler im Internet surften. Bei den Hauptschülern beschäftigten sich immerhin noch 60 Prozent der Jungen, aber nur 25 Prozent der Mädchen mit dem Internet. Generell benutzten Männer den PC in ihrer Freizeit mehr als doppelt so häufig wie Frauen. Am Arbeitsplatz gebe keine geschlechtsspezifischen Unterschiede.

Das Gefälle bei der privaten PC-Nutzung zwischen West- und Ostdeutschland führt die Studie auf die unterschiedlichen Einkommensstrukturen zurück. Demnach waren 1998 im Westen 37 Prozent der Haushalte mit einem Computer ausgestattet, aber nur 27 Prozent der Osthaushalte. Das DIW hatte für seine Studie in den vergangenen zwei Jahren 7500 Haushalte befragt.