2000

Ausblick II: Was bringt 2000?

Neue Alternativen beim Thema Internet - und endlich bezahlbare Pauschaltarife
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Der Festnetz-Hit des abgelaufenen Jahres war Internet by Call. Existierten Anfang '99 derartige Angebote nur vereinzelt und zu hohen Preisen, erreichte Ende '99 die Zahl der Internetminuten bei einigen Anbietern bereits die Zahl der Festnetzminuten! Begleitet wurde die Entwicklung von einer stürmischen Preisentwicklung für das Internet. Bezahlte man noch Anfang '99 bis zu 8 Pfennig pro Minute alleine für das Ortsgespräch für die Einwahl in das Netz, so sind Ende '99 in den Kosten von Internet by Call von maximal 5 Pfennig pro Minute nicht nur die Einwahl-, sondern auch die Onlinekosten enthalten. Die Folge ist, dass ein Wenignutzer (10 Stunden online im Monat) hierzulande für das Onlinevergnügen bereits weniger bezahlt als in den USA, wo 20 Dollar monatliche Pauschalgebühr die Regel sind. Dieser Trend wird sich im Jahr 2000 fortsetzen, so dass auch der Durchschnittsnutzer (20 Stunden online im Monat) nicht mehr als 40 Mark im Monat bezahlen muss.

Vielnutzer, die mehrere Stunden täglich online sind, hängen hingegen weiterhin in der Falle der unermüdlich mittickenden Gebührenuhr. Zwar gibt es erste Flatrate-Angebote, doch sind diese mit monatlichen Preisen von 150,- bis 250,- Mark, einmaligen Einrichtungsgebühren von bis zu 300,- Mark und abschreckenden Geschäftsbedingungen wie 12 Monate Laufzeit, Vorkasse oder einseitigen Kündigungsrechten für den Anbieter nicht gerade attraktiv. Abgesehen davon stehen viele Flatrates auf wackligen Füßen: Über den Interconnect läuft die Gebührenuhr ja weiter; lediglich das Gebührenrisiko verschiebt sich vom Surfer zum Flatrate-Anbieter. Ausnahmen von dieser Regel sind das Angebot von Arcor, die einen eigenen Anschluss für den Kunden einrichten, sowie die diversen "BerliKomm-Flatrates", die möglich werden, da BerliKomm kein Entgelt für Verbindungen zu anderen BerliKomm-Kunden nimmt.

Die Angebote von Arcor und BerliKomm werden Schule machen und hoffentlich bald bundesweit Nachahmer finden. Preislich dürfte der Massenmarkt erreicht werden, sobald ein ISDN-Telefonanschluss inklusive unbeschränktem Internetzugang für 100 Mark monatlich im Angebot ist. Das Arcor-Angebot kostet zur Zeit allerdings noch das Doppelte davon. Doch preislich dürfte noch Luft sein: Die Miete des Kupfer-Anschlusskabels von der Telekom kostet inklusive Mehrwertsteuer ca. 30 Mark im Monat. Zu diesen kommen allerdings noch die Kosten für die Vermittlungstechnik und die Onlinenutzung hinzu.

Wo wir schon beim Kupfer sind: DSL erhöht die Geschwindigkeit drastisch, ist allerdings vorerst nur in Ballungsräumen verfügbar und nur gegen hohen Aufpreis. Ob das für Internet-Surfer ausgelegte ADSL das Rennen macht (schneller Downstream - langsamer Upstream) oder das für professionelle Datennutzer gedachte symmetrische SDSL, wird aber dieses Jahr noch nicht entschieden werden. Zu hoffen ist auch hier auf einen Preisrutsch: Arcor dürfte mit der Flatrate, die ab dem Frühjahr über 128-kbit-DSL zum Kunden kommt, den Anfang machen.

Neben der Möglichkeit, die Kupferkabel der Telekom zu mieten, werden die Konkurrenten auch die Funktechnologie für den Anschluss ans Internet nutzen - zumindest dort, wo höhere Bitraten als die ISDN-üblichen 64 bzw. 128 kbit benötigt werden. Allerdings sind Endgeräte für den PMP-Richtfunk (Point to Multipoint) weiterhin teuer. Den Durchbruch für die schnelle Funkanbindung des Privatkunden dürfte daher erst UMTS bringen, das flexibler als das bisherige GSM sowohl mobile als auch fest installierte Endgeräte versorgen kann.

Ebenfalls dem Funkbereich zuzuordnen ist Internet via Fernsehsatellit. Nachteil in diesem Fall: Der Rückkanal läuft weiterhin über das Telefonkabel, ist also gebührenpflichtig. Somit addieren sich die Kosten für den Satellitenzugang und den herkömmlichen Onlinezugang, insgesamt wird das Internet also teurer statt billiger. Allerdings ist der Download per Satellit schneller, so dass Internetnutzer, die vor allem große Datenpakete herunterladen, weniger Zeit online verbringen und so tatsächlich sparen. Wer hingegen vor allem surft und chattet, kommt vorerst nicht in den Genuss von Preissenkungen per Satellit.

Neben Funk und Kupfer-Doppelader gibt es noch einen dritten Weg ins Haus des Kunden: Das Kupfer-Breitbandkabel der TV-Verteilnetze. Geräte, um dieses Kabelnetz für den Internetzugang zu nutzen, sind serienmäßig lieferbar und werden bereits rund um den Globus eingesetzt. Einzig die Deutsche Telekom verhindert durch ihre nun schon seit mehreren Jahren währende Verzögerungsstrategie beim Kabelnetzverkauf diese Anwendungsmöglichkeit. Hier ist zu hoffen, dass die weiterhin in Bonn ansässige Regulierungsbehörde systematisch den Druck auf die Deutsche Telekom erhöht. Denn das Kabelnetz nur für TV zu verwenden, heißt, eine milliardenschwere Ressource teilweise ungenutzt im Erdreich herumliegen zu lassen.

Dort, wo regionale Firmen die Hoheit über das Fernsehkabelnetz haben, bieten diese bereits Hochgeschwindigkeitszugänge zum Internet für unter 100 Mark an. Würde das Kabelnetz verkauft, würde ein ähnliches Angebot kurzfristig allen Haushalten innerhalb der dicht besiedelten Gebiete zur Verfügung stehen.