Zankapfel

Call by Call abermals bedroht

Deutsche Telekom will ab April 2000 nicht mehr für die Konkurrenten abrechnen
Von Andreas Schlebach

Die Deutsche Telekom lehnt das Inkasso für die Wettbewerbsunternehmen künftig vollständig ab. Kunden würden zwar wie bisher nur eine einzige Telefonrechnung von der DTAG erhalten, sollten die Rechnungsbeträge der Wettbewerber aber einzeln selbst überweisen. Mit diesem heute in Köln vorgelegten Angebot der DTAG sind nach Ansicht des Dachverbandes der privaten Telefonanbieter VATM die Verhandlungen zu den neuen Inkasso-Verträgen praktisch gescheitert, bevor sie begonnen haben.

Hintergrund sind Streitigkeiten zwischen dem Ex-Monopolisten und seinen Herausforderern über die Auslegung der Telekommunikations-Kundenschutz-Verordnung (TKV), nach der den Kunden das Recht zusteht, alle Rechnungsbeträge weiterhin allein an die Deutsche Telekom zu bezahlen. Diese argumentiert aber, das Inkasso und insbesondere Mahnverfahren und Beitreibung seien zu teuer. Daher hatte die DTAG in der Vergangenheit schon einmal eine neue Minimalgebühr von 80 Pfennig pro Kunde und Telefonfirma gefordert, als die laufenden Verträge zur Kündigung anstanden. Nach einem öffentlichen Aufschrei der Wettbewerber war die Vertragslaufzeit daraufhin bis Ende März 2000 verlängert worden.

Nunmehr wollen die Wettbewerber erneut die Regulierungsbehörde anrufen, um "so die DTAG zu einem kundenfreundlichen Verhalten zu zwingen", heißt es in einer VATM-Mitteilung.

Würde sich die Deutsche Telekom mit ihren Vorstellungen durchsetzen, käme dies dem faktischen Ende des Call by Call gleich. Die Möglichkeit, einen Telefon-Anbieter jederzeit frei wählen zu können, ist aber einer der Grundgedanken des liberalisierten TK-Marktes in Deutschland. Es ist nicht zu hoffen, dass die RegTP ein Wesenselement dieses Marktes aufs Spiel setzen wird, indem Sie beim Inkasso zugunsten der Telekom entscheidet.