Druck

Einflussnahme auf die Regulierungsbehörde

Wie soll die neue Behörde dem Druck standhalten?
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Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post hat es nicht leicht: Auf der einen Seite die etablierten Netzbetreiber wie die Deutsche Telekom oder Mannesmann, auf der anderen Seite viele hungrige Telefonfirmen, die möglichst schnell möglichst viel Geld verdienen wollen. Der Dompteur im Ring muss sich mal mit harten technische Fragen, mal mit philosophischen Themen auseinandersetzen: Ab wann ist ein Netz ein Netz?.

Die Diskussion um die Regulierungsbehörde wird in den nächsten Monaten noch schärfer werden. Der neue Bundeswirtschaftsminister Werner Müller hat in einem Interview geäußert, dass er die Deregulierungspolitik noch einmal überprüfen wolle. Über dem Preiskampf würden Milliardeninvestitionen in Leitungswege entwertet.

Also drohen höhere Interconnect-Gebühren. Nur stellt sich die Frage, wer hat etwas davon außer der Deutschen Telekom, die im letzten Quartal trotz der niedrigen Entgelte ihren Gewinn abermals vergrößern konnte? Ganz vorne mit im Rennen um die Gunst der Kunden ist Arcor, die ein solides Netz vorweisen können, das mit Hilfe der Deutschen Bahn AG aufgebaut worden ist. Arcor liegt beim Gesprächsumsatz über Plan und schreibt weniger Anlaufverluste als befürchtet. Es war Arcor, die im Sommer 1997 beim Regulierer geringere Interconnect-Gebühren beantragt hatten, als schließlich im Herbst 1997 festgesetzt worden sind. Jetzt wird mit dem Hinweis auf Firmen wie Arcor für höhere Interconnect-Gebühren geworben. Verkehrte Politik.

In den nächsten Monaten muss der Regulierer die Entscheidung fällen, wieviel die Konkurrenten der Telekom für die "letzte Meile" zu zahlen haben, wenn sie einen Telefonanschluss komplett übernehmen. Die Telekom will fast DM 50,- im Monat für einen Anschluss, die Konkurrenten halten ca. DM 10,- für angemessen. Je höher die Zugangsgebühr ausfällt, desto schlechter wird die Situation für die neuen regionalen Telefongesellschaften. Es bleibt daher zu hoffen, dass der Regulierer dem politischen Druck für "hohe Preise" widerstehen kann.

Günstige Telekommunikation hilft allen: Unternehmen können Ihre Produkte und Dienste leichter in fernen Orten anbieten. Privatkunden können sich länger und ausgiebiger mit Freunden und Verwandten unterhalten. Und ohne günstige Telekommunikation kann auch der Zukunftsmarkt Internet nicht gedeihen. Durch die Deregulierung und Marktorientierung gehen bei der Telekom zwar Arbeitsplätze verloren - aber gleichzeitig entstehen neue Arbeitsplätze bei den Konkurrenten oder im Internet!