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WattOS - das Stromsparlinux im Test

Von Steffen Herget

WattOS Linux Stromsparlinux Test Betriebssystem Auf der Suche nach alternativen Betriebssystemen für das Netbook haben wir uns heute WattOS angesehen, eine auf Ubuntu basierende Linux-Distribution, die sich zum Ziel gesetzt hat, auch auf älteren und schwach bestückten Systemen zügig zu laufen und den Akku zu schonen. Das nicht einmal 500 MB große Live-Image ist nach Eingabe eines Captchas schnell heruntergeladen. Mit Hilsmitteln wie unetbootin kann es flink auf einen USB-Stick übertragen und so für das Netbook fit gemacht werden.

WattOS Linux Stromsparlinux Test Betriebssystem WattOS wurde um das mini.iso von Ubuntu gebaut. Die Installation ist unerlässlich, wenn alle Features ausgereizt werden sollen, denn einige, wie der WattOS Power Manager, sind erst nach einer Installation einsatzbereit oder müssten ohne Installation nach jedem Neustart von Hand aktiviert werden. Gleich beim Booten fällt auf, dass auf überflüssigen Schnickschnack wie einen Splashscreen verzichtet wurde. Das hatte der WattOS-Gründer Biff zwar anders geplant, aber leider funktionierte Splashy nicht mehr mit Ubuntu 9.10 und das Duo USplash-GDM war zu fett. Jetzt flitzen während des Startvorgangs einige interessante Informationen am Auge des Anwenders vorbei, so dass er sich in einer kritischen Minute fragen kann, ob überhaupt alle Systemdienste wie beipielsweise Samba wirklich nötig sind.

Installation mit Hindernissen

WattOS Linux Stromsparlinux Test Betriebssystem Nach dem Downlaod sollte mittels der MD5-Prüfsumme geschaut werden, ob die heruntergeladene Datei in Ordnung ist. In unserem Test muss während des Downloads etwas durcheinander gekommen sein, denn bei der Installation traten I/O-Fehler auf, und da Ubiquity hier weniger tolerant zu sein scheint, hat es die erste Installation kurzerhand komplett abgebrochen. Wurde das ISO-Image korrekt übertragen, sollte die Installation problemlos über die Bühne gehen. In unserem Test bootete das auf einem Kernel 2.6.31 basierende System anschließend innerhalb von 17 Sekunden bis zum Login-Bildschirm. Auch wenn WattOS für Netbooks geeignet ist, ist es nicht speziell für die kleinen Rechner gestrickt worden. Die grafische Desktopumgebung LXDE (Lightweight X11 Desktop Environment) ist flink und ressourcenschonend, aber nicht an kleine Netbookdisplays angepasst, so dass Beschriftungen per default überdimensioniert groß erscheinen. Ein kosmetisches Problem, das via Preferences -> Appearance schnell zu beheben ist. Die netbookspezifischen Funktionstasten funktionierten auf einem Asus Eee PC 901 nur teilweise. Die Bildschirmhelligkeit ließ sich regulieren und WLAN ein- und auschalten, womit die wichtigsten Funktionen abgedeckt werden. Wer das Bedürfnis verspürt, den Rechner per Tastenkombination in Schlummer zu versetzen oder die Lautstärke zu ändern, muss selbst Hand anlegen, um die benötigten Tasten zu konfigurieren.

Die Software

WattOS Linux Stromsparlinux Test Betriebssystem Die Software, die standardmäßig installiert wird, wurde sinnvoll ausgewählt. Neben alten Bekannten wie dem Browser Firefox ind der Multimessenger-Anwendung Empathy ist auch der Spicebird dabei, eine Anwendung, die die Herzen einiger Netcitizen höher schlagen lassen dürfte. Mit dem Collaboration Client Spicebird lassen sich Mails abrufen und versenden, Kontakte und Termine verwalten, Instant Messaging betreiben und Blogs (rudimentär) managen. Weiterhin sind mit Abiword und Gnumeric zwei schlanke Büroanwendungen an Bord, Bilder lassen sich mit dem Gimp bearbeiten. Wer CDs rippen, Musik und Filme abspielen oder, die passende Hardware vorausgesetzt, DVDs brennen möchte, kann auf Movie Player, Exaile, den Audio CD Extractor und Brasero zurückgreifen.

Bedienung und Administration

WattOS Linux Stromsparlinux Test Betriebssystem WattOS lässt sich im Grunde gut bedienen, aber ganz so einfach wie bei Ubuntu bekannt, geht es nicht. In unserem Test wurden USB-Sticks beispielsweise nicht automatisch eingehangen, sondern mussten manuell gemountet werden. Das ist prinzipiell kein Problem, aber wer es braucht, muss wissen wie es funktioniert. Für alltägliche Aufgaben, etwa ein paar Dateien auf der Festplatte herumschubsen, Fotos betrachten oder Passwörter verwalten stehen grafische Helferlein Gewehr bei Fuß und warten nur darauf, dem Anwender zu dienen. Wer kurz mit den Kollegen einen Kaffee schlürfen möchte, kann seinem Zwergenrechner getrost mit Suspend (Hibernate funktionierte im Test nicht) ein Schläfchen gönnen, denn das Gerät wacht problemlos wieder auf. Für eine große Anzahl administrativer Aufgaben gibt es grafische Frontends und Hilfsprogramme. Der Network Manager kümmert sich um die Anbindung ans Netz der Netze, system-config-printer konfiguriert sich um angeschlossene oder über Netzwerk erreichbare Drucker und Benutzer sowie Gruppen lassen sich ebenfalls über eine leicht bedienbare Oberfläche verwalten. Mittels Apt und Synaptic können Anwender ihre Software auf dem neuesten Stand halten und bei Bedarf die gut gefüllten Ubuntu-Repositories nach neuen oder benötigten Anwendungen durchstöbern.

Fazit: WattOS kann überzeugen

WattOS Linux Stromsparlinux Test Betriebssystem WattOS ist ein angenehmer Ubuntu-Ableger, der sich durchaus für Netbooks eignet. Einmal angepasst läuft das System schnell und stabil, die Verwandschaft mit Ubuntu erlaubt Zugriff auf ein reichhaltiges Software-Angebot. Ob und inwiefern weniger Watts im laufenden Betrieb verbraten werden, ließ sich in dem kurzen Test nicht feststellen. Gefühlt wird der angeschlagene und nicht mehr taufrische Akku des Testgeräts in einem Mischbetrieb aus Installieren, Surfen, Konfigurieren und Software updaten, alles mit eingestöpseltem USB-Stick, langsamer leergesaugt (Laufzeit ca. 4,5 h), aber Gefühle sind bekanntlich trügerisch. Auf jeden Fall lässt sich sagen, dass WattOS dem Netbook ordentlich Beine macht ohne nach übermäßig viel Ressourcen zu gieren und sich als durchaus alltagstaugliche Distribution eignet.