Urheberrechte

Verbände fordern Maßnahmen zum Schutz von Urheberrechten

Wiederholungstätern soll der Internetanschluss gekappt werden
Von dpa / Phong Nguyen

Die Musik- und die Buchbranche wollen beim Schutz der Urheberrechte die Internetanbieter stärker in die Pflicht nehmen. Für das unrechtmäßige Herunterladen aus dem Internet sollten Sanktionen unterhalb der Schwelle von Gerichtsverfahren eingeführt werden. Das forderten der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Alexander Skipis, und der Geschäftsführer des Bundesverbandes Musikindustrie, Stefan Michalk, heute in Berlin. Danach sollten illegale Nutzer nach dem Vorbild Frankreichs zunächst warnende E-Mails der Internetanbieter erhalten. Wiederholungstäter müssten mit einer Sperre des Internetzugangs rechnen oder mit einer Verlangsamung der Zugangsgeschwindigkeit. Anlass für die Forderungen ist der Tag des geistigen Eigentums am 26. April.

"Es gibt kein Konzept zum Schutz des geistigen Eigentums im Internet-Zeitalter", beklagte Skipis. "Die Hälfte aller Downloads bei Hörbüchern sind illegal." Als Beispiel nannte er Hörbücher von Harry Potter-Romanen, die im Netz bei 250 000 Adressen herunterzuladen seien. Michalk sagte, seit 2004 seien wegen unerlaubten Downloads von Musik bundesweit etwa 100 000 juristische Verfahren eingeleitet worden. Das habe zwar dazu geführt, dass sich die Zahl der illegalen Übertragungen inzwischen auf 300 Millionen im Jahr halbiert habe. "Aber keiner hat Interesse daran, 100 000 Leute zu verklagen." Warnungen per Mail und Internet-Sperren seien zeitgemäße und angemessene Reaktionen.

Eine Kultur-Flatrate, mit der Internetnutzer eine Pauschale für Urheberrechte zahlen sollten, lehnten die Verbände ab. "Das ist der komplette Unsinn", sagte Skipis. Er warf JustizministerinB rigitte Zypries (SPD) Untätigkeit vor. "Sie versagt komplett in dieser Frage", meinte Skipis. Die Autorin Emma Braslavsky ("Das Blaue vom Himmel über dem Atlantik") forderte eine massive Aufklärungskampagne wie beim Thema Aids und kritisierte, die Künstler würden in die Rolle von Polizisten gedrängt. Der Musiker Christopher von Deylen alias "Schiller" meinte: "Keiner von uns hat Interesse daran, sich Musikfreunde in Handschellen vorzustellen."