Kontaktdaten

Erste Erfahrung mit der .tel-Domain

Seit März 2009 kann jedermann zentral Kontaktdaten bekannt geben
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Die Hoheit über die eigenen Daten auf der einen Seite und die Erreichbarkeit für Freunde, Bekannte, Kollegen oder Kunden auf der anderen bleiben ein spannendes Thema. Da erscheint die neue .tel-Domain, die neues Futter für Datensammler anbietet, eher anachronistisch, doch sie hat - vernünftig eingesetzt - durchaus ihren Reiz. Wir haben ein entsprechendes Angebot gebucht und erste Erfahrungen gesammelt.

Bei .tel-Domains wird das bekannte System der Namensauflösung (DNS) so genutzt, dass die Nutzer bestimmen können, wer auf welche eigenen Kommunikationsmöglichkeit (Telefon, E-Mail, Webseite etc.) zugreifen darf.

Normalerweise wird das DNS benutzt, um den Domainnamen in eine IP-Adressen umzusetzen. Wenn ein Benutzer z.B. www.teltarif.de in seinen Browser eintippt, ermittelt der DNS die so genannte IP-Adresse (212.91.245.7). Sie könnten auch http://212.91.245.7 in Ihren Browser eingeben, das funktioniert auch dann, wenn das DNS einmal gestört sein sollte. Die IP-Adresse führt dann zu den gespeicherten Seiten auf einem Server, damit sie abgerufen werden können. Während bei Privatkunden der Server meist bei einem Dienstleister steht, könnte er bei professionellen oder kommerziellen Anbietern auch im eigenen Hause stehen. Wichtig ist, dass das DNS die richtige IP-Adresse kennt.

Bei .tel ist das etwas anders. Hier werden statt der IP-Adressen gleich die Inhalte im DNS-Server gespeichert. Das erlaubt eine "Click-to-Communicate"-Funktionalität z.B. auf einem WAP- oder Web-fähigen Handys.

Beim Aufruf der .tel-Seite vom Handy kann das System seine Stärken voll ausspielen. Man ruft die .tel-Seite auf, klickt auf die Telefonnummer und das Mobiltelefon wählt sofort die Verbindung, sofern es die entsprechenden Befehle beherrscht (was die aktuellen internetfähigen Handys tun). Wir haben es mit einem nicht mehr ganz so taufrischen Nokia 6600 (Serie 60) und einem Nokia N80 ausprobiert.

Hinterlegte Telefonnummern direkt vom Handy anwählen

Klickt man am PC auf eine Telefonnummer einer .tel-Webseite, wird das Wahlprogramm, das mit dem "callto:"-Protokoll verknüpft ist, gestartet. Ist z.B. Skype auf dem PC installiert, versucht dieses Programm, eine Verbindung aufzubauen, wenn man es zulässt. Alternativ kann von der Webseite eine VCF-Datei heruntergeladen werden, das Visitenkarten-Format verstehen längst die meisten Handys, PCs mit Standard-E-Mail-Programmen wie Outlook (Express), Thunderbird, Pegasus etc. sowieso.

Selbst wer mit HTML-Programmierung auf Kriegsfuß steht, kann die eigenen Kontaktdaten seiner tel-Seite jederzeit ändern, dazu muss nur die Konfigurationsseite des .tel-Domain-Anbieters aufgerufen werden. Hier findet sich eine Art Content-Management-System, das auf einheitlichen Regeln von Telnic beruht und damit allen .tel-Kunden das gleiche "Look & Feel" bietet. Die Änderungen sind jeweils in Echtzeit sichtbar.

Entscheidend: .tel-Domaininhaber benötigen hierfür keine eigene Website und keinen separaten Speicherplatz. Der Platz für die eigenen Kontaktdaten wird mit der Domain-Registrierung gleich mitgekauft. Es können Kontaktdaten wie Festnetz- oder VoIP-Rufnummern, Handynummern, E-Mail-Adressen, Web-URLs und kürzere Infotexte veröffentlicht werden. Die Verknüpfung mit Google-Maps erlaubt es, seinen Standort anzugeben. Wer Angst vor ungebetenen Besuchern hat, sollte einen "neutralen" Standort oder gar keinen wählen.

Jeder Eintrag kann mit einem "Label" versehen werden, z.B. "Handy im Büro". Sonderzeichen, wie Striche, Punkte oder Klammern sind nicht möglich. Beispielseiten wie etwa www.emma.tel [Link entfernt] zeigen recht anschaulich, was möglich ist.

Wie kommt man zu einer .tel-Domain?

In der Startphase (Land-Rush-Periode) waren .tel-Domains noch recht teuer, seit dem 24. März dieses Jahres (17 Uhr deutscher Zeit) kann jeder sie zum "normalen" Preis bekommen: Es fallen 17,85 Euro pro Jahr an (also knapp 1,50 Euro im Monat), die Zeit der Mindestregistrierung beträgt ein Jahr.

Die Auswahl eines Hosters kann über die zentrale .tel-Registratur www.telnic.org erfolgen. Telnic selbst vergibt keine Domains an Endkunden. In Deutschland gibt es mehrere meist kleinere Anbieter, die Großen wie 1&1 oder Strato sind noch nicht darunter. Die Bestellung ist ziemlich schnell erledigt, besonders wenn per Kreditkarte bezahlt wird. Kurz nach unserer Bezahlung kam bereits die Bestätigung und eine Kontrolle bei "Whois" von www.telnic.org bestätigte den offiziellen Erwerb.

Keine E-Mail-Adressen

Der Versuch, eine E-Mail-Adresse nach dem Muster wunschname@domainname.tel einzurichten schlug fehl, ebenso der Versuch, die Domain auf eigene Seiten z.B. bei T-Online umzuleiten. Dies ist beim .tel-System bewusst nicht vorgesehen. Eine Anfrage an den Support unseres Hosters wurde binnen 24 Stunden beantwortet, im Domain-Verwaltungssytem findet man via Link den Zugang zum Tel-Domain-System, etwa unter http://live.telhoster.info. Dort muss ein komplizierter Benutzername und ein wahrlich kryptisches Passwort eingegeben werden, dann steht die Oberfläche zur Verfügung. Da wir gleich zu Beginn mit dabei waren, lief das System in den ersten Stunden noch nicht rund und es dauerte nochmal 24 Stunden, bis die gewählte .tel-Domain dann auch aufrufbar war.

Das .tel-Konfigurationsprogramm erlaubt es, mehrere Profile anzulegen, etwa wenn man im Urlaub ist oder zu bestimmten Anlässen. Die jeweiligen Einträge können dann mit den verschiedenen Profilen verknüpft werden.