Streit

Skype: Angriff auf die VoIP-Blockade von T-Mobile

VoIP-Anbieter kritisiert den Mobilfunkbetreiber scharf
Von Björn Brodersen mit Material von dpa

Der Internet-Telefonie-Anbieter Skype wirft der Deutschen Telekom vor, den Wettbewerb zu behindern. Der Hintergrund: Die Telekom-Mobilfunktochter T-Mobile sperrt in Deutschland den Skype-Zugang auf dem Apple-Handy iPhone. Das Unternehmen erklärte dies damit, dass Internet-Telefonie (VoIP) das Netz übermäßig belasten könnte und eine hohe Sprachqualität bei Gesprächen nicht garantiert werden könne. Für Probleme mit der Sprachqualität bei Skype-Telefonaten könnten die Kunden T-Mobile als verantwortlich ansehen, fürchtet die Telekom. Ein Skype-Manager wies dies im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa zurück. Bei Skype können Nutzer untereinander kostenlos telefonieren - damit könnten sie also die T-Mobile-Gesprächsgebühren umgehen.

Skype sei von der Telekom-Entscheidung überrascht worden, sagte Jean-Jacques Sahel, der bei der Tochter des amerikanischen Online-Auktionshauses eBay für Regulierungsfragen in Europa zuständig ist. Die Telekom schränke mit ihrem Vorgehen den Wettbewerb ein: "Die Netzwerkanbieter sollten die Nutzer selbst entscheiden lassen, welche Dienste sie nutzen", sagte Sahel. Skype hoffe nun darauf, dass dies bei der Reform der europäischen Telekommunikations-Gesetzgebung festgeschrieben werde, die in etwa einem Monat beschlossen werden soll.

Die Aussage, Skype sei von der Maßnahme von T-Mobile überrascht worden, erscheint jedoch wenig glaubwürdig. Schließlich untersagen in der Regel auch andere deutsche Netzbetreiber in ihren Mobilfunk-Datentarifen die Anwendung von VoIP- und auch Instant-Messaging-Diensten - es sei denn, der Kunde nutzt und zahlt für einen entsprechenden Dienst seines Mobilfunknetzbetreibers. Diese Nutzungseinschränkungen gelten auch für die vielen mobilen Internet-Flatrates für Notebook- und Netbook-Nutzer, die inzwischen auf dem Markt erhältlich sind. Vielmehr versucht Skype jetzt offenbar, auch hierzulande eine Diskussion über Internet-Telefonate anzustoßen und so Druck auf die Mobilfunkbetreiber auszuüben.

Nokia N97 mit vorinstalliertem Skype-Client

Seit der Veröffentlichung am Dienstag sei die Skype-Software weltweit mehr als eine Million Mal heruntergeladen worden, sagte Sahel. Trotz der breiten Nutzung seien keine Netzwerkprobleme bekannt geworden. "Die technischen Einwände der Telekom sind völlig unberechtigt", sagte Sahel. Skype prüfe nun das weitere Vorgehen, nähere Angaben zu möglichen Plänen machte er nicht.

Bei den Nutzern habe man schon seit langem Interesse an Skype auf dem Handy festgestellt, sagte Sahel. Für das Unternehmen ist der Vorstoß auf Mobiltelefone ein Schlüsselelement der Strategie "Skype Everywhere" ("Skype überall"), sich als Anbieter von Kommunikationssoftware über verschiedene Plattformen hinweg zu etablieren. Dabei sollen die Nutzer über verschiedene Geräte - Telefon, Computer, Fernseher oder Autoradio - auf den VoIP-Dienst zugreifen können.

Im Februar hatte Skype angekündigt, dass der Handy-Weltmarktführer Nokia den Dienst auf einigen Modellen vorinstallieren wird. Als erstes Gerät soll das bald erscheinende neue Flaggschiff Nokia N97 einen Skype-Zugang bekommen, allerdings nur auf bestimmten Märkten.

Um den Umsatz zu steigern, setzt Skype künftig neben Gratis-Gesprächen unter Skype-Nutzern auch auf bezahlpflichtige Dienste. So will der VoIP-Anbieter wie berichtet in das Geschäft mit Unternehmenskunden einsteigen und sich dafür dem weit verbreiteten Netzprotokoll SIP öffnen. Ein weiteres Beispiel für die neue Strategie von Skype ist ein Dienst, der Sprachnachrichten in SMS umwandelt und verschickt. Eine solche Kurzmitteilung kostet den Skype-Nutzer 20 Cent.

Skype hat nach eigenen Angaben mehr als 400 Millionen registrierte Nutzer und gewinnt nach eigenen Angaben im Schnitt jeden Tag 350 000 neue Nutzer hinzu. Wie viele der registrierten Nutzer den Dienst auch wirklich anwenden, ist nicht bekannt.