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Streicheln erlaubt: Samsung NB30 Pro Palm Touch im Test

Von Sebastian Jentsch

Samsung NB30 Pro Palm Touch Test Touchscreen Netbook Das neue Samsung NB30 soll für viele Einsatzmöglichkeiten taugen, der 10-Zöller will als Allzweck-Werkzeug punkten. Hohe Mobilität und ausgewogenen Leistung durch Intel Pine Trail, transportierbar durch unempfindliche Oberflächen und mittlerweile sogar vielseitig durch eine Touchscreen-Variante, die mit dem Finger bedient werden kann. Wir machen den Finger-Test mit Samsungs Business-Mini, dem NB30 Pro Palm Touch.

Wer braucht einen Klapp-Touch-Mini?

Samsung NB30 Pro Palm Touch Test Touchscreen Netbook Zuerst stellen wir mal eine Frage. Wer braucht ein Netbook in 10 Zoll mit einem berührungsempfindlichen Display? Dem iPad- und Tablet-Hype sei Dank wohl einige mehr als noch vor ein paar Monaten. Es wissen dieser Tage Viele über die besonders einfache Bedienbarkeit eines kleinen Computers mit dem Finger. Beim iPad oder auch den Konkurrenzprodukt WePad handelt es sich aber um echte Tablets, also Computer ohne Klappdeckel. Um Samsungs Idee rund um das Touchpanel zu verstehen, müssen wir eine Kleinigkeit über mögliche Nutzer-Szenarien wissen. Das NB30-Pro Palm ist ganz klar als Business-Netbook konzipiert. Auf der Samsung Homepage findet der geneigte Käufer in der Consumer-Rubrik zwar die N220- oder NC10-Kollegen, aber von NB30 fehlt dort jede Spur. Das "Pro" im Namen ist neben der eigentümlichen Beschaffenheit der Oberfläche ein zweites Indiz für den Geschäfts-Mini. Die Tatsache, dass natürlich auch jede Privatperson einen NB30-Pro Palm erwerben kann wiederspricht diesen Indizien nicht. Zig Online-Shops listen sowohl die einfache Palm- (bei Amazon für 315,15 Euro) als auch die erweiterte Palm-Touch-Variante (bei Amazon für 449 Euro). Samsung NB30 Pro Palm Touch Test Touchscreen Netbook Was macht der so genannte Business-User mit einem Touch-Netbook? Wer sich jetzt den Geschäftsführer vorstellt, der am Münchener Flughafen noch schnell vor dem Abflug seine Mails checkt, der liegt mit Sicherheit falsch. Diese Nutzer laufen nicht mit Pine Trail Technik herum, sondern mit leichten 12-, 13.3- und 14-Zollern mit Penryn (Core 2 Duo) oder aktueller Arrandale Technik (Core i5, i7). Der Grund: Netbooks waren und sind einfach zu schwachbrüstig, um mit zig offenen Programmen und riesigen E-Mail Postfächern fertig zu werden. Zudem sind die Auflösungen zu gering, geschäftliche Nutzer suchen 1.600 mal 900 Pixel oder zumindest HD-Ready. Spricht das nun alles gegen den NB30 Pro Palm? Nein, denn es gibt Techniker oder Außendienstler mit weitaus geringeren und komplett anderen Anforderungen an ein mobiles Gerät. Spezielle Einsätze wie Lagerhaltung oder Vor-Ort-Datenerfassung sollen mit dem Finger komfortabler bedienbar sein. Man stelle sich einen Techniker vor, der an großen Maschinen Logfiles mit Fehlermeldungen abliest. Oder einen Wartungsingenieur, der den Zustand von Maschinen kontrolliert. Mit dem NB30 Pro Palm Touch auf der Hand, können sie sich einerseits mit dem Finger schnell in ihrer Spezialsoftware fortbewegen (z.B. Eingabemasken), Ja/Nein-Fragen durch ein schnelles Tippen beantworten und in Auswahlmenüs mit dem Finger wählen. Wenn es dann um Notizen geht, so wird die Tastatur benutzt. Und die ist beim NB30 Pro, wie wir festgestellt haben, in Netbook-Maßstäben erstklassig.

Praxis-Check: Setup der Toucheingabe

Samsung NB30 Pro Palm Touch Test Touchscreen Netbook Die 450 Euro teure Version NB30 Pro Palm Touch ist mit einem berührungssensiblen Touchscreen-Display ausgerüstet. Technisch wird die Finger-Sensorik (resistives Touch) über einen internen USB-Controller gesteuert. Damit die Bedienung perfekt wird, gibt es die Einrichtungssoftware eGalaxTouch. Die Eingabe muss kalibriert werden, damit der Cursor genau dort erscheint, wo sich der Finger befindet. Von unseren Smartphones kennen wir die 4-Punkte-Kalibrierung (vier Ecken). Das Resultat war uns hier aber zu ungenau, weshalb wir zusätzlich die so genannte 25-Punkte-Linearisierung machten. Über die eGalaxTouch Software ist ein Feintuning der Touch-Eingabe möglich ist. Nutzer müssen allerdings etwas Zeit investieren und sich mit den Optionen beschäftigen. Dafür erhalten sie aber eine für ihre Eingabegeräte (Finger, Stylus Pen, beides) eine hohe Genauigkeit. Wer den NB30 Pro Palm Touch für geschäftliche Anwendungen optimieren will, der hat möglicherweise den Wunsch, bestimmte Finger-Gesten mit vordefinierten Aktionen oder mit Programmen zu verknüpfen. Dies ist über die Gesten-Einstellung des eGalaxTouch-Tools möglich.

Praxis-Check: unfriedigendes Feedback

Nach der Kalibrierung konnten wir uns im Web-Browser oder im Bildbetrachter austoben. Die Steuerung war exakt eingestellt. Auf Grund von Verzögerungen war das Feedback der Eingabe oft hakelig. Die Latenzen waren durch die schwache Performance des Netbooks begründet. Man stelle es sich so vor: Wenn der Nutzer etwas anklickt und nicht sofort Feedback bekommt, so denkt er automatisch: Die Eingabe wurde nicht angenommen. Also nochmal mit dem Finger drauf. Die erste Aktion war aber bereits aktiv, weshalb der Rechner nun fälschlicherweise zwei Aktionen startet. Jetzt arten die Wartezeiten schon mal aus, da der schwache Atom-Prozessor zum Beispiel zwei Programme gleichzeitig startet. Es dauerte lange, bis wir lernten immer erst eine kurze Zeit zu warten. Diese Verzögerungen sprechen nicht grundsätzlich gegen die Eingabe mit dem Finger. Das Resultat im Eingabe-Feedback war in unseren Augen aber unbefriedigend. Mit schnellerer Intel CULV-Technik wäre das vermeidbar.

Praxis-Check: Anzeige für Draußen zu dunkel

Samsung NB30 Pro Palm Touch Test Touchscreen Netbook Die Helligkeit des Touch-Displays ist mit 134 cd/m² extrem gering. Das erinnert an Asus Netbooks vor dem Update des Bios im März 2010. Zum Vergleich: Ein Samsung N220 leuchtet mit seiner ebenso entspiegelten Anzeige über 230 cd/m². Die Helligkeitswerte haben nichts mit Akku- oder Netzbetrieb zu tun, denn die Luminanz ändert sich nicht. Hinzu kommt der geringe Kontrast von 191:1. Extrem geringe Kontraste erleben wir zwar bei vielen Netbooks, in Verbindung mit der niedrigen Helligkeit bringt uns das aber eine dramatisch schlechte Sicht unter Sonnenlicht. Bei praller Sonneneinstrahlung kann der Nutzer kaum noch etwas auf dem matten Panel ablesen. Naja, ganz so matt ist es dann auch nicht, wie wir an der Reflexion der Hand sehen können. Im Schatten können wir das TFT gut ablesen. Allerdings macht das Ganze weder Spaß, noch erscheint es uns ergonomisch. Immerhin: Wem die geringe WSVGA-Auflösung mit nur 1.024 mal 600 Bildpunkten stört, der kann selbige auf bis zu 1.152 mal 864 Pixel zwingen. Dies ist nicht bei jedem Netbook möglich. Das verzerrte Bild sieht nicht hübsch aus, aber immerhin passen jetzt Websites (beinahe) auf die Anzeige, die für 1.280 mal 800 optimiert wurden.

Verarbeitung und Haptik: Erstes Ruggedized-Netbook

Hersteller Samsung spricht von einem "widerstandsfähige Duracase-Gehäuse". Das ist nicht gelogen. Mit zwei Händen anfassend können wir die Base Unit oder auch den Deckel nicht verbiegen, gerade letzterer ist ungewöhnlich steif. Die Deckel-Fläche können wir nur mit Kraft eindellen. Druckstellen auf dem TFT? So etwas gibt es hier nicht. Besonders praktisch ist die strukturierte Oberfläche von Deckel und Base Unit. Diese sorgt für eine sehr hohe Griffigkeit. Kratzer oder gar Fingerabdrücke haben auf diesen Flächen keine Chance. Die Fotos sagen alles über den Look aus. Es ist schon ein massiver Kunststoff-Brocken, den wir da in den Händen halten. Nicht jedem wird die einfache Optik gefallen. Wer den NB30 Pro aber einmal in den Händen hält, der kann sich zumindest vorstellen, dass es viele Nutzer gibt, die von den unempfindlichen Oberflächen begeistert sind. Dieser Kleine braucht definitiv keine Schutztasche, denn er wird so wie er ist in den Rucksack oder die Arbeitstasche geworfen. Aus diesem Grund sind wir uns sicher: Die günstigere Non-Touch Version NB30 Pro Palm wird auch unter den Privatkunden für gut 300 Euro viele Freunde finden. Wer doch lieber zum Samsung NB30 mit Touchscreen greifen möchste, dem sei hier noch das Angebot bei Amazon für 449 Euro ans Herz gelegt, mit dem ihr auch gleich mobicroco noch ein bisschen unterstützen könnt.

Fazit: Atom-Schnecke bremst Touch-Spaß

Samsung NB30 Pro Palm Touch Test Touchscreen Netbook Die Eingaben per Finger funktionierten im Test sehr gut, vor allem weil zahlreiche Kalibrierungsoptionen vorhanden sind. Problematisch wirkt sich in unseren Augen die geringe Leistung des Pine-Trail-Minis aus. Diese sorgt für Verzögerungen, die sich negativ auf die erlebte Effektivität der Touch-Eingabe auswirken. Ein Manko ist zudem das leuchtschwache Displaypanel. 134 cd/m² in Durchschnitt sind viel zu wenig, um unter Tageslicht die matte Anzeige ablesen zu können. Gegenüber Consumer-Netbooks bietet das Business-Gerät ein unempfindliches und sehr stabiles Gehäuse, das durch seine Oberflächenstruktur sehr gut in der Hand liegt.

Alle Bilder finden sich wie immer auch im Fotostream von mobicroco auf Flickr.