Knapp daneben

Getestet: Das dritte Moto G patzt trotz LTE und guter Kamera

Das Moto G der dritten Generation soll ein weiteres Ausrufezeichen in der Mittelklasse setzen. Dafür hat Motorola eine bessere Kamera implementiert und das Gehäuse gegen eindringendes Wasser abgedichtet. Aber im Test zeigt sich: Das reicht nicht.
Von Hans-Georg Kluge

Mit purem Android zum Erfolg?

Motorola setzt bei seinen Smart­phones schon seit Längerem auf ein weitgehend unverändertes Android. Konkret betrifft das nicht nur die Optik der Be­nutzer­ober­fläche, sondern auch die Features. Bloatware findet sich kaum - es sind vor allem Google-Anwendungen vorinstalliert. Ergänzend sind einige Ergänzungen von Motorola dabei. Sehr praktisch ist die Funktion Moto Infos, die bei eingehenden Benachrichtigungen das Display des Moto G auch aus dem Standby anschaltet und so einen schnellen Blick auf Nachrichten aller Art erlaubt. Mit Motorola Migrate lassen sich Daten vom alten Handy auf das neue Motorola übertragen - gerade für Ein- und Umsteiger eine wichtige Funktion.

Das Display des Moto G Das Display des Moto G
Bild: teltarif.de
Die Software-Beigaben machen an vielen Stellen Sinn. So hat Motorola zum Beispiel bei der Kamera-App die minimalistischen Einstellungsmöglichkeiten der Google-Kamera überarbeitet. Besonders praktisch ist die App Moto Display, die dafür sorgt, dass eingehende Benachrichtigungen sofort angezeigt werden, auch wenn das Display gerade abgeschaltet ist.

Mit etwas Übung gelingt auch die Gestensteuerung: Die eigens kreierte Moto-App ergänzt das Smart­phone um intelligente Funktionen. Sie aktiviert die Kamera, wenn der Nutzer das Moto G zweimal in der Hand dreht. Zwei Hack-Bewegungen starten oder beenden die Taschenlampe. In unserem Test mussten wir diese beiden Bewegungen erst einmal üben, bevor wir sie zielsicher ausführen konnten.

Mobilfunk, WLAN, Akku: So schlägt sich das Moto G im Alltag

LTE ist beim Moto G der dritten Generation standardmäßig dabei. Die Funkleistung war während unseres Tests recht gut. Im Vodafone-Netz hatten wir noch Netz, wo andere Smart­phones die Verbindung zum Mobilfunknetz nicht mehr aufrecht halten konnten. Da an diesem - vermeintlichen - Funkloch jedoch nur das notorisch phlegmatische Vodafone-EDGE-Netz verfügbar ist, flossen dennoch keine Daten. Immerhin konnten wir erfolgreich einen Anruf tätigen.

Unsere Testtelefonate zeigten, dass die Audioqualität bei Gesprächen zu überzeugen weiß. Wir nahmen keine Verzerrungen oder Stör- und Echogeräusche wahr. Stimmen klangen natürlich und die Verständlichkeit war stets gegeben. Auch die Freisprech-Einrichtung hinterließ einen positiven Eindruck - hier kam es ebenfalls zu keinen akustischen Störungen während unserer Telefonate.

SIM- und MicroSD-Karte finden nebeneinander Platz. SIM- und MicroSD-Karte finden nebeneinander Platz.
Bild: teltarif.de
Um die SIM-Karte einzulegen, muss das Back-Cover entfernt werden. Immerhin gibt es keine umständliche Schlittenkonstruktion, mit dem die SIM-Karte mühselig ins Smart­phone gepfriemelt werden muss. Stattdessen kommt ein klassischer Einschub zum Einsatz.

WLAN unterstützt das Smart­phone natürlich, allerdings nur im 2,4-GHz-Bereich. Angesichts der Preisklasse ist das kein Beinbruch, technisch betrachtet aber problematisch. Immerhin gilt das 5-GHz-Spektrum als beste Möglichkeit, schwächelndes WLAN auf Trab zu bringen. Dabei hätte Motorola mit 5-GHz-WLAN für die Preisklasse eine Duftmarke hinterlassen können.

Im Test zeigte sich die Akku-Leistung erwartungsgemäß zufriedenstellend. Im PCMark-Test hält das Moto G der dritten Generation 5 Stunden und 17 Minuten durch. Eine ganz passable Leistung, zumal bei diesem Test das Display durchgehend auf voller Helligkeit leuchtet. Im Alltag sollten Wenig-Nutzer beinahe durch zwei Tage kommen, Intensiv-Nutzer werden sich am Abend eine Steckdose suchen müssen.

Kamera: 13 Megapixel für tolle Fotos?

Motorola Moto G 3

Handy-Kameras sind längst ein unverzichtbarer Bestandteil der Ausstattungsliste. Selbst die günstigsten Einsteiger-Smartphones bringen eine mit. Nur: Gute Bilder machen sie normalerweise nicht. Auch die beiden Vorgänger unseres Testgeräts sind nicht für ihre tollen Kameras bekannt. Beim Moto G der dritten Generation soll sich das ändern: Ein 13-Megapixel-Sensor verspricht nicht nur eine hohe Auflösung, sondern auch tolle Bilder.

Aber hält die Kamera, was Motorola verspricht? Bilder aus unserem standardisierten Testszenario gelingen der Hauptkamera des Moto G ordentlich - zumindest wenn die Lichtverhältnisse gut sind. Der automatische Weißabgleich ist recht präzise, wenngleich das Bild die Farben ein bisschen zu "warm" und etwas blass darstellt. Feine Details im Bereich der Blüte vermag die Kamera aber nicht wiederzugeben. Dafür kommen die Ränder rund um die farbigen Quadrate gut zur Geltung. Bei schlechten Lichtverhältnissen ist das Ergebnis recht dunkel und die Bilder zeigen starkes Rauschen, dennoch bleiben die Farbkanten präzise gezeichnet - farbliches Ausbluten in den weißen Hintergrund gibt es nicht.

Die Rückseite des Moto G Die Rückseite des Moto G
Bild: teltarif.de
Auch die Selfie-Cam haben wir durch unser Testszenario gejagt. Unter guten Lichtverhältnissen schießt die nach vorne gerichtete Kamera schöne Bilder, feine Details kommen aber auch hier unter die Räder. Ist die Umgebung sehr dunkel, bleibt auch das Bild fast schwarz. Wie üblich bei Frontkameras setzt auch Motorola bei der Frontkamera einige Filter ein. Anhand der Bildergebnisse dürfte ein recht starker Rauschfilter mit von der Partie sein.

Im Alltag konnte auch der Blitz überzeugen. Der Dual-Tone-LED-Blitz leuchtet das Motiv gut und hell aus, sodass die Bilder auch unbearbeitet eine recht präzise Farbwiedergabe aufweisen. In feinen Details neigt das Moto G aber auch stets zu wahrnehmbarem Farbrauschen.

Fummelig wird es jedoch, wenn der Nutzer den Fokus manuell beeinflussen möchte. Dafür muss zunächst die Option im Kamera-Menü ausgewählt und dann das "Fadenkreuz" verschoben werden. Wer nur auf den gewünschten Fokus-Punkt tippt, nimmt sofort ein Foto auf.

Damit Sie sich einen eigenen Eindruck der Bildqualität machen können, haben wir die (unbearbeiteten) Bilder für Sie zum Download bereitgestellt:

Einen Überblick über die Ausstattungsvarianten, unsere Einschätzung zum Preis-Leistungs-Verhältnis sowie das Fazit finden Sie auf der dritten Seite.