Aussichten

Handyporto: Quo vadis, Deutsche Post?

14 Monate nach dem Start ist wenig passiert - teltarif.de hat nachgefragt
Von Marc Kessler

Das von der Deutschen Post angebotene und derzeit wieder in ganzseitigen Zeitungs-Anzeigen beworbene Handyporto-Angebot kommt nicht vom Fleck. Auch weit mehr als ein Jahr nach Start des Service, über den Briefmarken bargeldlos und unkompliziert gekauft werden können, befindet sich der Dienst noch in der "Testphase", wie es die Post offiziell nennt. Dabei birgt Handyporto durchaus enormes Potenzial. Knackpunkt sind lediglich die hohen Preise von 95 Cent für einen Standard-Brief und 85 Cent für eine Postkarte. Hinzu kommt pro Anforderung noch das beim Provider anfallende (reguläre) SMS-Entgelt.

Der Handyporto-Service war im August vergangenen Jahres gestartet und Handyporto Handyporto: Zukunftsträchtig, aber teuer
Foto: teltarif.de
kurz darauf von teltarif.de bereits getestet worden. Der Service, bei dem ein 12-stelliger Code vom Handy einfach auf den Brief übertragen werden muss, funktionierte einwandfrei - einzig der hohe Bearbeitungsaufwand macht der Post zu schaffen. Denn mit Handyporto frankierte Briefe werden von den automatischen Briefscannern erst einmal als nicht frankiert erkannt, von einem Mitarbeiter manuell geprüft und dann - mit einem eigenen Handyporto-Label versehen - nach einem zweiten Scanner-Durchlauf weiterbefördert. Schon im August 2008 kündigte ein Post-Sprecher uns gegenüber jedoch an, dieser Vorgang solle automatisiert werden. Passiert ist dies indes jedoch nicht.

Nutzer zahlen für mangelnde technische Umsetzung des Dienstes

Wir haben nun die Gelegenheit genutzt, bei der Post kritisch nachzufragen, wohin das gelbe Unternehmen mit seinem Service eigentlich will. Einerseits wird der Service massiv beworben, andererseits aber wohl nicht mit hoher Priorität weiterentwickelt: Nach wie vor sind lediglich zwei Markenwerte erhältlich und die Preise einfach zu hoch, um eine hohe Akzeptanz bei den Kunden zu erreichen.

Wir wollten wissen: Warum senkt die Post die Handyporto-Preise nicht auf ein nahezu vergleichbares Preisniveau zum normalen Markenpreis in der Filiale oder am Briefmarkenautomaten? Und warum sind nicht beliebige oder zahlreiche Markenwerte zu bekommen, was den leidigen Gang zum Briefmarkenautomaten (der Restgeld nur per Briefmarken auszahlt!) beziehungsweise das Anstehen in der Postfiliale ersparen würde?

Um klare Antworten drückte sich das gelbe Ex-Staatsunternehmen aber leider. Mit der (noch immer andauernden) Testphase wolle man "Erkenntnisse hinsichtlich der Handhabung und der Akzeptanz bei den Kunden" gewinnen. Momentan sei man dabei, "alle Erfahrungen und auch die Anregungen der Nutzer" zu prüfen. "Natürlich sind mit der Ausgestaltung des Service noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft", sagt Post-Sprecher Rolf Schulz. Die hohen Preise indes resultierten aus einem "Kostendeckungsbeitrag für die Bereitstellung des Service' und für die spezielle Bearbeitung der Briefe und Postkarten in den Briefzentren".

Kommentar: Klare Zielrichtung fehlt bislang

Dennoch bleibt die Frage an die Deutsche Post, wohin sie mit dem Handyporto nun will. Lässt man die Nutzer für den Dienst extra bluten, werden diese zumindest nicht in hoher Zahl bereit sein, das Handyporto der klassischen Briefmarke oder dem Automaten vorzuziehen. Handyporto bliebe also wohl weiterhin ein Service für Bequeme, die sich nicht mit den Widrigkeiten von Briefmarkenautomaten und lästigen Filialbesuchen herumschlagen wollen unfrankierter Brief Die Zukunft des Handyportos ist noch offen...
Foto: Deutsche Post
- ganzseitigen Werbeanzeigen zum Trotz. Bislang dümpelt der Dienst jedenfalls seit rund 14 Monaten vor sich hin, ohne bemerkenswerte Änderungen erfahren zu haben.

Andererseits schreibt uns Post-Sprecher Schulz: "Die Deutsche Post bietet mit Handyporto einen innovativen und zukunftsorientierten Service für eine immer mobiler werdende Gesellschaft an." Dann, liebe Post, sollte dieser zukunftsorientierte Service die Nutzer nicht bestrafen, sondern sie - und das funktioniert nun einmal hauptsächlich über den Preis - dazu animieren, den Service auch intensiv zu nutzen. Schließlich spart Handyporto auch die Post auf lange Sicht Geld, da sich der Nutzer um die Frankierung ganz alleine kümmert. Es bleibt also spannend zu sehen, wie innovativ und zukunftsorientiert die Post wirklich sein will und ob sie es schaffen wird, die notwendigen Schritte für ein eigentlich zukunftsträchtiges Produkt (endlich) mit voller Kraft anzugehen.