Sendepause

Google-TV: Suchmaschine schaut in die Röhre

Googles Web-TV-Partner sollen auf CES lieber schweigen
Von Marie-Anne Winter

Google TV: Die Software in noch nicht ausgereift. Google TV kämpft derzeit mit Problemen: Die Software in noch nicht ausgereift.
Bild: google.com
Eigentlich sollte Google TV eine der ganz großen Sachen auf der kommenden CES in Las Vegas werden. Doch genau, wie der Suchmaschinen-Gigant in den vergangenen Monaten auf die Tube gedrückt hat, tritt er nun auf die Bremse. So wie es derzeit aussieht, würde Google gern noch warten: Die Software sei noch nicht ausgereift. Wie die Financial Times Deutschland (FTD [Link entfernt] ) berichtet, hat Google seinen Partnern für das TV-Projekt signalisiert, sich bei der kommenden Leit-Messe der Unterhaltungselektronik doch bitte noch zurückzuhalten. Derzeit krebst Google eher rückwärts als nach vorn, zumindest in Sachen Google TV. So fürchten große US-Sender wie ABC, CBS und NBC, dass Google kein für sie interessantes Geschäftsmodell vorlegen könne und sperren ihre Inhalte für die Google-Plattform.

Google TV: Die Software in noch nicht ausgereift. Google TV kämpft derzeit mit Problemen: Die Software in noch nicht ausgereift.
Bild: google.com
Mit Google TV will Google einen neuen Suchdienst auf allen möglichen Kanälen anbieten, der im herkömmlichen Fernsehen, am PC per Internet und als Smartphone-App verfügbar sein soll. Der Zuschauer kann damit sein eigenes Wunsch-TV-Programm zusammen stellen, aber auch TV-Sender mit ihren Livestreams direkt anklicken. Dazu gibt es auf der Startseite von Google TV eine Suchmaske, die das Netz nach Videoinhalten durchforstet. Als Verbesserung gegenüber dem bestehenden Suchdienst Google Video kann man bei Google TV jedoch auch Links zu Live-TV-Sendern und Inhalte aus Mediatheken oder kostenpflichtigen On-Demand-Diensten finden. Die Steuerung erfolgt über eine Fernbedienung am PC oder per App vom Handy aus. Auch Musikdienste wie Pandora und Napster und natürlich auch Social-Media-Portale wie Twitter sind dabei, außerdem sollen Live-Sport-Events übertragen werden - allerdings gegen Bezahlung.

Zu teuer, zu langsam, zu chaotisch

Für den Empfang braucht man neben Fernsehern, die für den Internet-Zugang ausgerüstet sind, auch spezielle Settop-Boxen. Diese kommen von Logitech und basieren auf Atom-Prozessoren von Intel. Allerdings sind die ersten Nutzerberichte überwiegend negativ: Die Software sei zu komplex und zu langsam. Auch die ersten Geräte von Sony, die für Google TV ausgerüstet wurden, sind nicht unbedingt auf Begeisterung gestoßen. Ganz gleich ob Settop-Box, Fernseher oder auch der Google-TV-fähige Blu-ray Player von Sony: Die Nutzer klagen über chaotische Menüführung und langweilige Inhalte in den jeweiligen Online-Angeboten der beteiligten Fernsehsender. Hier beißt sich die Katze in den Schwanz: Ohne interessante Inhalte wird Google TV nicht zum Laufen kommen. Aber weshalb sollten die Fernsehsender zur Kannibalisierung ihres bisherigen Geschäftsmodells beitragen, in dem sie Google genau diese interessanten Inhalte liefern? Google hat zwar noch nicht verraten, wie Google TV langfristig finanziert werden soll, aber es liegt auf der Hand, dass das genau die Werbemillionen sein sollen, die derzeit noch ins Fernsehgeschäft fließen. Im US-Markt ist das ein Markt mit einem Volumen von etwa 70 Milliarden Dollar, die derzeit in TV-Werbung fließen.

Aber Google ist derzeit Kummer gewöhnt: Das konzerneigene Betriebssystem Chrome OS wird auch erst später auf den Markt kommen, als eigentlich geplant war. "Wir sind noch nicht fertig" räumten die für Chrome OS verantwortlichen Manager in einem Blogeintrag ein. Das scheint auch für Google TV zu gelten.