Frei Sprechen
07.10.2008 13:11

Das neue Markenleitbild der Telekom

Vertuschen, Täuschen, Fehlinformation: Die neuen Werte der Telekom.
teltarif.de Leser tswinner schreibt:
„Die Art und Weise, wie Menschen Zugang zu ihren Daten bekommen und wie sie Informationen bearbeiten und weitergeben, wandelt sich derzeit deutlich.“ (PR-Text der Telekom)

Wer hätte gedacht, dass sich die Ankündigung der Telekom in einer Pressemeldung vom Juli 2008, anlässlich der Einführung eines neuen Markenleitbildes, die Tage auf solche Weise bewahrheiten würde? Inzwischen rollen fast täglich neue Skandmeldungen aus dem Bonner Zentrale der Deutschen Telekom auf uns zu. Erst bespitzelte man Journalisten und Aufsichtsräte, dann kreisten die Daten von 17 Millionen T-Mobile Kunden in kriminellen Kreisen und praktisch zeitgleich die Meldung, dass die Verbindungsdaten von Aufsichtsräten in Aktenordnern abgelegt wurden. Bei der Telekom bewältigt man den Skandal derweil mit dem üblichen Krisenmanagement: Entschuldigungen bei den Geschädigten und Beteuerungen, dass die Sicherheitsstandards angehoben wurden. All dies erfolgte natürlich erst nachdem eine weitere Verheimlichung durch die Aufklärungsarbeit der Medien unmöglich geworden war. Erstaunlich dabei ist, wie sich die Muster ähneln. Zuerst der Skandal, dann die Entschuldigung und am Ende will niemand von etwas gewusst haben. So wusste Ron Sommer genauso viel über Bespitzelungen, wie der Aufsichtsrat vom Datenklau, nämlich nichts. Also wird entweder gelogen und vertuscht oder etwas ist mit der internen Kommunikation beim rosa Riesen nicht in Ordnung. Ist die Telekom nun also kriminell oder dämlich? Wie man es nun dreht und wendet, das Vertrauen der Nutzer ist jedenfalls aufgebraucht. Welche Überraschungen hält der Bonner Kommunikationskonzern noch für seine (ehemaligen) Kunden bereit?

Vertrauen ist jedenfalls nicht angebracht, angesichts der Tatsache, dass sich die Telekom offensichtlich erst seit 2006 mit Hilfe einer „Task Force“ mit dem Datenschutz beschäftigt, wohlgemerkt, nachdem der Schaden angerichtet war. Gut das wir unsere Daten nun in sicheren Händen wiegen können, denn was war die wichtigste Maßnahme dieses „Einsatzkommandos zur Datensicherheit"? Die Einführung der Notwendigkeit komplexer Passwörter zur Sicherung der Datenbank. Eine Maßnahme, welche die Allgemeinheit spätestens seit 2000 zur Sicherung ihrer E-Mail Accounts nutzt.

„"Erleben, was verbindet." ist für die Deutsche Telekom mehr als ein Werbespruch. Es ist ein Markenversprechen gegenüber dem Kunden[...].“ (PR-Text der Telekom)

Für mich ist das Geschäftsgebaren der Telekom Teil einer verqueren Unternehmensethik, in der es offensichtlich in Ordnung ist, sich über Gesetzte, wie das Fernmeldegeheimnis, hinwegzusetzen und Datenschlamperei zum Alltag gehört. Mich verbindet das, was ich gerade erleben darf, jedenfalls nicht mit der Telekom.

3x geändert, zuletzt am 07.10.2008 17:45
Kommentare zum Thema (4)
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Einschätzung zum Vertrauen derTelekom-Meine Erfahrungen
w.schulze antwortet
07.10.2008 15:55
Das Vertrauen der vielen anderen Telekommunikationsunternehmen ist auf keinen Fall besser,im Gegenteil, denn sie nutzen noch intensiver mit vielen unerlaubten Mitteln an Daten zu kommen,um dann wenn möglich viele Kunden unseriös einzufangen. Es werden stellenweise immer noch die älteren Tarife der Telekom zum Vergleich genommen und der Service der Telekom wird schlecht gemacht,dabei ist doch der Service und die Sicherheit bei den anderen Unternehmen auf keinen Fall besser.Ich bin der Meinung,das trotz der Kritik, die D.Telekom sich in Service und Preisangeboten verbessert hat,na ja beim Preis wäre noch eine kleine Anpassung drin,wenn möglich,oder?
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Spam.General antwortet
07.10.2008 17:13
Wer mal bei Arcor oder Alice war - der zahlt bei der DTAG gerne mehr
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seltsamer Vergleich
doublemint antwortet
08.10.2008 16:23
ich finde, man kann nicht die kriminellen Machenschaften (einer) einzelnen/er Person/en auf das Gesamtbild eines Unternehmens übertragen. Wer die kriminelle Energie besitzt, der kann IMMER irgendwelchen Schaden anrichten. Nun dem Unternehmen die Sache in die Schuhe zu schieben unterstützt ja letztenendes noch die Ziele des Kriminellen.

Jeder Call Center Mitarbeiter, jeder Mitarbeiter in den Shops, jeder Servicetechniker bekommt tagtäglich große Mengen an Kundendaten zu sehen weil es für die Ausübung seiner Tätigkeit zwingend erforderlich ist. JEDER von ihnen könnte sich die theoretisch abschreiben, kopieren, sammeln usw., wie bitte soll man das verhindern? Vor Zettel und Stift schützt nichts. Gut, bei 17 Millionen Daten ist das sicherlich ein wenig mühsam, aber gerade wenn es um prominente Persönlichkeiten geht, die auch mal ein neues Handy im Telekom Shop kaufen oder eventuell eine Störung melden, bei denen ein Servicetechniker vor Ort kommt, könnte der Mitarbeiter sich diese Daten ja irgendwo auf einen kleinen privaten Zettel notieren.

Ist dann das Unternehmen schuld?

Ich wäre also vorsichtig mit solchen Vergleichen, es liegt stets in der Verantwortung des Einzelnen seinem Unternehmen Schaden zuzufügen oder einfach nur gewissenhaft seinem täglichen Job nachzugehen.

Wird heute jemand in einer Stadt überfallen, so kann ich auch nicht sagen "Diese Stadt ist kriminell.", nein der Täter ist kriminell, nicht die Stadt.

Gruß,
Stefan
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tswinner antwortet auf doublemint
09.10.2008 14:03
Benutzer doublemint schrieb:
Ich wäre also vorsichtig mit solchen Vergleichen, es liegt stets in der Verantwortung des Einzelnen seinem Unternehmen Schaden zuzufügen oder einfach nur gewissenhaft seinem täglichen Job nachzugehen.

Wird heute jemand in einer Stadt überfallen, so kann ich auch nicht sagen "Diese Stadt ist kriminell.", nein der Täter ist kriminell, nicht die Stadt.

Gruß,
Stefan

Mit meiner Aussage wollte ich auch nicht den einzelnen Mitarbeiter diskreditieren, sondern die Datensicherheits- und Kommunikationspolitik der Telekom ansprechen. Freeuser hat warscheinlich recht mit der Aussage, dass es auch in anderen Unternehmen nicht allzu gut um den Datenschutz bestellt ist. Und überall wo Menschen in Prozesse involviert sind, lässt sich ein Missbrauch der Rechte nicht komplett aussschließen.

Was kann man als Unternehmen dagegen tun? Nun, man kann den Zugriff auf sensible Daten so gut es geht beschränken und protokollieren. Dies geschieht ja auch nun bei der Telekom. Aber warum wird der Schutz der Kundendatenbank erst seit 2006 ernst genommen und nicht schon früher? Von einem Unternehmen mit der Größe und Kompetenz der Telekom, die ja auch zu Teilen immer noch (über die KfW) in den Händen des Staates ist, erwartet man einfach mehr: Mehr Datensicherheit, mehr Kundenorientiertheit, mehr Transparenz.

Und damit kommen wir zu meinem zweiten Punkt, der Kommunikationspolitik. Erst nachdem der Spiegel auf den Datenskandal aufmerksam wurde, sah man sich genötigt die Öffentlichkeit über die Datenpanne zu informieren. Warum tritt die Telekom nicht von sich aus an die Öffentlichkeit und leistet durch ein offensives Vorgehen Dienst am Kunden und bewahrt ihn so vor Schaden? Doch auch an der internen Kommunikation muss es hapern, wenn Vorstände und Aufsichtsräte immer erst durch die Medien von den Spitzeleien und Pannen erfahren.

Es ist der Telekom somit nicht per se ein Vorwurf zu machen. Pannen passieren. Wie man damit umgeht ist die Frage.