Frei Sprechen
30.10.2009 10:31

Das mobile Internet als Fluch

Die Invasion à la iPhone macht mitunter auch Angst
teltarif.de Leser onlineshopper schreibt:
Smartphones werden immer beliebter, zunehmend viele Menschen nutzen die Zeit während einer Bahnfahrt zum E-Mails-Lesen und -Beantworten. Manche soziale Netzwerke haben bereits eigene Mobilfunkangebote für ihre Mitglieder. StudiVZ, Facebook und Twitter per Handy nichts wirklich Besonderes mehr. Tagesordnung.

Immer und überall erreichbar sein

Mittlerweile sind viele Menschen nicht nur mehr per Handy-Telefonie oder SMS immer erreichbar, sondern auch per E-Mail, ICQ oder Sonstigem. Doch ist das wirklich eine Entwicklung, die sich die meisten wünschen? Wie viel Zeit wird jeden Tag dazu benötigt, die verschiedenen medialen Kanäle zu bedienen? Und diese Zeit wird sich perspektivisch immer weiter vermehren schließlich werden zukünftig auch immer mehr Handybesitzer Anschluss an das mobile Internet haben. So zieht das Netz bzw. die Vernetzung immer weitere, unaufhaltsame Kreise.

Schaut mich an!

Gleichzeitig entwickelt sich das ursprüngliche Mobiltelefon zu einem Multimedia-Statussymbol, das jedem, der es nicht ohnehin schon weiß, vermitteln soll: Ich bin wichtig! Schließlich muss ich unentwegt mit hunderten Bekannten und Geschäftskontakten kommunizieren. Ich bin beliebt! Ich bin „am Puls der Zeit“, ich habe die nötige Kompetenz, mit der Technik umzugehen, sie mir zu eigen zumachen. Und, natürlich nicht zuletzt: Vor allem kann ich es mir leisten! Selbst abseits der Bohème greift dieser Trend um sich. Der Künstler, der eben noch einen gesellschaftskritischen Monolog über Konsum und Schnelllebigkeit gehalten hat, holt anschließend sein iPhone aus der Tasche, um seinen Erfolg noch schnell via Blog zu verbreiten.

Sag alles ab!

Doch eine komplette Verweigerung der vielleicht auch ein bisschen hässlichen, neuen Welt lässt sich natürlich nicht realisieren. Wer soll sich schon den nun einmal existenten gesellschaftlichen Fesseln entziehen, ohne sich der Gesellschaft insgesamt zu verweigern? Einsiedler werden? Dennoch: Wünscht man sich nicht manchmal die Zeiten zurück, zu denen man aus dem Haus ging und ab diesem Moment nicht mehr zu sprechen, zu orten nicht mehr zu überwachen war. Mit den sozialen Netzwerken und den Daten, die dort gelassen werden, ist eine solche Kontroll-Horrorvision nicht ganz abwegig. Schließlich werden dort nicht nur persönliche „Eckdaten“ gespeichert, sondern obendrein ein Wust an absolut privater Kommunikation. Überdies musste man in der, zugegeben verklärten Vergangenheit auch die eigene Kommunikation nicht zum repräsentativen Aushängeschild der damit eben nicht mehr sonderlich individuellen Persönlichkeit machen.

Keine Zeit mehr für die „echte Welt“?

Und schließlich die Frage: Wenn wir immer mehr Zeit im Netz verbringen, geht es schließlich zu Lasten der Zeit, die wir tatsächlich, in der Wirklichkeit, in der „echten Welt“ mit den Leuten um uns herum sprechen? Werden wir irgendwann immer mehr Treffen absagen, weil wir an unseren Facebook-Profilen feilen müssen? Wird uns die „richtige“ Kommunikation vielleicht irgendwann einschüchtern, weil man keine Emoticons verwenden kann?
Kommentare zum Thema (5)
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Es liegt doch an Dir selbst
jos antwortet
31.10.2009 11:39
Ich weiß, wo mein Handy den Ausschaltknopf hat.
e-mail lese ich mit dem Handy grundsätzlich nicht, das ist mir zu blöd. Manchmal habe ich unterwegs das Notebook mit - aber auch eher selten.

Ins gesellschaftliche Abseits bin ich damit bisher nicht geraten und direkt Kommunikation liegt mir nach wie vor besser als "online".
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cabal antwortet
31.10.2009 11:58

einmal geändert am 31.10.2009 11:59
ich verzichte vollständig auf das mobile Internet:

Habe drei dsl Anschlüsse: daheim, auf Arbeit, am Zweitwohnsitz. Zudem bei der Freundin. Quasi überall wo ich bin.

Lust auf Mini Smartfone Displays, überteuerte (Iphone) Tarife mit Schnecken UMTS sowie Drosseln bei x GB habe ich keine.

Für Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel mag dies wieder anders aussehen.

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mirakaja antwortet
02.11.2009 10:19
Ein Freund von mir spielt ständig mit seinem iPhone rum. Egal wo, er hat das Ding in der Hand. Letzte Woche ist er nun mit einem Harvester über sein iPhone gefahren. Jetzt ist es hin und sein Bekanntenkreis ist glücklich.
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Erziehung
Telly antwortet auf mirakaja
03.11.2009 16:10
Benutzer mirakaja schrieb:
Ein Freund von mir spielt ständig mit seinem iPhone rum. Egal wo, er hat das Ding in der Hand. Letzte Woche ist er nun mit einem Harvester über sein iPhone gefahren. Jetzt ist es hin und sein Bekanntenkreis ist glücklich.

Das ist auch alles eine Sache der Erziehung. Es gab in meiner Kindheit keine Handies. Ich war auch noch kurz vor den Gameboys jung. Doch mit meinem Walkman durfte ich auch niemanden stören. Egal, ob Besuch da war oder nicht.

Und ich finde es einfach nur höflich, wenn die Klotze ausgemacht wird, wenn man Besuch hat. Heute kann man sich alles aufnehmen und später schauen. Ein bischen Musik im Hintergrund und der Besuch fühlt sich auch wohl. Es gibt heute sog. Familien... wenn man da zu Besuch ist, dann herrscht dort eine Kälte... weil jeder mit irgendwas beschäftigt ist... nur keiner unterhält sich wirklich mit Dir...

Ist das nicht traurig?

Telly
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Ein Stückweit...
vince-k antwortet
04.11.2009 14:59
Ein Stückweit hast du recht mit deiner Kritik.

Aber das ganze hat einen eher pessimistischen Grundton.
Letztenendes ist es auch so, dass gerade diese technischen Spielereien helfen mit Leuten in Kontakt zu bleiben die man sonst vielleicht aus den Augen verlieren würde.

Das es der ein oder andere dabei übertreibt steht außer Frage.
Letztenendes ist es aber immer eine Frage wie man selber auftritt.

Nutze ich das Handy in einzelnen Momenten um mit Freunden zu reden etc. ist das super, mache ich das, während ich unter Freunden stehe ist es unhöflich.

Nichtsdesto trotz bietet doch das mobile Internet die tolle Chance des "räumlichen" wieder aneinanderrückens wo doch gerade in unserer Zeit sich eher alle aus den Augen verlieren.

Letztendlich beweist es nur eins: Der Mensch ist ein soziales Wesen. =))