Smartphones werden immer beliebter, zunehmend viele Menschen nutzen die Zeit während einer Bahnfahrt zum E-Mails-Lesen und -Beantworten. Manche soziale Netzwerke haben bereits eigene Mobilfunkangebote für ihre Mitglieder. StudiVZ, Facebook und Twitter per Handy nichts wirklich Besonderes mehr. Tagesordnung.
Immer und überall erreichbar sein
Mittlerweile sind viele Menschen nicht nur mehr per Handy-Telefonie oder SMS immer erreichbar, sondern auch per E-Mail, ICQ oder Sonstigem. Doch ist das wirklich eine Entwicklung, die sich die meisten wünschen? Wie viel Zeit wird jeden Tag dazu benötigt, die verschiedenen medialen Kanäle zu bedienen? Und diese Zeit wird sich perspektivisch immer weiter vermehren schließlich werden zukünftig auch immer mehr Handybesitzer Anschluss an das mobile Internet haben. So zieht das Netz bzw. die Vernetzung immer weitere, unaufhaltsame Kreise.
Schaut mich an!
Gleichzeitig entwickelt sich das ursprüngliche Mobiltelefon zu einem Multimedia-Statussymbol, das jedem, der es nicht ohnehin schon weiß, vermitteln soll: Ich bin wichtig! Schließlich muss ich unentwegt mit hunderten Bekannten und Geschäftskontakten kommunizieren. Ich bin beliebt! Ich bin „am Puls der Zeit“, ich habe die nötige Kompetenz, mit der Technik umzugehen, sie mir zu eigen zumachen. Und, natürlich nicht zuletzt: Vor allem kann ich es mir leisten! Selbst abseits der Bohème greift dieser Trend um sich. Der Künstler, der eben noch einen gesellschaftskritischen Monolog über Konsum und Schnelllebigkeit gehalten hat, holt anschließend sein iPhone aus der Tasche, um seinen Erfolg noch schnell via Blog zu verbreiten.
Sag alles ab!
Doch eine komplette Verweigerung der vielleicht auch ein bisschen hässlichen, neuen Welt lässt sich natürlich nicht realisieren. Wer soll sich schon den nun einmal existenten gesellschaftlichen Fesseln entziehen, ohne sich der Gesellschaft insgesamt zu verweigern? Einsiedler werden? Dennoch: Wünscht man sich nicht manchmal die Zeiten zurück, zu denen man aus dem Haus ging und ab diesem Moment nicht mehr zu sprechen, zu orten nicht mehr zu überwachen war. Mit den sozialen Netzwerken und den Daten, die dort gelassen werden, ist eine solche Kontroll-Horrorvision nicht ganz abwegig. Schließlich werden dort nicht nur persönliche „Eckdaten“ gespeichert, sondern obendrein ein Wust an absolut privater Kommunikation. Überdies musste man in der, zugegeben verklärten Vergangenheit auch die eigene Kommunikation nicht zum repräsentativen Aushängeschild der damit eben nicht mehr sonderlich individuellen Persönlichkeit machen.
Keine Zeit mehr für die „echte Welt“?
Und schließlich die Frage: Wenn wir immer mehr Zeit im Netz verbringen, geht es schließlich zu Lasten der Zeit, die wir tatsächlich, in der Wirklichkeit, in der „echten Welt“ mit den Leuten um uns herum sprechen? Werden wir irgendwann immer mehr Treffen absagen, weil wir an unseren Facebook-Profilen feilen müssen? Wird uns die „richtige“ Kommunikation vielleicht irgendwann einschüchtern, weil man keine Emoticons verwenden kann?