Aufregung um Kinderpornografie und Gewaltverherrlichung im Internet
Wie auch schon bei ähnlichen Themen – etwa die Sperrung von kinderpornografischen Seiten – werden hier sofort Gegenstimmen laut. Da ist dann vom Beginn der Zensur, von chinesischen Verhältnissen und von Weltfremdheit zu lesen. Es kommen Fragen auf: Sollen dann irgendwann auch Bilder von tagesschau.de verbannt werden, weil da Gewalt drauf zu sehen ist? Oder: Wer will bzw. kann entscheiden, wann etwas gewaltverherrlichend ist und welche Inhalte gesperrt werden sollten? Und auch der Kommentar „Das ist doch nur Wahlkampf-Gelaber“ fehlt natürlich nicht.
Ich persönlich bin da etwas geteilter Meinung. Grundsätzlich – da sind sich wahrscheinlich alle einig – ist es natürlich positiv zu bewerten, wenn etwas gegen Gewalt, Kinderpornografie oder ähnliche Inhalte im Internet unternommen werden soll. Auf der anderen Seite sind die Inhalte im Internet so vielfältig, zahlreich und unübersichtlich, dass es unmöglich scheint, sie alle sinnvoll im Blick zu haben, zu kontrollieren oder zu sperren.
Muss man gleich von Zensur reden?
Übertrieben finde ich allerdings Gegenstimmen, die sofort laut aufschreien, das Wort Zensur in den Raum werfen und scheinbar der Meinung sind, dass nun Meinungs- und Informationsfreiheit im Internet so langsam den Bach runtergehen und irgendwann nichts mehr ohne Kontrolle läuft. Warum muss man immer gleich mit solchen Extremen argumentieren?
Zudem sind die meisten Kommentare nicht sonderlich konstruktiv. Meistens wird einfach nur gemeckert oder sich aufgeregt:
Das Ganze bringt doch sowieso nichts! Die sind ja total weltfremd! Das ist purer Aktionismus! Wir stehen kurz vor der Zensur! Kinder müssen auf andere Weise geschützt werden! Das Internet ist viel zu groß, um es zu kontrollieren! Neben YouTube gibt es noch 100 andere Möglichkeiten, Gewalt zu verbreiten und anzuschauen – was nutzt es da, sich nur auf YouTube zu konzentrieren?
Bessere Ideen?
Vorschläge, wie sich die Probleme vielleicht anders lösen ließen, sehe ich nicht. Ich will gar nicht abstreiten, dass bei Politiker-Aussagen auch immer Wahlkampf und Stimmenfang mit dabei ist. Und sicherlich sind viele Maßnahmen auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein oder bringen möglicherweise überhaupt nichts. Und natürlich muss nicht nur gegen Kinderpornografie oder Gewaltverherrlichung im Internet, sondern auch gegen die Täter und die Sache an sich vorgegangen werden. Aber deshalb ist es ja nicht falsch, ein Auge auf solche Darstellungen zu haben. Das ganze Problem mit „schwierigen Inhalten“ im Internet einfach links liegen zu lassen, ist sicher nicht der richtige Weg. Solange in den Medien darüber geredet wird, ist das Thema wenigstens auf der Agenda und wird nicht totgeschwiegen.
Ich denke, die verschiedenen und viel diskutierten Vorschläge aus unterschiedlichen Kreisen zur Sperrung bestimmter Inhalte drücken einfach eine gewisse Hilflosigkeit aus. Es gibt eben noch lange kein Patent-Rezept. Aber mit irgendetwas muss man ja schließlich anfangen! Und wenn es nur ist, das Thema in die Medien zu bringen oder Vorschläge zu machen. Wenn die vielen Gegenredner und Meckerer brauchbare Ideen haben, können sie sich ja bei den Verantwortlichen melden.