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Geschäftsschädigende Implementierung


13.12.2022 15:17 - Gestartet von Peterdoo
Stellen wir uns vor, es kommt eine Geschäftsperson aus dem Ausland, um ein Millionengeschäft in Deutschland abzuschließen. Der deutsche Geschäftspartner ruft ihn an und wird als anonym angezeigt. Der Anruf wird nicht angenommen. Der VIP spricht ja nicht mit unbekannten. Kurz danach ruft der Wettbewerber aus Frankreich an. Seine Nummer wird angezeigt und der Anruf wird angenommen. Die Geschäftsperson reist beleidigt zum französischen Wettbewerb und schließt das Geschäft dort ab.

Das muss unbedingt verbessert werden.
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[1] wolfbln antwortet auf Peterdoo
13.12.2022 16:33

3x geändert, zuletzt am 13.12.2022 17:01
Benutzer Peterdoo schrieb:
Stellen wir uns vor, es kommt eine Geschäftsperson aus dem Ausland, um ein Millionengeschäft in Deutschland abzuschließen. Der deutsche Geschäftspartner ruft ihn an und wird als anonym angezeigt. Der Anruf wird nicht angenommen. Der VIP spricht ja nicht mit unbekannten. Kurz danach ruft der Wettbewerber aus Frankreich an. Seine Nummer wird angezeigt und der Anruf wird angenommen. Die Geschäftsperson reist beleidigt zum französischen Wettbewerb und schließt das Geschäft dort ab.

Das muss unbedingt verbessert werden.

Da gibt es noch andere Fälle, die denkbar wären.
Kind ist im Ausland unterwegs, will per Handy Eltern in Deutschland erreichen in Notsituation und kommt nicht durch, weil die Eltern ACR (Anonymous Call Rejection) aktiviert haben. Das ist alles nicht schön oder banal.

Ich habe mich bei den Anbietern herumgehört. Die haben zunächst wegen den neuen TKG-Regeln eine temporäre Bastellösung gestrickt. Wohlgemerkt, nicht immer geht die CLIP verloren. Das hängt sehr vom Routing ab, das der Anrufer nicht beeinflussen kann. Selbst Gespräche der gleichen ausländischen Rufnummer, die sich im deutschen Roaming befindet auf eine deutsche Handynummer, werden unterschiedlich angezeigt, je nachdem ob sie das Telekom, Vodafone oder o2-Netz zum Roaming benutzen.

Dennoch könnte man einiges etwas anders sehen als Henning im Artikel. Das TKG wollte Nummernhijacking verhindern, also dass ein "Böser" mit einer gefakten, aber auch echt existierenden Nummer in der Anzeige anruft und dann dem eigentlichen Besitzer dieser Nummer viel Ärger bereitet. Henning hat das selbst erlebt.

Die TKG-Novelle wurde aber mangelhaft durch die Provider umgesetzt. Der Schutz vor Telefonbetrüger ist damit gleich Null. Die konnten schon vorher mit falscher oder anonymer Nummer anrufen und können weiter anonym anrufen, zumal man jetzt anonyme Calls nicht mehr grundsätzlich abweisen sollte. Auch die Rückverfolgung bei diesen Calls ist weiter nicht möglich. Also für das Spamopfer ändert sich zunächst gar nichts.

Die Lösungen von Henning sind aber alle nicht zu Ende gedacht. Zertifikate wären zwar schön, müssten aber weltweit von allen Providern umgesetzt werden, sollten sie funktionieren. Das könnte noch Jahrzehnte dauern. Der Workaround mit * oder # ist auch ungünstig, könnte er z.B. für Rückrufe missbraucht werden und dann öffnen wir dem Ping-Call-Betrugsbereich Tür und Tor.

Es wird wohl mit Laufe der Zeit bessere Nummernfilter geben, wobei momentan klar viel zu viel statt zu wenig gefiltert wird. Beim Roaming muss dann stets eine Abfrage über das Netz des Roamers erfolgen usw. Das wird wohl in der Zukunft noch gebaut werden müssen.

Es ist rechtlich schon ganz richtig gemeint gewesen. Nur hätte man das europäisch umsetzen und zumindest den EU+ Bereich dann auch technisch im Blick haben müssen. Wozu gibt es die BEREC und neue Roamingregeln, wenn man nicht diese Fälle sich anschaut und ggf. einen europäischen Filter baut.

Wie ich höre, wird das zumindest für das Roaming jetzt Jahre dauern, bis es weitgehend gelöst wird. Im Endeffekt ist das doch eine ungewollte kostenlose Werbung für VoIP-Calls über die einschlägigen Apps (WhatsApp, Telegram, Viber, Skype etc.). Da weiß man, wer anruft, spätestens bei Video Calls.
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[1.1] hrgajek antwortet auf wolfbln
13.12.2022 17:12
Hallo,

Benutzer wolfbln schrieb:

Die Lösungen von Henning sind aber alle nicht zu Ende gedacht.

Ich sage ja, das wird dauern. Aber es muss angegangen werden.

Zertifikate wären zwar schön, müssten aber weltweit von allen Providern umgesetzt werden, sollten sie funktionieren.

Das könnte ein Alleinstellungsmerkmal für Qualitätsanbieter sein.

Der Workaround mit * oder # ist auch ungünstig, könnte er z.B. für Rückrufe missbraucht werden und dann öffnen wir dem Ping-Call-Betrugsbereich Tür und Tor.

Die Wahl solcher Nummern ließe sich bestimmt technisch verhindern.

>Im Endeffekt ist das
doch eine ungewollte kostenlose Werbung für VoIP-Calls über die einschlägigen Apps (WhatsApp, Telegram, Viber, Skype etc.). Da weiß man, wer anruft, spätestens bei Video Calls.

Weiß man vielleicht auch bald nicht mehr. Die Spammer werden auf VoiP/OTT Anbieter ausweichen und dort ihr Unwesen treiben. Bei Telegram sieht man das ja heute schon.

Gruß Henning Gajek (Teltarif.de)
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[1.1.1] Peterdoo antwortet auf hrgajek
13.12.2022 17:28

einmal geändert am 13.12.2022 17:49
Benutzer hrgajek schrieb:
Weiß man vielleicht auch bald nicht mehr. Die Spammer werden auf VoiP/OTT Anbieter ausweichen und dort ihr Unwesen treiben. Bei Telegram sieht man das ja heute schon.

Bei VoIP/OTT ist es momentan viel schwieriger für die Spammer weil das ganze nur von einem Betreiber abgewickelt wird. Da kann man nicht so einfach eine andere Identität nutzen. Und sobald jemand einige ungewünschte Anrufe tätigt und diese gemeldet werden, wird der Benutzer gesperrt oder eingeschränkt.

Dass momentan CLIP mal funktioniert und mal nicht ist sicherlich auch deswegen weil es nicht einfach ist festzulegen, wo die Grenzen des deutschen Telefonnetzes sind. Telefónica wird vermutlich viele Anrufe aus den eigenen Netzen im Ausland über O2-DE in die anderen Netze in Deutschland übergeben. Für die Telekom und Vodafone kommen diese Anrufe aus dem deutschen Telefonnetz. Genauso auch wenn Vodafone und die Telekom die Anrufe aus den eigenen oder Partnernetzen in Ausland übermitteln.

Bisher war es bei den Netzen, die immer mehr in die Cloud wandern und immer weniger Bezug zu einem bestimmten Standort haben, nicht vorgesehen, die Anrufe so nach Staatsgrenzen zu trennen. Vodafone hat irgendwann behauptet, dass die nur drei Knotenpunkte für das europäische Roaming betreiben: eines in Deutschland und zwei in Spanien. So kann man nicht so einfach ein Land abschotten.