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fehlerhafte Grundannahme


13.09.2021 14:28 - Gestartet von Cartouche
Henning macht bei m.E. korrekter Einschätzung (MIG=überflüssig) den gleichen Betrachtungsfehler, den viele beim Mobilfunkausbau machen.

"Man soll die Kunden im Funkloch die Wahl lassen, ob es ihnen den Aufpreis wert ist"
Wer sind denn diese Kunden? Die Anwohner? Oder doch vielmehr alle Nutzer des nicht ortsfesten Endgeräts (z.B. Smartphone), die irgendwann einmal am Funkloch vorbeikommen?

Vulgo: Hausbesitzer Meier braucht Glasfaser in JWD: er zahlt den Ausbau auf seinem Grund, er ist der einzige Nutzer
Mobilfunknutzer Jedermann fährt privat oder geschäftlich durch JWD und braucht ein Mobilfunksignal: er ist Premiumkunde mit Sondervertrag "Ausbauversagen" und darf in JWD telefonieren, Nutzerin Jederfrau ohne den Sondervertrag steht weiter im Funkloch?

Hast du es so gedacht, Henning?
Oder sollen Hausbesitzer Meier und seine Nachbarn aus JWD einen Aufpreis auf ihr Festnetz zahlen, damit die Mobilfunknutzer telefonieren können?

Mein Vorschlag: weg mit der Versteigerung, Lizenzen nur gegen Ausbauverpflichtung mit Vertragsstrafen wie z.B. 3 % des Jahresumsatzes für jeden Monat in dem die Verpflichtung nicht erfüllt wurde.
Das können die Shareholder aushalten und motiviert ungemein.
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[1] hrgajek antwortet auf Cartouche
13.09.2021 15:46
Hallo,

Benutzer Cartouche schrieb:

"Man soll die Kunden im Funkloch die Wahl lassen, ob es ihnen den Aufpreis wert ist"

Mobilfunknutzer Jedermann fährt privat oder geschäftlich durch JWD und braucht ein Mobilfunksignal: er ist Premiumkunde mit Sondervertrag "Ausbauversagen" und darf in JWD telefonieren,

Ja.

Nutzerin Jederfrau ohne den Sondervertrag steht weiter im Funkloch?

Ja.

Man könnte natürlich (technisch vermutlich aufwendig) eine Option Meck-Pomm oder eine Option Bayerischer Wald anbieten. Kunde, der in JWD in Meck-Pomm wohnt und die Ausbau-Option gebucht hat, hat dort netz.

Mein Vorschlag: weg mit der Versteigerung, Lizenzen nur gegen Ausbauverpflichtung mit Vertragsstrafen wie z.B. 3 % des Jahresumsatzes für jeden Monat in dem die Verpflichtung nicht erfüllt wurde.

Ja so was. Genau das.
Das können die Shareholder aushalten und motiviert ungemein.

Problem ist bei 800/900 MHz die Frequenzknappheit. Das reicht für D1 bis D3 gerade so, aber für 1&1 ist nix mehr da. wird versteigert, bekommen alle "zu wenig". Da müsste es irgendeine Lösung geben, die den Kunden hiflt.
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[1.1] br403 antwortet auf hrgajek
13.09.2021 16:46
Ist es wirklich das Geld welches die Provider nicht ausgeben wollen? Zum Teil schon, aber zum großen Teil sind es doch die langwierige Suche nach Standorten, die örtlichen Proteste und die langen Genehmigungsverfahren.

Bringen dann Strafen für die Verfehlung von Ausbauzielen etwas? Ich denke nicht.

Nein, ich arbeite nicht bei einem Netzbetreiber.
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[1.1.1] wolfbln antwortet auf br403
13.09.2021 17:55

4x geändert, zuletzt am 13.09.2021 18:17
Benutzer br403 schrieb:

Nein, ich arbeite nicht bei einem Netzbetreiber.

Das glaube ich gerne. Es ist nur immer das Argument der Netzbetreiber. Wenn man es sich genauer anschaut, hängt es immer vom Einzelfall ab.

Die DFMG baut die meisten Funktürme für einen Netzbetreiber. Sie hat auch schon vor einiger Zeit eine Karte von mehreren hunderten Standorten vorgelegt, wo sie Probleme hat oder hatte, wegen örtlichen Widerstands. Das kommt vor, bei diesem Bauträger besonders, weil er baut, wo bisher keiner baute und dabei gerne den funktechnischen Idealstandort haben will. Der ist oft mitten im Dorf, was dann den Dorfbewohnern nicht so gefällt, zumal sie die anderen Betreiber irgendwo auf dem Acker stehen sehen.

Der physikalische Fakt, dass die Strahlung höher wird, wenn der Sender weiter weg steht, ist für manche schwer erfassbar. Das kommt also durchaus vor. Da stimme ich dir zu. Es kommt auch der gegenteilige Fall vor.

Nehmen wir mal einen strukturschwachen Kreis, den wir mal Uckermark nennen. Dort geht eine Autobahn durch, die A soundso. Die sollte seit 2019 voll versorgt sein, wie jede Autobahn. Ist es aber nicht. Es fehlen noch etwa 4-6 Positionen eines Netzbetreibers, etwa 30 km ohne 4G. Das ist dort zufällig der Betreiber, der mit Abstand die niedrigsten Marktanteile hat, weil er im Kreis 4G praktisch erst seit 2 Jahren im nennenswerten Maß ausbaut. Dennoch hat er sich zuvor verpflichtet, die Ausbauziele schon vor 2 Jahren zu erreichen. Er kalkuliert also eine mögliche Strafe ein, weil ein Ausbau für ihn ggf. teurer werden könnte. Bisher ist der damit gut gefahren, weil er immer wieder Aufschub bekam.

Man kann also Beispiele für beide Szenarien finden und beide kommen vor. Während man im ersten Fall eher Nachsicht walten lassen sollte und bei den Bürgern vor Ort vermitteln, sehe ich im 2. Beispiel eine Strafe durchaus für begründet. Wenn allerdings eine Ortslage unter eine kritische Größe fällt, von so etwa 300-1000 Einwohnern (je nach Betreiber), ist das Ausbauinteresse dann auch komplett weg: "nicht ökonomisch zu versorgen".

Daher gibt es bisher keine echten Pläne 4G oder 5G "an jede Milchkanne" zu bringen. Die grauen Löcher (wo nur 1 Betreiber versorgt) sind zudem etwa 3x größer als die schwarzen (wo kein Betreiber versorgt) und von Flächendeckung ist man bei allen 3 Betreibern weit entfernt. Politiker nehmen neuerdings das Wort in den Mund, oft in Zusammenhang mit 5G, nur ist bisher völlig unklar, wo und wie die erreicht werden soll. Es ist noch nicht mal klar, ob nur besiedelte Bereiche oder auch Berge, Wälder, Seen und Küsten gemeint sind.

Die MIG bedeutet aber dennoch einen wichtigen Schritt: sie verlagert die Diskussion von der kommerziellen Entscheidung von drei gewinnorientierten Aktiengesellschaften auf die politische Ebene und damit zu uns, was wir wollen und wieviel wir dafür zu zahlen bereit sind. Politisch wird es sehr schwierig werden, zu entscheiden, Dorflage A zu versorgen und B eben nicht, und es damit seiner Zukunftsperspektiven zu berauben. Es käme ja auch keiner auf die Idee, nur in einen Ortsteil Straße, Strom oder Kanalisation zu bauen.
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[1.1.1.1] br403 antwortet auf wolfbln
13.09.2021 18:17
Ja, verstehe ich, es gibt beide Seiten.

Nur, woran liegt es, dass das Magenta Netz in Österreich besser ausgebaut ist, als das der Mutter in Deutschland? Ist der politische Druck in Österreich höher, oder der Markt verlangt mehr? Oder ist mehr Geld pro Benutzer da? Oder sind die Genehmigungsverfahren einfacher und es finden sind leichter Standorte?

Nur ein Beispiel.