Benutzer mankmill schrieb:
Was gefällt denn nicht? Schmerzen die Wahrheiten etwa oder das fehlende ständig weichgespüle des rot-grün lastigen #DefundOERR?
der Benutzer Testperson schrieb:
Was für ein unfassbarer Artikel. An Naivität und mangelnder Distanz zu dem, was BILD da teilweise veranstaltet, nicht zu überbieten. Mit haarsträubenden "Vergleichen" zugunsten von Springer.
Was soll das Teltarif?
Der gleiche Autor, der unlängst die Öffentlich Rechtlichen in AfD - Manier angriff und sich zu Recht massive Kritik einging, sodass sich der Chefredakteur entschuldigen musste, macht sich erneut an sein missionarisches Handwerk.
Man fasst es nicht.
Das ist halt genau die Crux mit dem Meinungsjournalismus, die Teltarif in Form des Autors betreibt oder die BILD-Zeitung mit dem neuen TV-Kanal: Es wird eine Nachricht "gemeldet", aber nicht als Nachricht, sondern gleich meinungsmäßig eingeordnet, d.h. kommentiert. Das ist dann aber weder bei Teltarif, noch bei Bild gekennzeichnet als persönliche Meinung des Autors.
Der Autor schmeißt hier auch Fakten und seine Ansicht darüber durcheinander. Richtig ist, dass es diesen Meinungsjournalismus noch nicht auf einen eigenen Kanal gibt, sondern bisher nur üblichen "Boulevardjournalismus" bei ARD (brisant), ZDF oder RTL (explosiv) oder Sat.1. Da kann man sich auch fragen, was das soll, aber das Baby von einer Royal oder der Kleinkrieg zwischen B-Promis tut auch niemanden weh und schafft offenbar Quote.
Der Meinungsjournalismus geht einen Schritt weiter und hat nichts mit den "soften Themen" des Boulevards zu tun. Gemeinsam den Meinungsjournalisten ist es, immer die Meinung des Journalisten als die maßgebliche Meinung hervorzuheben, Meldung und Meinung nicht zu trennen und das ganze noch stark zu emotionalisieren. Man kann an den ÖR oder RTL/Sat.1 auch viel kritisieren. Dennoch versuchen sie zumindest seriösen Journalismus zu machen, indem sie das Spektrum abbilden. Ob ihnen das immer gelingt, kann man in Frage stellen. Die Antwort darauf ist aber ganz sicher nicht, nur noch Meinung zu machen und die Meldung dahinter verschwinden zu lassen.
Da wird dann wieder behauptet, sie seien zu "links" oder sonst etwas, aber eine Meinung als die "richtige" oder maßgebliche hervorzuheben, ist jetzt nicht besser. Auch der Springer-Konzern hat klare verbindliche interne Abmachungen mit seinen Redakteuren, was nicht gesagt werden darf und wo die Grenzen liegen (so viel zu der größeren "Freiheit").
Sie unterminieren aber noch in anderer Weise die Demokratie, indem sie behaupten "Stimme des kleinen Mannes" (vielleicht auch gendergerecht .... der kleinen Frau?) zu sein. Das impliziert, dass die da oben völlig die Bodenhaftung verloren haben und die Bundesrepublik ein Elitenprojekt wäre. Dabei versucht der Springer-Konzern mit dem TV-Kanal nach der schwindenden Auflage der Print-Medien einfach ein weiteres Standbein zu finden. Es geht um Einnahmen, Werbung usw. wie bei anderen privat finanzierten Medienhäusern auch.
Wozu dieser Meinungsjournalismus führen kann, zeigt die USA. Dort haben die Medien zu einer Spaltung der Gesellschaft geführt. Es gibt nur den Demokraten nahe stehende Sender (CNN, MS-NBC, CBS) und welche die den Republikanern und Trump nahe stehen (Fox, Newsmax). Es gibt effektiv 2 Wahrheiten in den USA, moderiert von sogenannten "Opinion Hosts", während die Nachricht auf der Strecke bleibt und es nur noch um Meinung geht. Hat uns das in Deutschland wirklich gefehlt?
Sicher ist es nicht immer einfach, Meldung und Meinung zu trennen. Schon alleine durch die Auswahl der Meldung wird gefiltert. Aber man kann es wenigstens versuchen, wie Henning Gajek hier, der in seinen Artikeln eine klare Zäsur macht. Die Meldung mit der dazu passenden Meinung gleich herauszuschreien, wie es Bild-TV macht, entmündigt den Leser/Zuschauer eigentlich, denn sie verhindern es bewusst, sich eine eigene Meinung zu bilden.
Guter Journalismus ist es, alle Fakten auf den Tisch zu legen, möglicherweise die Widersprüche oder Bruchlinien darzustellen oder kontrovers zu diskutieren und dem Leser oder Zuschauer sich sein eigenes "Bild" machen zu lassen.
Die Welt heute ist komplex und schwer zu durchschauen. Es gibt nicht die richtige und falsche Antwort. Eine vernünftige Antwort kann man aber nur bekommen, wenn man alle Fakten kennt und sich danach zu einer Haltung oder Meinung durchringt. Eine fertig verpackte Meinung zu übernehmen ist einfacher, aber eigentlich unmündig.
Ein aktuelles Beispiel: Sicher ist es gerade nicht einfach zu entscheiden, ob man sein Kind impfen lassen soll. Aber jetzt den Corona-Leugnern nachzulaufen, die ein fertiges Konzept haben, wonach das alles Schwindel ist, bedeutet sich aus dieser Entscheidung gestohlen zu haben. Bildet Euch Eure eigene Meinung, auch mit der Gefahr, dass man irgendwann sich eingestehen muss, dass sie vielleicht falsch war (siehe Afghanistan), was Bild auch inzwischen natürlich besser weiß. Ihre Schlagzeilen von 2001, als sie massiv für die Beteiligung der Bundeswehr waren, zeigen sich natürlich nicht mehr oder kritisieren sich.