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Man muss das OpenSignal Ergebnis erklären


20.05.2021 11:16 - Gestartet von wolfbln
6x geändert, zuletzt am 20.05.2021 11:56
OpenSignal ist ein sogenannter Crowd-Source Ansatz. D.h. ihre "Analysetools" verstecken sich häufig in anderen Apps. Damit können sie bestimmte Parameter sehr gut aufzeichnen, weil ihnen sehr viele Daten von vielen Nutzern zur Verfügung stehen.

Der Ansatz hat aber auch Grenzen und ein paar Ungleichbehandlungen, manche mögen auch sagen Fehlerquellen im Aufbau, die man sich klar werden muss. Außerdem ist das datenschutzrechtlich bedenklich, wenn auch anonymisiert.

Wegen der Vielzahl der Ergebnisse ist die 4G Verfügbarkeit sehr nahe an der Realität. Hier wird effektiv protokolliert wie lange das Handy ohne Netz, im 2G, im 3G, im 4G oder auch 5G ist. Auch die OTT-Sprachapps und das Videoerlebnis kann man über eine der Sprach- und Videoapps gut protokollieren. Bei der max. Geschwindigkeit habe ich dagegen meine Zweifel, weil man kaum mit LTEMax runterlädt, vieles gerätespezifisch ist (Carrier Aggregation) und auch am Vertrag hängt.

Das Ergebnis ist ein kleines Erdbeben. Das o2-Netz ist zwar das langsamste, aber in der Verfügbarkeit in allen Großstädten Telekom und Vodafone ebenbürtig. Ob Zellen überlastet sind, zeigt sich nur sekundär in niedrigeren Speeds, nicht aber in der nun guten Verfügbarkeit. Dagegen hat bei der Coverage (geographischen Abdeckung) die Telekom die Nase vorn.

Hier kommt ein weiteres Ungleichgewicht von Crowd-Source in Spiel. Die Mehrzahl der Kunden von o2 ist in Städten wo das Netz inzwischen ganz gut geworden ist. Die Lücken auf dem Land protokollieren die weniger. Dagegen hat die Telekom noch mehr Orte, wo sie alleine mit 4G versorgt. Diese Orte sind jedoch nur mit wenigen Kunden bevölkert und fallen so wenig ins Gewicht.

In allen Großstädten sind die Netze inzwischen sehr nah aneinander dran und haben "statistische Unentschieden". OpenSignal nennt die lokalen Ergebnisse von 25 Städten.

Die Leistung der Telekom in Berlin ist aber ein großes Debakel. Hier hat sie wieder einen Crowd-Source-Test nach Tutela und Computerbild 2020 verloren und landet nur auf Platz #3 in Berlin. Woran liegt es? Ganz klar an 2 Gründen:
(1) kein 4G Netz in 2/3 der U-Bahn
(2) kein 4G Netz auf 800/900 MHz in etwa 1/4 des Stadtgebiets und damit dort große Indoorprobleme.

Vodafone in Berlin steht mit Sendern viel lockerer als Telekom, hat aber (2) flächendeckend, ihnen fehlt auch Teile der U-Bahn (1) und damit Platz #2. O2 hat in der gesamten U-Bahn 4G (1) und im gesamten Stadtgebiet auch LTE 800 MHz Band 20 (2). Deshalb ist o2 richtig auf Platz #1 bei LTE-Verfügbarkeit. Bei o2 ist das Netz mitunter überlastet, was aber dieser Wert nicht widerspiegeln kann.

Vielleicht wacht man endlich mal auf bei der Telekom. Der Vorsprung ist in den Städten so gering geworden, dass sich die massiven Aufpreise für das Telekom-Netz einfach nicht mehr rechtfertigen lassen. Mitunter ist die Telekom dreimal so teuer wie O2 in den Tarifen. Da braucht man sich nicht wundern, dass es 2021 effektiv in Berlin ein volles und zwei leere Mobilfunknetze gibt. In einen leeren Netz ist es auch nicht schwer, der Schnellste zu sein. Anstatt mehr Kapazität über 5G mit oder ohne DSS braucht es bei der Telekom dringend flächendeckend langwelliges LTE (800/900 MHz) auch in den Städten, um Indoor besser zu versorgen. Die kann man nicht immer ins WLAN schieben. Ich habe doch nicht den WLAN-Zugang von jedem Gebäude in dem ich mich befinde von Shopping Mall über Arbeitsplatz bis Freizeit. Sonst verlieren sie noch mehr Kunden an o2 oder Vodafone, weil man in jeden Einkaufscenter zuerst aus dem Telekom LTE ins EDGE fällt und dann beim Händler XY für die App zur Kundenbindung/Rabatt nach dem WLAN-Zugang fragen muss (kürzlich bei H&M passiert), was peinlich ist "im besten" oder eher teuersten Netz während die Kumpels 4G bei o2 haben.