Benutzer RobbieG schrieb:
Tach,
iss ja toll.
Schweiz hat bestes Netz. Leute verdienen viel, Lebenshaltungskosten hoch.
Netze in Italien chronisch überlastet Kaufkraft in Indien viel niedriger. Netze überlastet?
Zahlen wertlos. IMHO
Die Zahlen sind nicht wertlos. Man müsste sich nur die Arbeit halt mal machen, sie aufzuarbeiten. So einfach, wie Du die Welt siehst, ist sie nämlich nicht. Was die Berechnung sagt, ist ja nicht neu, sondern schon häufiger aufgeführt worden.
Ich habe mir die Excel-Tabelle mal genauer angeschaut:
Deutschland liegt bei den Preisen für mobiles Internet im oberen Mittelfeld mit durchschnittlich 3,74€/GB. Es wird für uns ein Spektrum von 1,25-11,58 €/GB in 60 Tarifen angegeben. Das halte ich für ziemlich realistisch. Sicher kann man darüber streiten, welche Tarife sie dafür genommen haben.
Der Preissieger in Europa ist Italien mit 0,40€/GB. Auch das kommt hin. Ich finde Vergleiche außerhalb der Region (hier "Western Europe" genannt) immer problematisch, aber innerhalb der EU oder ähnlichen Ländern für durchaus sinnvoll.
Also mobiles Internet kostet in im Durchschnitt in Italien 11% des Preises von Deutschland. Jetzt kommen zunächst die Verfechter des Vergleichs mit allgem. Preis- oder Lohnniveau. Das ist immer etwas schwer, was man in den Warenkorb packt. Benzin ist teurer in Italien, Handwerker oft billiger. Die EU geht von einem etwa gleichen Kostenindex (-1,8%) in Italien wie in Deutschland aus. Schauen wir auf das Lohnniveau. Das ist Italien deutlich niedriger: etwa 72% des deutschen. Da sieht man, dass das immer noch nicht hinkommt: Internetpreise: 11%, allgem. Kostenindex: 98% und Lohnniveau 72% im Vergl. zu uns.
Ja, dann kommt das Argument: Die ital. Netze seien sehr viel schlechter als unsere. Schauen wir mal nach bei OpenSignal, die gleiche Parameter zur Netzmessung nehmen.
Die 4G-Verfügbarkeit lag in Italien zwischen 88,7 und 92,2% im Mai 2020. Vom gleichen Zeitpunkt liegen die Werte bei uns zwischen 80,6 und 90,3%. Deutschland ist also hier schlechter. Die durchschnittliche DL-Geschwindigkeit lag bei uns zwischen 23,6 und 38,6 Mbit/s, in Italien zwischen 21,6 und 25,4 Mbit/s - also etwas niedriger bei denen im Spitzenbereich, aber nicht besonders gravierend, was nicht gerade auf eine totale Verstopfung des Netzes schließen lässt.
Nun ist Italien auch etwas ein Ausreißer. Auf #18 kommt Polen, #29 und #30 Dänemark und Frankreich mit 0,81 €/GB. Auf #43 kommt Österreich mit 1,08 €/GB, was in Netztests stets besser als Deutschland abschneidet. Wer es bei Italien nicht glauben will: dass die Österreicher nur im Durchschnitt 71% weniger als wir bezahlen, kann man nicht mit schlechterer Qualität oder völlig anderen Lebenshaltungskosten erklären.
Es gibt aber auch Ausreißer nach oben: in Griechenland auf #207 werden 12,06€/GB bezahlt, bei etwa 20% niedrigeren Lebenshaltungskosten und etwa der Hälfte der deutschen Einkommen.
Wenn man die Daten gegenüberstellt, wird man herausfinden, dass Preise und Qualität des Netzes oft wenig miteinander zu tun haben (s. Österreich), was ein häufiges Argument der Telekom ist. Auch das Argument des Kosten- oder Lohnniveaus kann nur ein sehr geringes Maß spielen, sonst wären sie nicht in Griechenland viel teurer und in Italien viel billiger. Woran liegt es dann sonst? Im Artikel werden Lizenzen und behördliche Vorgaben genannt. Blöd nur, wenn (pro Einwohner) 4G in Österreich teurer versteigert wurde oder 5G gerade letztes Jahr in Italien teuer als bei uns.
Bei dem Vergleich wird immer eines vergessen: die Marktsituation. Folgende Länder in West- und Mitteleuropa haben Preise, die laut der Studie mind. 50% unter den deutschen liegen: IT, PL, DK, FR, AT, EE, IR, GB, IS, SI, ES, LT. Die Zwergstaaten habe ich hier nicht berücksichtigt. Auffällig ist, dass alle großen Länder (außer AT, IS und die Balten) 4 statt 3 nationale Netze haben.