Thread
Menü

Rufnummernbürokratie


27.06.2018 14:47 - Gestartet von whalesafer
Rufnummern sind eines der wenigen Überbleibsel aus der ITU-Ära, die langsam aber sicher von der dezentraleren Internet-Welt abgelöst wird. Am Beispiel der Nummernverwaltung sieht man sehr schön, warum die Telefonwelt verschwindet: Bürokratie geht über Funktion. Während in der Internetwelt die "Portierung" von Domains längst ein schneller und unproblematischer Vorgang ist, hängt die Rufnummernportierung immer noch in der Analogwelt mit Bürozeiten und Papierformularen fest. Modernere Konzepte wie persönliche Rufnummern, die direkt den Teilnehmern zugeteilt werden statt den Netzbetreibern, sabotieren die Netzbetreiber mit Wucherpreisen.

Selbst die Telefonleitungen sind inzwischen virtuell, aber auch VoIP hängt noch das Handicap der Nummernbürokratie wie ein Klotz am Bein. Es wird Zeit, dass dieses System Geschichte wird: Ja, früher musste man beim Netzbetreiber bitte bitte sagen und Wochen warten, und manchmal ging die Rufnummer trotzdem verloren. Bergauf bei Gegenwind, sag ich euch. Ihr Kinder wisst gar nicht, wie gut ihr es heute habt.
Menü
[1] Wechseler antwortet auf whalesafer
27.06.2018 16:42
Benutzer whalesafer schrieb:
Rufnummern sind eines der wenigen Überbleibsel aus der ITU-Ära, die langsam aber sicher von der dezentraleren Internet-Welt abgelöst wird. Am Beispiel der Nummernverwaltung sieht man sehr schön, warum die Telefonwelt verschwindet: Bürokratie geht über Funktion.

Hauptverursacher dieser Bürokratie ist aber die Bundesnetzagentur.

Während es um die Jahrtausendwende noch einige innovative Unified-Messaging-Dienste gab, wurden die alle vom Regulierer (als verlängertem Arm der Deutschen Telekom) abgeschossen und jede Menge Nutzer verloren ihre Rufnummer.

Langfristig tut man gut daran, sich von der Rufnummerngasse +49 komplett zu verabschieden, denn woanders hat die BNetzA mit ihren Relikten wie "geographischen Rufnummern" nichts zu melden. Ins Ausland umziehen muß man dafür heutzutage nicht mehr, VoIP sei Dank.
Menü
[1.1] whalesafer antwortet auf Wechseler
27.06.2018 17:26
Benutzer Wechseler schrieb:
Langfristig tut man gut daran, sich von der Rufnummerngasse +49 komplett zu verabschieden, denn woanders hat die BNetzA mit ihren Relikten wie "geographischen Rufnummern" nichts zu melden. Ins Ausland umziehen muß man dafür heutzutage nicht mehr, VoIP sei Dank.

Die BNetzA beansprucht mit Hinweis auf das Telekommunikationsgesetz die Kontrolle über den Nummernraum für sich und hält die Verwendung ausländischer Nummern für unzulässig. Eine Lösung innerhalb des ITU E.164 Nummernraums ist also nicht zu erwarten, jedenfalls nicht in Deutschland. Deshalb ist die Abkehr von Nummernräumen für Telefone leider notwendig. Zumindest nach der aktuellen gesetzlichen Lage ist die BNetzA ausdrücklich nicht für Internet-Domänen zuständig. Da muss es also hingehen.
Menü
[1.1.1] Wechseler antwortet auf whalesafer
27.06.2018 17:35

einmal geändert am 27.06.2018 17:37
Benutzer whalesafer schrieb:
Die BNetzA beansprucht mit Hinweis auf das Telekommunikationsgesetz die Kontrolle über den Nummernraum
+49
für sich und hält die Verwendung ausländischer Nummern für unzulässig.

Gibt es dazu eine Quelle? Ich wüßte gern, auf welcher Basis die Netzagentur bspw. die Verwendung österreichischer SIM-Karten in der Bundesrepublik verbieten wollte.
Menü
[1.1.1.1] whalesafer antwortet auf Wechseler
27.06.2018 17:53
Benutzer Wechseler schrieb:
Die BNetzA beansprucht mit Hinweis auf das Telekommunikationsgesetz die Kontrolle über den Nummernraum für sich und hält die Verwendung ausländischer Nummern für unzulässig.

Gibt es dazu eine Quelle?

Nummerierungskonzept 2014 - Bundesnetzagentur (Grundlage ist TKG §66)

Ich wüßte gern, auf welcher Basis die Netzagentur bspw. die Verwendung österreichischer SIM-Karten in der Bundesrepublik verbieten wollte.

Es geht um dauerhafte Nutzung.
Menü
[1.1.1.1.1] Wechseler antwortet auf whalesafer
27.06.2018 18:04
Benutzer whalesafer schrieb:
Benutzer Wechseler schrieb:

Ich wüßte gern, auf welcher Basis die Netzagentur bspw. die Verwendung österreichischer SIM-Karten in der Bundesrepublik verbieten wollte.

Es geht um dauerhafte Nutzung.

Und die ist auf welcher Grundlage verboten?
Menü
[1.1.1.1.1.1] whalesafer antwortet auf Wechseler
27.06.2018 18:23
Benutzer Wechseler schrieb:
Benutzer whalesafer schrieb:
Es geht um dauerhafte Nutzung.

Und die ist auf welcher Grundlage verboten?

https://www.teltarif.de/forum/s73106/ruf...
Menü
[1.1.1.1.1.1.1] Wechseler antwortet auf whalesafer
27.06.2018 21:49
Benutzer whalesafer schrieb:
Es geht um dauerhafte Nutzung.

Und die ist auf welcher Grundlage verboten?

Da steht nichts von einem Verbot.
Menü
[1.1.1.1.1.1.1.1] whalesafer antwortet auf Wechseler
27.06.2018 23:36
Benutzer Wechseler schrieb:
Benutzer whalesafer schrieb:

Da steht nichts von einem Verbot.

https://alfa-telefon.de/
Menü
[1.2] hrgajek antwortet auf Wechseler
28.06.2018 09:21
Hallo,

Benutzer Wechseler schrieb:
Benutzer whalesafer schrieb:
Rufnummern sind eines der wenigen Überbleibsel aus der ITU-Ära, die langsam aber sicher von der dezentraleren Internet-Welt abgelöst wird.

Mag sein.

Während es um die Jahrtausendwende noch einige innovative Unified-Messaging-Dienste gab, wurden die alle vom Regulierer (als verlängertem Arm der Deutschen Telekom) abgeschossen und jede Menge Nutzer verloren ihre Rufnummer.

Du meinst die Vorwahl 012 ?

Das lief am Ende für einige Anbieter nur auf extra teure Mehrwertdienste (Ersatz für 0190/0900) hinaus.

Oder meinst Du die Vorwahl 01579 (sipgate) oder 01570 (vistream/telogic)

Das ist Mobilfunk mit erhöhtem Interconnect und saugte allerlei seltsame Konstrukte zur maximalen Erzielung von Einnahmen durch erhöhten Interconnect an, was irgendwann zum großen "Knall" führte... (Siehe vistream)

0700 ist auch ein Drama in der Tat. Weil der Mainstream längst preislich in den Keller gestürzt ist, suchen einige Anbieter ihr Heil in teuren "Sondernummern", was nicht die Einnahmen sondern nur den Frust der Nutzer und die Ruf-da-ja-nicht-an-Vermeidungsstrategien befeuert...

Klar, eines Tages wird es einfach Rufnummern zwischen sagen wir 01xx und 0999 geben, die - wenn gewünscht - auf Lebenszeit vergeben werden und beliebig portierbar sein werden. Wobei +49 die geographische Zuordnung der "erstausgebenden" Stelle sein wird und eine globale Portierung möglich sein wird (+1 endet in Garmisch, +7 endet in Washington oder +358 in Tirol :-)

Aber ganz ohne eine "höhere Ordnung" wird's nicht gehen, sonst wird es irgendwann unübersichtlich und funktioniert nicht mehr.

Ich hatte vor Jahren der BNetzA schon vorgeschlagen, alle Sondernummern wie 0 012x, 013x, 018x auszuschalten und nur noch die Gassen 0700 (persönliche Nummern), 0800 (kostenlos für den Anrufer) und 0900 (extra Teuer, für Mehrwertdienste, Bezahlung per Telefonrechnung) übrig zu lassen. Die BNetzA fand die Idee interessant, aber mehrere "Marktteilnehmer" sahen es anders....

Inzwischen ist 012 weg, 013 weitgehend weg, 018x ist (fast) weg (außer 0180x, deren Bedeutung aber ziemlich stark gesunken ist)

Menü
[1.2.1] Tja
grafkrolock antwortet auf hrgajek
28.06.2018 10:50
Alles schön und gut, aber dann müssen auch Anrufe überall hin das gleiche kosten, egal ob es eine Handynummer auf Papua-Neuguinea oder Festnetz im selben Ort ist.
Solange das nicht gegeben ist, wird die Regulierungsbehörde zu Recht den Finger drauf halten. Für den Anrufer müssen die entstehenden Kosten transparent bleiben.
Menü
[1.2.1.1] hrgajek antwortet auf grafkrolock
14.08.2018 09:15
Hallo,

Benutzer grafkrolock schrieb:
Alles schön und gut, aber dann müssen auch Anrufe überall hin das gleiche kosten, egal ob es eine Handynummer auf Papua-Neuguinea oder Festnetz im selben Ort ist. Solange das nicht gegeben ist, wird die Regulierungsbehörde zu Recht den Finger drauf halten. Für den Anrufer müssen die entstehenden Kosten transparent bleiben.


Transparenz: Agree :-)
Einheitspreise in DE - haben wir weitgehend, bis auf "Sondernummern"
Einheitspreise in EU - sind wir auf dem Weg (siehe Mobilfunk)
Einheitspreise weltweit - Da ist noch einiges zu tun. Eine Verbindung nach St. Helena oder Pitcairn ist halt im Moment noch teurer als ein einfaches Gespräch nach Wanne-Eickel oder Klein-Posemuckel-Süd :-)
Menü
[1.2.2] Wechseler antwortet auf hrgajek
14.08.2018 08:42
Benutzer hrgajek schrieb:
Während es um die Jahrtausendwende noch einige innovative Unified-Messaging-Dienste gab, wurden die alle vom Regulierer (als verlängertem Arm der Deutschen Telekom) abgeschossen und jede Menge Nutzer verloren ihre Rufnummer.

Du meinst die Vorwahl 012 ?

Nein, ganz gewöhnliche geographische Rufnummern, deren Verwendung wegen "fehlendem Ortsbezug" durch die Regulierungsbehörde verboten wurde.

Die ganzen sinnfreien Rufnummerngassen, die sich dieselbe Behörde ausgedacht hat, benutzt natürlich niemand.