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Selbst Schuld...


28.11.2001 13:04 - Gestartet von Jens Wolf
Ich hoffe, daß die Musikindustrie endlich mal aufwacht und ihre Preise realistischer macht. Die Händler und die Interpreten bekommen sowieso das wenigste vom Kuchen...

Also ich habe überhaupt keine Skrupel Musik kostenlos runterzuladen.

Das ist für mich, wie früher, als ich im Radio Titel, die ich mir nicht kaufen wollte, auf Kassette aufgenommen habe: die Qualität ist schlechter und ich habe kein Booklet oder ein Sammlerstück!

Ich will hier mal meine "Entwicklung" schildern, geht bestimmt vielen anderen ähnlich!

Vorneweg: ich besitze ca. 800 CDs und kaufe/höre CDs seit 1984 (mit Mike Oldfields Shadow on the Wall fing alles an).
Die Preise waren immer teurer als die von LPs, obwohl doch die Produktion billiger war, es hieß bei zunehmendem Erfolg würde man billiger werden. Es steigerte sich aber immer mehr!
Da ich gerne Partys organisiert habe und dadurch viele CDs kaufte, bekam ich in vielen Plattenläden Prozente, alle neuen CDs kosteten *mich* dadurch höchstens 21,90 DM.

ABER: Irgendwann Anfang der 90er Jahre ging die Meldung durch die Presse, daß die großen Companys (Sony, Warner, etc. pp) bis zum Jahre 2000 die CDs auf 50 DM bringen wollten, kurz darauf bekam auch ich trotz Prozenten die neuesten CDs fast ausschließlich nur ab 26.90 DM (ohne Prozente für 29,90 DM und mehr). Mein Preis, den ich bereit bin gerne zu bezahlen, ist und war aber bis 19,90 DM. Zähneknirschend auch bis 29,90 DM. Da ich die Steigerung bis 2000 auf 50 DM boykottieren wollte, überlegte ich es mir ab ca. 1994 mehrmals, ob ich wirklich kaufen wollte: mein Umsatz sank gewaltig!

So ab 1995/96 war es dann soweit, ich hatte kaum noch die Möglichkeit neue CDs unter 30 DM zu bekommen. Meine absolute Schmerzgrenze war überschritten, CDs kosteten im Schnitt ab 31,90 DM. Ich kaufte dann im Jahr höchstens 2 CDs und verzichtete auf neue Musik aus dem Laden. Nur noch bei Konzerten kaufte ich billige CDs bis 25 DM, die meist in Eigenregie produziert wurden und deren Erlöse voll den Bands zugute kommen. Manchmal gab es noch gute Nice-Price CDs z.B. Violent Femmes unter 20 DM oder bei Neuerscheinungen in den ersten zwei Wochen bei Karstadt verbilligte CD-Preise, auch die kaufte ich ab und zu. Das Angebot bei Karstadt gibt es übrigens schon lange nicht mehr...

Als dann irgendwann die mp3s im Internet auftauchten, war ich einer der ersten, die das nutzten. Musik die ich eh nicht kaufte, weil es mir zu teuer war für 3 interesannte Lieder auf einer CD mit ca. 12 Tracks mehr als 30 DM zu bezahlen, Maxis hab ich wegen dem Preisleistungsverhältnis eh noch NIE gekauft.

Durch die mp3s kaufe ich wieder *etwas* mehr:
An mir hat die CD-Musikindustrie schon vorher nichts mehr verdient, mit den mp3s lernte ich aber immer mehr gute Bands kennen und ich schaue ab und zu in die Plattenläden, ob es etwas davon unter höchstens 25 DM gibt, was mir *SEHR* gut gefällt. Alles andere kaufe ich nicht mehr im Laden, definitiv, es gibt wichtigeres als das Geld für überteuerte Kommerz-CDs auszugeben. Die bekannten Bands hören sich eh immer gleich an und unbekanntere bekommt man oft nur auf Bestellung und zum Sonder-Wucher-Preis im Laden.

Zweimal wöchentlich in einem Club in meiner Stadt treten kleinere Bands auf, dort gebe ich noch am häufigsten Geld für Musik-CDs aus. Da weiß ich wenigstens, daß es denen direkt zugute kommt. Sonst verdienen die ja eh am wenigsten an ihrer Musik.

Die Halsabschneider der *großen* Labels können mich mal, einige wenige kleine Labels schaffen es trotz wesentlich höherer Stückkosten und unter größten Mühen doch auch, noch interessante CDs wenigstens bei Konzerten bezahlbar unter 25 DM oder sogar für 15 DM bereitzustellen!

Die Musikindustrie hat von mir kein Mitleid und gute Bands bekommen den verdienten Lohn (den ich den Bands wirklich nicht nehmen will) für ihre Arbeit auch weiterhin bei Konzerten und bei Produktmerchandising. Für CD-Produktionen werden die Nicht- TOP-Acts sowieso total über den Tisch gezogen, das unterstütze ich nicht auch noch mit Wucherpreisen. Die verdienen an ihren CDs nur was, wenn sie schon ewig bekannt sind und den Anteil diktieren können und solche Kommerz-Bands machen meist ultra-schlechte Radiodudel-Musik aus der Retorte.

Nur meine Meinung! Jetzt könnt ihr sie zerlegen...
Ciao Jens
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[1] putzblitz antwortet auf Jens Wolf
29.11.2001 02:46
Danke fuer den interessanten Beitrag. Kann ich gut nachvollziehen! Soetwas sollte vielleicht sogar als richtiger Artikel erscheinen. ;-)

Ich aergere mich immer, wenn die Musikindustrie im Zusammenhang mit MP3 von verlorenen Einnahmen in der selben Groessenordnung spricht. Glauben die denn wirklich, dass die Leute jeden heruntergeladenen Titel gegen bare Muenze gekauft haetten, wenn es kein MP3 gaebe??? Warum spricht niemand von einer Stimulierung des Musik-Geschaefts durch MP3, Moeglichkeiten fuer unbekannte Gruppen und der Chance auf neue Preisordnung im Commerziellen Bereich durch den Konkurrenzdruck aus dem Netz. Ausserdem wuerde ich gerne wissen, in wieweit da nicht eine Verlagerung auf die IT Industrie passiert, wegen MP3 kaufen die Leute ploetzlich teure Computer Hardware, mobile Player und verbringen sehr viel Zeit im Internet, was sich wieder bei den Einnahmen der Providern und den Werbe-Fritzen im Netz wiederspiegelt. Ich habe besagte Studie noch nicht gelesen, aber vermutlich wird das Konsumverhalten untersucht und die entgangenen Gelder der Plattenindurstrie bedauert. Ganz neu.

Andererseits muss man auch fairerweise sehen, dass MP3 Download zumeist nicht ohne Grund illegal ist: Tatsaechlich werden Copyrights verletzt und Gelder an der Musikindustrie vorbei getragen. Es ist auch kein allgemeingueltiges Argument, dass jeder durch CD Kauf bei Live-Konzerten seinen Lieblingsbands das Geld in die richtigen Kanaele schieben koennte. Wenn einem die Mainstream-Radio Muisk nicht gefaellt, nicht zu deren Konzerten gehen will und nicht fuer DCs bezahlen will, ja warum wuerde man sich diese Musik denn als MP3 runterladen?? Ich denke, alles was ueber das Reinhoeren (egal welcher Musik) hinausgeht ist ein Fall von gewolltem Konsum, oder wie man das sonst nennen soll, wenn man die Musik hat und hoeren will...

Fazit: Ich finde die Verhaeltnismaessigkeit der Preise und Leistungen muss wieder gefunden werden, dafuer waere eine Zusammenarbeit von MusikIndustrie und MP3 im Internet ein Anfang! Neue BusinessModelle muessen her: Viel viel billiger und legalen Zugang zur Massenauswahl. Die Stimulierungsmechanismen von MP3 sollten ausgenutzt, nicht verurteilt werden!

Nur meine Meinung.
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[2] Supergrobi antwortet auf Jens Wolf
29.11.2001 18:09
Da kann ich dem Jens nur zustimmen:

CDs sind viel zu teuer!

Allerdings finde ich den Liedpreis fast noch tragbar.
Teilt man den Preis einer CD durch die Anzahl der Lieder, kommt man so auf ca. 3 DM pro Lied.

Ich habe wirklich nichts dagegen, dem Händler 3DM für das gewünschte Lied zu bezahlen.

Die große Sauerei ist ja, dass man im Laden eine Mindestabnahmemenge von ca. 10 bzw. 3 Liedern hat. Wenn man viel Glück hat, sind's nachher zwei Lieder, die man auch tatsächlich noch nach ein paar Wochen gut findet.

Wie wär's denn mal so:
'Klar bekommen sie das Auto für 50.000DM! Allerdings verkaufen wir es nur im 10er-Pack. Ein rotes, ein grünes,...'

Ich lade mir mindestens solange mit richtig gutem Gewissen Musik runter, bis ich jedes ungewollt gekaufte Lied auf meinen CDs durch ein gutes aus dem Internet ersetzt habe.

PS:
Sobald es einen Anbieter gibt, bei dem ich für maximal je 3DM (fast) jedes Lied herunterladen und dieses dann für meinen eigenen Gebrauch auch beliebig kopieren kann, bin ich sofort dabei!