Thread
Menü

Wachstum der Dotcoms


13.08.2001 11:08 - Gestartet von loeffler
Es ist schon richtig, dass die Schaffung von Strukturen, die ein Unternehmenswachstum tragen, viele Dotcoms überfordert hat. Teilweise wollten sie ja auch bewußt anders sein. Es ist aber auch eine Frage der Erfahrung als Unternehmer, zu erkennen, dass bei einer größeren Zahl von Mitspielern, auch die Spielregeln angepaßt werden müssen und dass es ohne Regeln und definierte Abläufe nicht geht.

Interessant ist aber auch die Beobachtung aus vielen Start-ups, ob Dotcom oder nicht, dass engagierte, dynamische Gründerpersönlichkeiten oftmals mit der grauen Realität des Alltags überfordert sind. So ist immer wieder zu beobachten, dass Persönlichkeiten, die in der Gründung und im Aufbau eines Unternehmens einen guten Job gemacht haben, im day-to-day business kein Bein auf den Boden bekommen. Die Erkenntnis, dass ein solcher Paradigmenwechsel erforderlich ist und daraus auch teilweise schmerzliche Personalentscheidungen gefällt werden müssen, kommt bei vielen jungen Unternehmen sehr spät, oftmals zu spät.

Richtig ist auch die Beobachtung, dass viele Dotcoms ihr Augenmerk darauf gelegt haben, Geld zu besorgen. Dort haben sie ja auch umfangreiche Hilfe von dynamischen Investmentbankern erhalten, die alles was bei 3 nicht auf den Bäumen war, an die Börse gebracht haben. Die Hilfe ging ja sogar so weit, das durch den Börsengang so reichlich vorhandene Geld, schnell wieder zu investieren und zwar am besten in Unternehmen, die unter Zuhilfenahme der M&A Abteilung der wahrscheinlich gleichen Bank, aufgekauft werden konnten.

Dass solche Akquisitionen auch an anderer Stelle Geld kosten, integriert werden müssen und durchaus nicht in jedem Fall Sinn machen, hat den Dotcoms jedoch niemand verraten - vielleicht wollten es viele auch nicht hören.

Alleingelassen mit solchen Situationen zeigte sich schnell Ratlosigkeit, die wiederum in vielfachen Zusammenbruch oder Absturz mündete, siehe em.tv, brokat, heyde, etc.

Beratung oder Hilfestellung beim Aufbau von tragfähigen Strukturen und Kernprozessen hat diesen Unternehmen nur in den seltensten Fällen jemand gegeben. Es sind nunmal auch solche Operational Expenses von Bankseite nicht unbedingt gewünscht und belasten ja das ach so wichtige Quartalsergebnis.

Wie von Herrn Wiedeking richtig gesagt - der Blick auf die kurzfristigen Erfolge vernebelt den Blick auf die Substanz. Insofern war es sicherlich gut, dass die Dotcom-Hipe ein ziemlich abruptes Ende ereilt hat. Nun ist es an der Zeit, daraus die richtigen Lehren zu ziehen!