Benutzer handytim schrieb:
[...] Alle Netzbetreiber besitzen eigene Messwagen, die kontinuierlich durchs Land fahren und Daten sammeln. Darauf nun zu verzichten oder diese stark auszudünnen halte ich für falsch.
Naja, das ist so eine Sache mit den Messwagen.
Ich hätte durchaus einiges dagegen, dass der Messwagen durch unseren Garten fährt oder im Wohnzimmer steht. Auch im Büro würde es extrem eng werden.
Und, man möge es mir verzeihen, ich werde definitiv nicht mit einem Messwagen Gassi gehen.
Anders gesagt: die Kunden benutzen ihre Geräte längst nicht mehr so, wie sich ein Messfahrzeug bewegt. Vor etwa 15 Jahren, als 70% von den damals etwa 3 Mio Nutzern einen Festeinbau im Fahrzeug hatten, mag das noch hingekommen sein. Heute sieht das deutlich anders aus. Von den über 100 Mio Geräten werden ganz sicher über 70% außerhalb(!) des Autos, zu Fuß, abseits von öffentlichen Orten und Verkehrswegen, in Gebäuden bzw. als Festnetzersatz etc. genutzt.
Natürlich macht die Betrachtung der tatsächlichen Nutzung schon am ehesten Sinn ... es stellt sich nur die Frage nach dem dafür nötigen Umfang und Aufwand!
Diese Software von G&D braucht man meiner Ansicht nach gar nicht.
Schon vergessen?...
Die bei GSM- (und seinen Ergänzungen) und UMTS-Netzen eingesetzte Technik basiert zu einem guten Teil auch auf integrierten Fähigkeiten zur Netzanalyse. Und das nicht nur grob, sondern für jeden einzelnen Nutzer.
Alle im Teltarif-Artikel genannten Daten werden auf die eine oder andere Art beim Netzbetreiber sowieso erhoben. Denn sie sind zum großen Teil ohnehin zwingende Bestandteile der aktuell verwendeten Verbindungsprotokolle und Teil des Netzwerkmanagements - Grundelement jedes einigermaßen modernen Netzes. Wir finden sie also nicht nur im Mobilfunk, sondern auch im 'guten alten' Kupferkabel. Man muss nur einfach anfangen, sie 'smarter' zu nutzen, denn das ist bisher nicht der Fall.
Ein paar Gedanken dazu:
1. Die Basis in meiner Reichweite weiß, mit welcher IMEI und IMSI ich gerade eingebucht bin. Um aussagekräftige Daten für die Netzqualität zu sammeln, ist das selbstverständlich erste Wahl, da sie immer mit dabei und eindeutig ist - auch dann, wenn die Zelle wechselt. Sind alle Daten auf Basis der IMEI oder IMSI zusammengeführt, kann diese für die weitere Auswertung entfallen.
2. Nicht nur die gerade aktiv genutzte Zelle/Basis empfängt mich, auch die angrenzenden. Schließlich ist das die Grundlage für einen Zellenwechsel, der eine wirklich mobile Nutzung erst so richtig erlaubt. Fasst man Antennensektor und Empfangsstärke der Stationen, die mich empfangen, richtig zusammen, weiß man auch meinen ungefähren Standort. Sofern ich während einer Verbindung die Zelle wechsle, weiß man dann auch einigermaßen genau, ob das durch nennenswerte Fortbewegung verursacht wurde oder eher durch eine vermutlich schwierige Empfangslage.
3. Basis und mobiles Endgerät verständigen sich sowieso über die jeweils aktuelle Empfangs- und Sendeleistung.
Bei GSM wird die Sendeleistung gesteigert, bis sie ausreicht und bei UMTS wird sie nach Beginn gesenkt, bis sie noch ausreicht - unterschiedliche Vorgehensweisen, die aber dennoch beide in Verbindung mit der Lokalisierung eine Aussage zur Netzqualität möglich machen.
Selbst im StandBy erfolgt in Intervallen ein kurzer Austausch von Parametern zwischen Mobilgerät und Netz - wodurch die Daten sogar auch ohne aktive Verbindung ergänzt bzw. aufgefrischt werden.
4. Der Grund für ein Gesprächsende dürfte auch ausreichend klar zu ermitteln sein, da das unplanmäßige Abreißen eines Gesprächs auch für die Basis anders ist als das geregelte Beenden.
5. Ich bin recht sicher, dass ein Netzbetreiber auch ohne Mithilfe des Nutzers feststellen kann, ob eine Verbindung mit UMTS/HSPA oder GSM/EDGE o.ä. erfolgte, ob das gewechselt hat etc., ...
6. Eine Mobilfunk-Basis (und auch die UMTS-Nodes) kann sich in einigen Bereichen sogar selbständig an unterschiedliche Bedingungen und Verhältnisse anpassen. Diese Informationen würden einer Kundensoftware nicht zur Verfügung stehen, sind aber zuweilen für eine korrekte Beurteilung am Ende auch wieder wichtig.
7. Man ist in der Lage, aus Veränderungen der Verbindungsqualität zwischen benachbarten Mobilfunk-Stationen erstaunlich präzise lokale Niederschläge zu erkennen, die mit anderen Methoden wie Radar o.ä. so nicht aufgelöst werden können. Dann sollte eine mit etwas Hingabe programmierte Software aus den sowieso(!) vom Netzbetreiber erhobenen Verbindungsdaten ebenfalls eine hochpräzise Karte zur Netzabdeckung hinbekommen und Lücken aufdecken.
Fazit:
Alle im Artikel genannten Daten hat der Netzbetreiber sowieso.
Wenn nicht genau in der Form, dann in anderer, gleichwertiger.
Diese Software nutzt demnach bestenfalls den nicht netzbetreibenden Anbietern, falls diese sich die Daten übermitteln lassen.
Oder sie ist am Ende sogar geeignet, weitere Begehrlichkeiten zu wecken - von Personen und Institutionen, die auch bisher schon gerne mehr an unserem Leben teilhaben wollten als es uns eigentlich gefällt.
Damit bleibt am Ende der spontane Gedanke bei mir bestehen, dass Giesecke & Devrient es tatsächlich geschafft haben, das Rad neu zum Kauf anzubieten.
So langsam sollte es mich wirklich nicht mehr wundern, dass das meiste Geld damit verdient wird, anderen das zu verkaufen, was sie eigentlich gar nicht brauchen. Es ist längst ein wesentlicher Teil unserer Wirtschaft.
So, habe fertig
np