Hallo Experte,
einerseits möchte ich dir für die Information danken. Doch frage bitte einmal ein paar Freunde, deine Eltern, Großmutter usw., was sie unter "DB" verstehen. Ich bin sicher, dass 90 % aller Befragten "Deutsche Bundesbahn" sagen werden.
Stimmt, und hier im Osten "Reichsbahn".
Aber nur weil es andere Leute (noch) so sagen, sollte man als "Experte" nicht das nachreden, was falsch ist :-)
Außerdem liest man überall "der Staatskonzern DB". Auch im Handelsblatt oder in der Süddeutschen Zeitung. > Selbst ein Schaffner sagte mir einmal, dass sich durch die Bahnreform nicht wirklich viel verändert hätte.
Ja, dass die Bahnreform mehr oder weniger gescheitert ist, weil das Unternehmen als Abstellgleis für ausgediente Politiker und deren Freunde missbraucht wurde, ist mir durchaus bewusst.
Man kann in Deutschland kein Schienennetz zu nicht überhöhten Preisen gewinnbringend betreiben.
Ja, da siehst Du mal, wie naiv unsere Politiker doch
sind. Haben sie doch tatsächlich jahrelang geglaubt,
mit der Bahn ginge es aufwärts :-)
Dann soll die Bahn ihr Netz doch abgeben, wenn sie
es sich nicht leisten kann!
Das wird von vielen schon längst gefordert, auch im
Sinne einer fairen Behandlung von Mitbewerbern.
Außerdem wird das Netz de facto zu 80% vom Staat
unterhalten durch die Zahlungen fuer den Nahverkehr,
für den ja die Länder finanziell verantwortlich sind.
Das geht einfach nicht, auch wegen der Ungleichbehandlung Schiene-Straße-Luft-Wasser. Die umweltfreundliche Bahn muss z.B. Ökosteuer bezahlen und das Flugzeug nicht.
Ja, wer hat schon Lust, nach Katalonien mit dem
Zug fahren zu müssen, wenn das Fliegen so teuer würde.
Weisst Du, auch diese Probleme sind mir allesamt
bekannt, und zwar deswegen, WEIL ich mich für das
Thema interesse und fleissiger Bahnfahrer bin.
So muss keine andere Bahn in Europa den vollen Satz Umsatzsteuer abführen.
Außer für Strecken bis 50 km sind hier zu Lande
immer 16% fällig.
Deshalb würde auch niemand die Bahn übernehmen. Aus deinem Schreiben geht für mich aber hervor, dass du glaubst, die Bahn sei total schlecht. Wir sollten stolz auf die DB sein.
Naja. Was soll man denn sonst von einem Unternehmen
halten, wo das Verhältnis von Preis und Leistung schon
lange nicht mehr stimmt, und was trotzdem noch
Milliarden an Schulden produziert werden. Bei 90% Pünktlichkeitsquote ist man doch schon froh :-)
Es würde selbst ein Geschwisterpaar Gottschalk keine Millionen (Menschen) mobilisieren können, um Milliarden (DM) in die Aktie der DB AG zu investieren.
Und warum soll ich stolz auf die Bahn sein?
Ich bin froh, DASS es sie gibt.
Stolz sein sollten wohl in erster Linie deren
Mitarbeiter. Doch genau das ist wohl nicht der Fall.
Ein ICE schafft z.B. zwischen Hannover und Würzburg 90 km in 30 Minuten. Das ist einfache Spitze. Und wir Deutschen haben einen eigenen > Hochgeschwindigkeitszug, den ICE, und nicht einen ausländischen Zug gemietet.
Ja, erzähl das mal den Opfern von Eschede.
Etwa 100.000 Menschen fahren jeden Tag ICE, mehrere Millionen dagegen S-Bahn, Regionalbahn und so weiter.
Und in vielen Gegend ist der letzte Zug schon lange abgefahren und die Gleise gleich hinter ihm zerborsten.
Und in Mecklenburg-Vorpommern werden demnächst viele touristisch interessante Gegenden vom Fernverkehr abgekoppelt, weil angeblich zu wenige Leute
mitfahren. Ein ICE hat sich noch nie nach MecPom
verirrt.
Und was nutzt der beste ICE, wenn er trotzdem zu spät kommt oder aber hoffnungslos überfüllt ist oder aber im Tunnel stundenlang stehen bleibt?
Peinlich, peinlich :-)
>Die Bahn ist und bleibt das ökologischte System.
Ohne Frage, das ist sie. Und alle sagen das, auch
die Politiker. Aber warum ist es den Politiker dann wichtiger, in Montabaur oder Weimar einen ICE-Halt
zu haben, aber an anderen Stellen einfach wegzusehen,
wenn sich die Netzbetreiberin Deutsche Bahn einfach
nicht um eine Sanierung von Strecken kümmert.
Die Bahnreform hat auf jeden Fall auch Vorteile gebracht, in Sachen Service, Sicherheit und Sauberkeit.
Ja, natürlich. In kleinen Städten oder Dörfern verrotten
die Bahnhöfe zusehends, nachdem das Personal abgezogen wurde. Es gibt unzählige Beispiele dafür hier im Osten,
wo Bahnhöfe zu regelrechten Schandflecken verkommen
sind.
Und im Leipziger Hauptbahnhof gibts 18 Fahrkartenschalter,
von denen meist nur ein Drittel offen ist, obwohl man
mindestens 15 Minuten in der Schlange stehen muss. Man könnte glatt zynisch meinen: als Ossi sei man es ja
gewohnt. Und den Zug verpassen täte man ja auch nicht,
der kommt eh zu spät ;-)
Übrigens, in Leipzig hat man es erst jetzt fertig gekriegt,
Fahrkartenautomaten aufzustellen.
Klar, Beamte sind nicht immer freundlich. Trotzdem denke ich, dass früher nicht so viele Mitarbeiter der DB auf den Bahnsteigen standen, um den Reisenden zu helfen.
Ja, wo man sie noch finden kann, die Mitarbeiter und Beamten :-)
Aber gut, ich werde das jetzt abschliessen.
Denn das ist hier schliesslich ein Forum für Telekommunikation und
nicht für Probleme des Nah- und Fernverkehrs :-)
Danke für die Aufmerksamkeit
atreyu@inetmail.de