"Telekommunikationsgesetze
EU-Parlament mildert Telekomregulierung ab
von Ruth Berschens und Sandra Louven
03.09.2008 , 11:47 Uhr
Das Europäische Parlament hat die Vorschläge der EU-Kommission zur Neuordnung der europäischen Telekommunikationsgesetze in zahlreichen Punkten verwässert. Die zuständige Kommissarin Viviane Reding konnte zahlreiche Vorschläge zur Neuordnung der Branche nicht durchsetzen - die Änderungen wurden von den Unternehmen begrüßt.
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Das europäische Gesetzeswerk ist für die der Unternehmen von großer Bedeutung. Vor allem die Regulierungsvorschriften für den Bau neuer Hochgeschwindigkeitsnetze hat direkten Einfluss auf die Investitionsentscheidungen der Unternehmen. Doch auch in dem Punkt folgte das Parlament nicht den Vorschlägen Redings. Die Kommissarin äußerte sich skeptisch zum entsprechenden Änderungswunsch aus dem EU-Parlament. Darin fordert der Telekom-Ausschuss des Parlaments, dass Telekomunternehmen gemeinsam in den Ausbau von Breitbandnetzen investieren können, um sich das finanzielle Risiko zu teilen. Im Richtlinienentwurf der EU-Kommission war dies nicht vorgesehen. Die geplante Änderung birgt nach Ansicht der EU-Telekomkommissarin wettbewerbsrechtliche Probleme. Offenbar befürchtet sie, dass mehre Telekom-Anbieter den Verbrauchern am Ende die Preise für den Zugang zu den neuen superschnellen Internet-Leitungen diktieren könnten.
Ganz anders als die EU-Kommissarin reagieren die Telekom-Unternehmen auf den Vorstoß des EU-Parlaments. Sie begrüßen ausdrücklich, dass das Parlament eine Gemeinschaftsinvestition von mehreren Telekom-Anbietern in schnelle Netze erlauben wolle, heißt es in Branchenkreisen.
Das EU-Parlament stimmt am 23. September in erster Lesung über die neue Telekom-Regulierung ab. Die Telekom-Minister der Mitgliedstaaten beraten am 27. November über die Richtlinie. Die EU-Kommission erwartet, dass das Gesetzespaket bis Ende des Jahres endgültig beschlossen sein wird und Anfang nächsten Jahres in Kraft tritt." [www.handelsblatt.de]
Vollständige Meldung unter:
http://tinyurl.com/6ybpns
Die wichtigsten Änderungen:
- kein Vetorecht für Brüssel gegen Entscheidungen der nationalen Regulierer
- eine gemeinsame Investition von Telkos in den Ausbau neuer Hochgeschwindigkeitsnetze zur Abmilderung des finanziellen Risikos soll zukünftig erlaubt werden
Damit dürfen die Wettbewerber in Kürze dann in einem Verbund gemeinsam in den Aufbau von Hochgeschwindigkeitsnetzen investieren.
Ideen für einen gemeinsamen Netzausbau gab es in der Vergangenheit bereits zwar schon:
https://www.teltarif.de/arch/2007/kw29/...?...Ob dieser Gedanke sich auch in die Realität umsetzten lassen wird, darf auf Grund der ökonomischen Zwänge stark bezweifelt werden.
Die Äußerungen der größten Wettbewerber deuten bereits heute eher in die Richtung Investitionsvermeidung: die Deutsche Telekom soll ihr VDSL-Netz erst einmal alleine aufbauen und die Wettbewerber mieten sich dann zu regulierten Preisen durch die BNetzA ein:
https://www.teltarif.de/arch/2008/kw28/...https://www.teltarif.de/arch/2008/kw34/...Gruß Kamischke