Was Ihr heute 'Konsumverweigerung' nennt, ist nicht so neu, wie es klingt. Das nannte man in den 70er Jahren 'aussteigen'.
Nein. Die Frage ist nicht, wogegen man ist, sondern wofür. Dies unterscheidet Leute wie mich (und andere ATTAC Sympathisanten) von Jugendbewegungen, die nur wußten, wogegen sie sind. Dein Vergleich ist komplett falsch.
'Wir' haben eine Alternative und versuchen sie, so gut es geht, zu leben! Aber ich missioniere nicht. Aber ich äußere meine Gedanken.
Damals gab es eine ganze Reihe Jugendlicher, die der 'Konsum-Terror' der Gesellschaft zuwider war. Das endete dann oft im Drogenrausch.
Ich nehme keine Drogen. Und der Zusammenhang ist an den Haaren herbeigezogen. Nur weil ich 'Geiz ist geil und Ratenkredite sind´s noch viel mehr' nicht lebe, bin ich nicht drogengefährdet. Im Gegenteil: Selbstreflexion und die Bereitschaft zum Hinterfragung eigener und fremder Positionen ist der beste Schutz vor Abhängigkeiten - jeglicher Art! erst recht materieller.
In den 80er Jahren gab es die Punks - die wurden dann zur Haute Couture.
No-Future trifft Businnes-Aßgeier. Was hat das mit mir zu tun?
Zu Beginn unseres Jahrhunderts gab es die Wandervogel-Bewegung. Jugendliche, die von der 'bourgoisen' Gesellschaft abgestossen waren und sich in Gotte freier Natur sammelten, um den 'wahren Idealen' nachzueifern.
Da kann ich nichts Schlimmes dran erkennen.
Das ist also alles nicht neu. Und - meiner Meinung nach - gescheitert. Solche idealistischen Bewegungen wurden aufgesogen.
Idealismus ist nicht neu, stimmt. Aber wie armseelig wäre die Welt, wenn es nur Egoisten und Mitläufer gäbe. Zum Glück ist Idealismus - der selbstlose Einsatz für andere und gemeinsame Werte - nie ausgestorben. Allerdings ist er auch noch nie von so wenig Menschen geschätzt worden, wie in unserer selbstverliebten Egoistengesellschaft. Kann mich an viele Begebenheiten erinnern, wo ich wegen ehrenamtlicher Tätigkeiten keinen Dank, sondern Kommentare wie 'Na Du bist ja vielleicht blöd...' erntete.
Aber ich schwöre Dir: mit erwartungsgemäß sinkendem Wohlstand wird auch hier wieder ein Umdenken stattfinden. Sinnloser Konsum hingegen hat keine Zukunft. Den können sich unsere Umwelt, unsere Resourcen und unsere Geldbörsen nicht mehr lange leisten!
Meiner Meinung nach kann man in unserer Gesellschaft sehr wohl einen eigenen, individuellen Stil pflegen. Mit eigener Auffassung von Zusammenleben und Konsum. Man muss halt seine eigene Linie finden und die dann auch konsequent leben.
Genau. Man kann und ich tue es. Stört es Dich?
Dazu ist es gar nicht notwendig, immer selbstgefällig mit dem Zeigefinger auf vermeintliche charakterschwache Hohlköpfe zu zeigen, die sich dem Konsumterror hingeben und angeblich keinen geistigen Tiefgang haben. Genau das Verhalten habe ich bei sehr vielen 'Gut-Menschen' beobachtet.
Ich kritisierte das Marken-Verhalten großer Teile der Jugend. Damit bin ich ganz sicher nicht allein - auch Leute mit Deinen Einstellungen kritisieren es. Besonders dann, wenn die eigenen Kinder keine Schuhe tragen wollen, die weniger als 150 Euro kosten.
Aber ich zeigte nicht mit dem Finger nur auf die Jugend, sondern ich klagte die wahren Schuldigen an. Und das sind wir alle, die es so weit haben kommen lassen. Dein Vorwurf ist platt. Er stimmt nur insofern, als daß ich von 'charakterschwachen Höhlköpfen', wie Du es nennst, wirklich nicht viel halte.
Leben und leben lassen. Das geht schon. Den eigenen Kindern ganz einfach das vorleben, was man selbst denkt. Und sich freuen, wenn sie eine ähnliche Einstellung einnehmen. Aber auch nicht enttäuscht sein, wenn sie das ablehnen und ihren eigenen (Konsum-)Weg gehen.
Dem kann ich mich anschließen. Aber das 'Leben und Leben lassen' bedarf auch der Grundbedingung, daß dies nicht ständig und unverhältnismäßig auf Kosten anderer geschieht. Egoismus ist nicht liberal, sondern reaktionär.
Immer hübsch bescheiden bleiben. Und nicht den Fehler begehen, seine eigene 'Konsum-Verweigerer' Einstellung als die 'wahre' Gesinnung hinzustellen.
Das tat niemend. Unreflektierten Konsum des Konsums wegen zu kritisieren, sollte allerdings auch nicht verboten sein. Ich nehme es mir einfach raus, denn meine Meinung ist so frei wie die anderer auch. Meine Einstellungen sind meine, nicht die 'Gottes'.
Dies war das Wort zum Sonntag.
Nein, das wäre wohl einen Tick idealistischer gewesen.
GKr www.alleswirdgut.tk
Wird es das?