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Die Betreiber prüfen solche Verbindungen


24.09.2003 15:39 - Gestartet von Mr. Arcor
Benutzer hrgajek schrieb:
Hallo,

wäre interessant zu erfahren, welcher Netzbetreiber da geklagt hat. Ich finde das lobenswert, daß der Netzbetreiber (obwohl er an den Verbindungen sicherlich nicht schlecht verdienen könnte) gegen solche Raubritter vorgeht (und er ist der einzige, der schnell herausbekommen kann, wer da 'anruft'.)


Das Thema Lockanrufe ist nicht ganz neu und so mancher Netzbetreiber hatte sich schon damit zu befassen. Hier war es O2, die vor Gericht gezogen sind.

Auch wenn die Funktion relativ einfach herzustellen ist, erweist sich das Problem auch für den Carrier von weit größerer Tragweite, denn oft wird auch dieser abgezockt und ist entsprechend aufmerksam.

Und das funktioniert so:

Damit beim Angerufenen eine andere A-Rufnummer, als die sonst übliche erscheint, ist die Mitwirkung eines internationalen Festnetzcarriers erforderlich. Für die Abwicklung arbeiten dann dieser Carrier und der fragwürdige Anbieter zusammen, denn die Calls werden auf der Ebene des internationalen Transfers abgegriffen und ausgefiltert bevor sie das Zielland erreichen. (Transfercarrier verbinden i.d.R. nur die nationalen Festnetze der unterschiedlichen Netzbetreiber miteinander).

Der Anbieter sucht sich ein Land, in welches wegen der Gegebenheiten sehr hohe Interconnect-Preise zu bezahlen sind. Dabei kostet das Interconnect in einige Länder mehr, als der Endverbraucher zu bezahlen hat. I.d.R. geht in diese Länder extrem wenig Verkehr und dieser ist in der Mischkalkulation berücksichtigt.

Der Call wird dann nicht in das vermeintliche Zielland terminiert, sondern schon viel früher einem anderen Ziel zugeordnet. Damit das alles problemlos klappt kreiert man eine Rufnummer, die im Zielland überhaupt nicht existiert und filtert nur diese Calls aus. So können dort andere echte Anschlüsse erreicht werden. An dieser Stelle wird dann wohl auch die „falsche“ A-Rufnummer eingespielt, die bei den Lockrufen am Handy erscheint.

Wenn die Angerufenen jetzt zurückrufen und einem vermeintlich interessanten Dialog lauschen, läuft der Umsatz.

Da jeder Carrier sein Netz beobachtet, fallen Besonderheiten, wie eine Volumenveränderung oder ankommende Sekundenanrufe in großer Stückzahl aus gleicher Quelle sofort auf und der Carrier greift ein, denn hier geht es schnell um sehr viel Geld und auch um sein Image.

Es ist auch nicht der Weg, den der Call dann nimmt, irgendwie kostenrelevant, sondern es wird genau nach den vereinbarten Tarifen abgerechtet, zwischen O2 und dem Kunden für jede Minute 1,89 Euro und O2 zahlt dem Carrier die Standardinterconnect dieses Landes. Insofern hat alles erst einmal seine Richtigkeit.

Da 174.000 Euro für Interconnect anfielen und in diese Region ca. 1 Euro je Minute fällig werden, kann man unschwer erkennen, wie viel Voyeurismus vorherrscht. Jeder Anrufer lauschte im Mittel über eine Minute lang! Sex ist immer noch das Lockmittel schlechthin.