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Es gibt eben Dinge die keinen (kommerziellen) Sinn machen


22.08.2003 18:52 - Gestartet von Mr. Arcor
Die DTAG realisiert ja auch im Osten T-DSL. Das Problem liegt nicht an der theoretischen Realisierbarkeit (man könnte theoretisch auch ein Auto bauen, das fliegt) sondern an der Praxis.

Innerhalt der Turn-Key-Projekte beim Aufbau der Telekommunikation in den neuen Bundesländern wurde auf Glastechnologie gesetzt und an extrem vielen Stellen Accesspoints für ISDN- oder Analoganschlüsse geschaffen. Diese Accesspoints sind oft nur kleine Verteilerkästen für ein paar Häuser oder eine Straßenzeile.

Folgende Probleme stehen jetzt an: kein Platz für weitere Technologien, keine ausreichende Stromversorgung oder Klimatisierung (manchmal ist auch Heizung angesagt, denn bei minus 20 Grad funktioniert so manche Elektronik nicht mehr) und insbesondere die kommerziellen Erwägungen, denn es macht einen riesen Unterschied, ob man zentrales DSL-Equipment in einem Verteiler mit 5.000 bis 10.000 Anschlüssen integriert, oder dort, wo nur eine handvoll Kunden warten.

Betrachtet man die „konventionelle“ DSL-Technik für Privatkunden, ist ein Return of Investment in extrem weiter Ferne (falls losgelöst betrachtet überhaupt), eine Technologie in Verbindung mit Glas wird zu einer neuen Kalkulation führen, denn dass die DTAG nicht aus anderen Bereichen quersubventioniert wird mit Argusaugen betrachtet werden.
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[1] jtsn antwortet auf Mr. Arcor
23.08.2003 00:06
Der eigentliche Grund für die Verlegung von OPAL war, daß das Werk, was die Frau des damaligen Postministers besaß, von Kupfer- auf Glasfaserproduktion umgestellt wurde. Und nun rate mal, wer der Zulieferer für die Deutsche Bundespost Telekom war?

Wäre die DTAG 1990 schon privatisiert gewesen, wäre das nicht passiert.

ciao, jtsn
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[1.1] hrgajek antwortet auf jtsn
23.08.2003 11:54
Hallo,

die Verwendung von Glasfaser war richtig und sinnvoll. Was offenbar fehlt sind schnelle Glasfaser "modems", für die letzten elektrischen Meter zum PC oder von Privatkunden *bezahlbare* optische Komponenten direkt in den PC (zumindest hab ich noch nix von gehört)

Da die Telekom nicht mehr quersubventionieren darf, geht das Geheul natürlich jetzt los.

Aber: Bekommen die Privatanbieter überhaupt was geregelt?
Können Sie Alternativen anbieten. Leider nein.

Klar eine analog/ISDN-Flatrate wäre toll, würde aber technischen Stillstand bedeuten. Warum sind die Leute scharenweise von Analog (wer erinnert sich noch an 2400er Modems? :-) über ISDN auf DSL umgestiegen? Weil sie sich davon einen Vorteil versprochen haben.

Gäbe es die Analog-Flatrate würden sich viele zurücklehnen und ihre Filme mit 2400bps saugen (ja und? Dauert etwas, aber Hauptsache kostet nix)

Ob das so erstrebenswert wäre?

Wichtig ist der Mix zwischen Performance und Bezahlbarkeit.

Und die Technik kostet nun mal Geld und "rechnet" sich erst bei "vielen" Kunden. Und das ist für die "Privaten" schon ein Problem. Denen stehen die Kaufleute auf den Fersen mit der ewigen Frage: "Lohnt sich das? Verdienen wir da was?" und auf der anderen Seite die Kunden: "Ich will maximal soundsoviel dafür ausgeben, sonst will ich es nicht, genauer, sonst kann ich es mir nicht leisten, weil ich brauche noch Urlaub in DomRep, Premiere, neues Auto, neue Playstation für die Kids, neue Mikrowolle, Backofen etc. etc. etc. :-) (SCNR)



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[1.1.1] jtsn antwortet auf hrgajek
23.08.2003 14:00
Benutzer hrgajek schrieb:
die Verwendung von Glasfaser war richtig und sinnvoll. Was offenbar fehlt sind schnelle Glasfaser 'modems', für die letzten elektrischen Meter zum PC oder von Privatkunden *bezahlbare* optische Komponenten direkt in den PC (zumindest hab ich noch nix von gehört)

Was würde das ändern? Die OPAL-Fasern bieten immer noch die gleiche Bandbreite (144 kbps pro Anschluß)

Klar eine analog/ISDN-Flatrate wäre toll, würde aber technischen Stillstand bedeuten. Warum sind die Leute scharenweise von Analog (wer erinnert sich noch an 2400er Modems? :-) über ISDN auf DSL umgestiegen? Weil sie sich davon einen Vorteil versprochen haben.

Weil die Deutsche Telekom die Technologie mit Dumping-Preisen in den Markt gedrückt hat, nachdem sie vorher den POTS-Flatrate-Markt erwürgt hatte.

Gäbe es die Analog-Flatrate würden sich viele zurücklehnen und ihre Filme mit 2400bps saugen (ja und? Dauert etwas, aber Hauptsache kostet nix)

So'n Blödsinn, warst Du eigentlich jemals mit 2.400 bps im Internet? Sorry, aber IP geht nicht mal mit 9k6 vernünftig.

Ob das so erstrebenswert wäre?

Wenn jemand nichts anderes als ein 33k6-Modem hat (mehr geht über OPAL nicht), warum sollte er dann vom Internetanschluß ausgeschlossen werden (BTW: 10 min Dialup täglich ist für mich kein Internetanschluß).

Wichtig ist der Mix zwischen Performance und Bezahlbarkeit.

Und »Performance« ist z. Z. über OPAL nicht realisierbar, irgendwie verfehlst Du das Thema...

Und die Technik kostet nun mal Geld und 'rechnet' sich erst bei 'vielen' Kunden. Und das ist für die 'Privaten' schon ein Problem. Denen stehen die Kaufleute auf den Fersen mit der ewigen Frage: 'Lohnt sich das? Verdienen wir da was?' und auf der anderen Seite die Kunden: 'Ich will maximal soundsoviel dafür ausgeben, sonst will ich es nicht, genauer, sonst kann ich es mir nicht leisten, weil ich brauche noch Urlaub in DomRep, Premiere, neues Auto, neue Playstation für die Kids, neue Mikrowolle, Backofen etc. etc. etc. :-) (SCNR)

Die meisten POTS-Flatrates weltweit sind durch staatliche Regulierung zustandegekommen, auch die in den hochgelobten USA.

ciao, jtsn
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[1.1.2] Mobilfunk-Experte antwortet auf hrgajek
25.08.2003 12:15
Benutzer hrgajek schrieb:

[...] Da die Telekom nicht mehr quersubventionieren darf, geht das Geheul natürlich jetzt los.

Aber: Bekommen die Privatanbieter überhaupt was geregelt? Können Sie Alternativen anbieten. Leider nein.
[...]
Und die Technik kostet nun mal Geld und 'rechnet' sich erst bei 'vielen' Kunden. Und das ist für die 'Privaten' schon ein Problem. Denen stehen die Kaufleute auf den Fersen mit der ewigen Frage: 'Lohnt sich das? Verdienen wir da was?' und auf der anderen Seite die Kunden: 'Ich will maximal soundsoviel dafür ausgeben, [...]

Kaufleute, die auf Wirtschaftlichkeit achten, gibt es bei der Deutschen Telekom natürlich genauso. Aber mit ca. 98% Marktanteil bei den privaten Teilnehmeranschlüssen lässt es sich eben ganz anders kalkulieren. Verstärkt wird dieser Effekt noch dadurch, dass es DSL von der DTAG nicht 'entbündelt' ohne Telefonanschluss gibt. Wie sollen das dann erst die 'Privaten' zu konkurrenzfähigen Preisen leisten?
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[1.2] Mr. Arcor antwortet auf jtsn
23.08.2003 14:34
Benutzer jtsn schrieb:
Der eigentliche Grund für die Verlegung von OPAL war, daß das Werk, was die Frau des damaligen Postministers besaß, von Kupfer- auf Glasfaserproduktion umgestellt wurde. Und nun rate mal, wer der Zulieferer für die Deutsche Bundespost Telekom war?

Wäre die DTAG 1990 schon privatisiert gewesen, wäre das nicht passiert.

ciao, jtsn

Sorry, solch einen Unsinn hier zu posten!

Die Bundespost hat seinerzeit geographische Regionen zur Erschließung der neuen Länder Ost ausgeschrieben. Diese privatwirtschaftliche Erledigung sämtlicher Maßnahmen inkl. Leitungsnetz, Grundstücks- und Baumaßnahmen, der Switche und Access-Points wurden komplett an Firmenkonsortien vergeben. Die Bieter/Auftragsnehmer waren allesamt Hersteller von Vermittlungssystemen und Technologie. Mit der Firma von Schwarz-Schillings Frau hat dies nun gar nichts zu tun, denn es lag an den jeweiligen Bietern die Materialien zu kaufen!

Wegen der vielfach installierten Abhöranlagen, deren Vorhandensein erst nach und nach ans Tageslicht kam, war die Nutzung vorhandener und alter Kupfertrassen nicht sinnvoll und die einzige wirtschaftliche Lösung bestand in sehr engmaschigen Glasfasernetzen.

Solche Netze wurden seinerzeit ausschließlich als Kampusnetze, z.B. auf dem riesigen Terrain des neuen Flughafen in München eingesetzt und hatten weltweit Vorbildcharakter.

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[1.2.1] tichy antwortet auf Mr. Arcor
24.08.2003 08:46
Benutzer Mr. Arcor schrieb:
Benutzer jtsn schrieb:

Wegen der vielfach installierten Abhöranlagen, deren Vorhandensein erst nach und nach ans Tageslicht kam, war die Nutzung vorhandener und alter Kupfertrassen nicht sinnvoll und die einzige wirtschaftliche Lösung bestand in sehr engmaschigen Glasfasernetzen.

hast du da quellen? speziell was den zusammenhang angeht?

gruesse,
tichy
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[1.2.1.1] Mr. Arcor antwortet auf tichy
24.08.2003 14:25
Benutzer tichy schrieb:
Benutzer Mr. Arcor schrieb:
Benutzer jtsn schrieb:

Wegen der vielfach installierten Abhöranlagen, deren Vorhandensein erst nach und nach ans Tageslicht kam, war die Nutzung vorhandener und alter Kupfertrassen nicht sinnvoll und die einzige wirtschaftliche Lösung bestand in sehr engmaschigen Glasfasernetzen.

hast du da quellen? speziell was den zusammenhang angeht?

gruesse,
tichy

ja, mich selbst und es gibt von den Ausschreibungen bergeweise Papier, auch von den laufend entdeckten Abhörbunkern, teilweise wurden diese sogar auf Video aufgenommen, denn für viele, die damals mitwirkten, war dies eine nicht vorstellbare Beobachtung, die kaum jemand geglaubt hätte.

Die vorhandenen Kupferstränge führten oft nicht direkt von A nach B, sondern wurden über einen Bunker geschaltet und dort waren Abhör- und Mitschneideanlagen untergebracht. Dies störte zwar analoge Signale nicht, digitale Signale (ISDN) konnten über diese Filter nicht übertragen werden. Wegen der Nichtfunktion von ISDN entdeckte man viele diese Eirichtungen erst nach und nach und ging wegen des Zeitdrucks sehr schnell dazu über, viele Trassen grundsätzlich gleich zu erneuern, was dann sehr früh zu den hohen Kapazitäten führte.