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Dell Inspiron Mini 1012 im Test: Don't mess with Texas!

Von Steffen Herget

Dell Inspiron Mini 1012 Test Benchmark Wir haben uns den ersten Pine-Trail-Mini des texanischen Herstellers Dell gegriffen. Dell bietet seinen 10,1-Zöller optional mit HD-Ready-Anzeige an. In Kürze soll sogar eine HD-Option via Broadcom-Modul wählbar sein. Doch bis es soweit ist schauen wir uns erst einmal die Basic Variante des Inspiron Mini 1012 im Test genauer an. Soviel schon vorweg, es ist ein harter Brocken mit guter Laufzeit.

Dicker Brocken in Weiß

Dell Inspiron Mini 10

Dell Inspiron Mini 1012 Test Benchmark Die Optik des 10,1-Zollers überrascht. Während andere Hersteller tendenziell dünne und schlanke Netbooks auf den Markt bringen, geht Dell scheinbar einen Schritt zurück. Dies muss jedoch keine schlechte Sache sein. Wenn alle Netbooks auf dem Markt dünner und flacher werden, dann sticht ein Hersteller mit einem eher rundlichen Rechner der 10-Zoll-Klasse ordentlich heraus. Warum auch nicht. Ungewöhnlich ist die Anbringung der Display-Gelenke. Die Bildschirmanzeige sitzt nicht am hintersten Teil des Gehäuses, sondern zirka 1,5 Zentimeter davor. Vorteil dieser Konstruktion: Ein Akku mit großem Volumen kann eingebaut werden, ohne dass dieser nach hinten übersteht. Dadurch ist das Gehäuse allerdings sehr wuchtig geraten, speziell, wenn wir es zum Beispiel mit dem Asus Eee PC 1005P oder 1008P vergleichen - von der Ausnahme-Flunder Sony Vaio X garnicht zu reden. Aber wir müssen Dell zugestehen, die Optik ist weder abgekupfert noch Einheitsware. Wer sich mit dem Dell Inspiron Mini 1012 blicken lässt, der fällt zwar nicht als Lifestyle-Fan aus der Rolle, aber er oder sie haben einen Mini, der nicht wie jeder andere aussieht.

Feste Scharnier-Verankerung

Dell Inspiron Mini 1012 Test Benchmark Die seltsame Anbringung der Scharniere bringt einen wichtigen Vorteil: Stabilität. Display-Gelenke sitzen immer an der äußersten Ecke der Kunststoff-Konstruktionen und sind daher nicht besonders fest verankert. Bei vielen Netbooks, oder auch Notebooks, führt Druck auf das Scharnier sogar zum leichten Verbiegen des gesamten Gehäuses. Nicht beim Dell Inspiron Mini 1012. Die Scharniere sitzen so fest, auch mit großer Kraft können wir sie weder verbiegen noch eindrücken. Die Display-Gelenke sind in unseren Augen ein lobenswertes Detail. Das Gehäuse macht es den Scharnieren gleich. Es ist derart fest und resistent gegenüber Verbiege-Versuchen wie kaum ein anderer 10-Zöller. Handballenauflage und Touchpad können wir an keiner Stelle auch nur ein Stückchen eindellen. Der Deckel besitzt eine feste, aber kratzanfällige weiße Lackoberfläche. Der breite Rahmen der Anzeige sorgt für eine hohe Stabilität. Auf der Unterseite des Inspiron Mini 1012 setzt sich die hohe Festigkeit fort. An keiner Stelle kann unser Finger die Kunststoff-Hülle eindellen. Grund hierfür ist auch die nicht vorhandene Wartungsklappe für den Wechsel von RAM oder Festplatte. Um diese Komponenten zu tauschen, muss die komplette Bodenplatte abgenommen werden. Die Hochglanz-Lackierung erinnert an Emaille, also die Beschichtung von Blechschüssel oder Töpfen vor der Edelstahl-Ära. Dem Gehäuse ist deutlich anzusehen, dass es getaucht wurde. Dies ist ein Verfahren bei der Lackierung.

Tasten für Vielschreiber

Dell Inspiron Mini 1012 Test Benchmark Die Eingaben machen einen guten Eindruck, das Touchpad ärgert uns aber ein wenig. Zuerst zu den Tasten. Das Tastenfeld nimmt die komplette Breite ein und bietet damit ein ausreichend großes Betätigungsfeld für Vielschreiber. Die Tastatur gibt an keiner Stelle nach und bietet uns einen sehr großen Tastenhub. Das Feedback ist aber leider nicht perfekt, denn der Anschlag ist etwas schwammig. Dell hat die einzelnen Tasten mit einer Art Sockel versehen. Dies gibt ihnen trotz des engen Raumes eine große Fläche für die Finger. Das Touchpad besitzt eine angenehm matte Oberfläche und ist mit einer vertikalen und horizontalen Scrollbar ausgerüstet. Die Tasten sind auf den Bildern nicht erkennbar, befinden sich aber unter der Fläche des Pads. Leider reagieren die Tasten nicht auf jeden Klick, was aber nur sporadisch vorkommt. Eine echte Gestensteuerung mit zwei Fingern ist mit dem Touchpad nicht möglich. Wir können aber immerhinmit den Scroll Bars zoomen.

Leisetreter ohne Lüfter

Dells Pine-Trail-Mini kommt ohne einen Lüfter aus. Das einzige Geräusch, das wir hören können, wird von der Festplatte verursacht. Dabei zeichnet sich die 160 GB Samsung-Festplatte durch ein leises Laufgeräusch und ein kaum wahrnehmbares Klackern der Lese- Schreibköpfe aus. Hier ist also alles im grünen Bereich. Es bleibt natürlich die Frage, ob solch ein Fanless-Design das Gehäuse übermäßig warm werden lässt. Dies ist nicht der Fall. Auf der Oberseite zeigt unser Infrarot-Thermometer höchstens 35 Grad an, das jedoch nur in der Mitte der Tastatur. Die Handballenauflage inklusive Touchpad bleibt mit 27 bis 29 Grad fast schon kühl. Die Unterseite des Gehäuses kann sich aber nicht gegen die Abwärme von Prozessor und Chipsatz erwehren. Wir messen in der Nähe der CPU bis zu 42 Grad. Wohlgemerkt, diese Temperaturen treten unter Belastung auf, also wenn man sich zum Beispiel ein Video anschaut oder iTunes benutzt.

Kein Kraftpaket

Dell Inspiron Mini 1012 Test Benchmark Passmark Das Dell Inspiron Mini 1012 ist mit der Intel Pine Trail Plattform ausgerüstet und leistet genau das, was wir von diesem Chipsatz erwarten. Der Intel Atom N450 mit seinen 1,66 GHz rechnet in etwa so langsam wie ein Atom N270 mit 1,60 GHz. Die Speicherbestückung mit einem Gigabyte DDR2 SD RAM ist ebenso Netbook-typisch, wie die kleine 160 GB Festplatte von Samsung. Der PassMark Performance-Test 7.0 schließt mit 199,5 Punkten ab. In dieses Ergebnis fließen die Messwerte der langsam lesenden Samsung-Festplatte bereits ein. Trotz wiederholter Messungen liegt der Datendurchsatz beim Lesen bei höchstens 37,5 MB pro Sekunde. Ein anderes Tool, der HD-Tach, kann die Ehre der Samsung HDD wiederherstellen, denn er ermittelt 53,2 MB pro Sekunde. Kurz gesagt, die Festplatte im Inspiron Mini 1012 ist mit 160 GB recht klein und langsam ist sie auch. Der Standard aktueller 2,5-Zoll-Notebookfestplatten liegt bei zirka 65 MB pro Sekunde.

HD in Sicht: Broadcom Crystal HD Accelerator

Pine Trail typisch ist die GMA 3150 Grafik im Prozessor integriert. Dies soll für einen sinkenden Stromverbrauch und geringere Herstellungskosten sorgen. Wie schon die Vorgänger-Grafikkerne GMA950 bzw. GMA500 hat die GMA 3150 keinen integrierten HD-Beschleuniger. Aber Hersteller Dell hat bereits eine Lösung in Petto. Die noch nicht verfügbare Premium-Variante des Inspiron Mini 1012 besitzt neben einem HD-Ready-Display einen integrierten HD-Beschleuniger Chip von Broadcom. Der Broadcom Crystal HD Accelerator soll die Enkodierung von 720p und 1080p Filmen in die Hand nehmen. Der Adobe Flash Player 10.1. kann dazu auf die Rechenkapazität des HD-Chips zugreifen. Der Atom N450 allein ist für diese Enkodierung zu schwach. Broadcom Crystal HD ist damit eine Alternative zu Nvidia Ion Netbooks.

Zukünftiger Entertainer

Vor uns steht die Basic-Variante des Dell Inspiron Mini 1012 mit WSVGA-Displayanzeige und ohne Beschleunigung durch den Broadcom-Chip. Doch ab Ende Februar wollen die Texaner auch vorkonfigurierte Modelle anbieten, die neben dem 1366 x 768 Pixel auflösenden HD-Ready-Display und dem Broadcom Crystal HD Chip auch einen eingebauten DVBT-Tuner besitzen. Letzterer kann je nach Konfiguration auch durch ein GPS-Modul ersetzt werden. Damit kann das Mini 1012 als Navigationsgerät genutzt werden.

Helles Display

Dell Inspiron Mini 1012 Test Benchmark Display Die 10,1-Zoll Anzeige mit ihren 1024 x 600 Pixeln zeigt uns spartanische Kost. Die Kontraste sind gering, werden aber durch die nicht entspiegelte Beschaffenheit des Panels optisch aufgebessert. Die Helligkeit ist für den Betrieb im Freien gerade so ausreichend. Hierbei stören dann aber schnell die Reflexionen auf der Anzeige. Der Nutzer wird auf der Suche nach einem schattigen Plätzchen schon bald entnervt aufgeben.

Sieben Stunden Surf-Vergnügen

Wenn es schon mit HD-Videos nicht klappt, wie sieht es mit der Akkulaufzeit aus? Hierbei enttäuscht uns der Dell Inspiron Mini 1012 nicht. Erst nach ziemlich genau sieben Stunden kommt das Surf-Vergnügen fern der Steckdose zum Erliegen. Wir waren auf News-Seiten unterwegs und haben ab und an einen YouTube Clip geladen und abgespielt. Wer anspruchsloser ist und die Helligkeit auf die niedrigste Stufe setzt sowie das WLAN deaktiviert, der kann bis zu zwei Stunden mehr herausholen. Doch wo bleibt ohne WLAN und Surfen der Netbook-Gedanke?

Anschlüsse ohne HDMI

Wie viele andere Netbooks auch rüstet Dell seinen Inspiron Mini 1012 nicht mit einem HDMI-Anschluss aus. Nutzer können also einen Fernseher nur über einen VGA-S-Video-Adapter anschließen. Für das vorliegende Netbook ist das nicht weiter tragisch, denn HD-Filme können mit dem schwachen Intel Atom N450 ohnehin nicht flüssig abgespielt werden. Für die Variante des Mini 1012 mit Broadcom-HD-Chip ist der fehlende HDMI-Port aber schmerzlich. Auf der linken Seite finden wir neben dem VGA-Anschluss zwei USB-Schnittstellen sowie einen CardReader. Letzterer unterstützt keine xD-Speicherkarten. Die rechte Gehäuseseite gibt einen USB-Port sowie einen Anschluss für das Netzwerkkabel frei. Zwei Audio-Anschlüsse sind natürlich obligatorisch.

Fazit: Dell verbessert Akkulaufzeit

Der Dell Inspiron Mini 1012 ist ein solides 10,1-Zoll Netbook mit einer sehr guten Laufzeit von sieben bis neun Stunden. Der Vorgänger Dell Mini 10 mit schwächerem Atom Z520 Prozessor erreichte mit seiner HD-Ready-Anzeige eine etwa gleiche Akkulaufzeit. Wer ein stabiles Netbook ohne Allerwelts-Gesicht sucht, der könnte sich mit dem Mini 1012 anfreunden. Wer aber mehr haben will, als nur ein normales Netbook zum Surfen, der sollte auf die HD-Ready Version warten und möglicherweise auch auf den HD-Chip von Broadcom. Die 1.366 mal 768 Pixel, die die HD-Variante mitbringt, bieten mehr Komofrt, vor allem beim Surfen. Der HD-Chip sorgt dafür, dass der 10-Zoller auch hochauflösend kodierte 720p- oder 1080p-Filme ruckelfrei wiedergeben kann. Eine dritte Option ist der DVBT-Tuner zum Empfang des digitalen terrestrischen Fernsehens. Einen HDMI-Anschluss für den Fernseher wird es aber auch in dieser Luxus-Ausstattung nicht geben. Schade.

Dell Inspiron Mini 1012: Alle Bilder des Tests