Pläne

China will Gebühren für länderübergreifenden Internetverkehr

EU-Sicherheitsexperte befürchtet neues Instrument der Zensur
Von Michael Friedrichs

Die Volksrepublik China hat der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) in Genf Pläne vorgelegt, die es Netzbetreibern künftig ermöglichen soll, Gebühren für grenzüberschreitenden Internetverkehr zu erheben. Das berichtet das Branchenmagazin telecomasia.net. Demnach soll das Routingprotokoll des World Wide Web dazu verwendet werden, um Informationen über den Daten-Traffic zu sammeln und darauf basierend, ein länderübergreifendes Abrechnungssystem einzuführen. Ziel sei es, besonders Entwicklungsländern die Möglichkeit zu geben, einen Teil der Kosten für den Ausbau ihrer Breitband-Infrastruktur über diesen Weg wieder reinzuholen.

Inzwischen hat sich auch die ITU zu den Plänen geäußert. Man denke über den Vorschlag Chinas nach, sagte ein Sprecher. Allerdings werde es keine Änderungen an dem Routingprotokoll geben. Zudem habe nicht die ITU die Spezifizierung des Routingprotokolls festgelegt, sondern die Internet Engineering Task Force (IETF).

Ganz andere Töne zu Chinas Plänen kommen aus Brüssel. Andrea Servida, ein Sicherheitsexperte der EU-Kommission, sieht in dem Vorschlag insbesondere die Gefahr, dass die Volksrepublik das länderübergreifende Gebührensystem nur als Aufwand nutze, um künftig die Datenflüsse innerhalb des Landes noch mehr zu kontrollieren. Seiner Meinung nach würden technische Änderungen an dem Routingprotokoll nicht nur den Grundsatz des offenen Netzes gefährden, sondern auch die Sicherheit und Stabilität des Internet untergraben.

Allerdings steht China mit den Plänen nicht alleine da. Demnach unterstützen bereits mehrere Entwicklungsländer die Einführung eines Internet-Abrechnungssystems.