übernommen?

Microsoft sucht Partner zum Yahoo-Fleddern

Erfolgsaussichten für gemeinschaftliche Yahoo!-Übernahme eher gering
Von dpa / Marie-Anne Winter

Microsoft gibt auch fast ein halbes Jahr nach seinem ersten Übernahmeangebot für den Portal- und Suchmaschinen-Betreiber Yahoo! nicht auf. In den vergangenen Tagen habe der weltgrößte Softwarekonzern weitere Gespräche unter anderem mit den Medienunternehmen News Corp. und Time Warner über einen möglichen gemeinsamen Kauf geführt, berichtete heute das Wall Street Journal (WSJ). Die Zeitung beruft sich dabei auf mit den Gesprächen vertraute Personen.

Zuletzt hatte Microsoft nur noch Interesse an der Suchmaschinensparte von Yahoo! gezeigt. In einer gemeinsamen Kaufaktion könnten die Partner die verbleibenden Internet-Aktivitäten von Yahoo! übernehmen. Das Medienunternehmen News Corp., das auch das "Wall Street Journal" verlegt, betreibt unter anderem die Social-Networking-Plattform MySpace. Zu Time Warner gehört das Internet-Geschäft von AOL. Die Unternehmen könnten dem Bericht zufolge die Internet-Sparte von Yahoo! mit ihren eigenen Abteilungen zusammenlegen. Einige der Quellen halten einen Erfolg dieser Gespräche allerdings für unwahrscheinlich, schreibt die Zeitung.

Microsoft wollte mit einer Übernahme von Yahoo! zum Marktführer Google im lukrativen Geschäft mit Internet-Werbeanzeigen aufrücken. Das erste Übernahmeangebot machte der Softwarekonzern Ende Januar. Nachdem die Yahoo!-Spitze um Firmen-Chef Jerry Yang die Offerte von zunächst 44,6 Milliarden Dollar als zu niedrig abgelehnt hatte, folgten Wochen und Monate mit immer wieder neuen Annäherungsversuchen. In der Zwischenzeit war Microsoft von dem Plan einer Komplett-Übernahme abgerückt und hatte nur noch Interesse an der Suchsparte gezeigt. Zuletzt sollten Mitte Juni die Gespräche endgültig geplatzt sein - Microsoft ruderte allerdings wenige Tage später wieder zurück.

Werbepartnerschaft zwischen Yahoo! und Google bedenklich

Während der immer wieder gescheiterten und aufgeschobenen Gespräche mit Microsoft war Yahoo! stattdessen näher an seinen Konkurrenten Google gerückt und vereinbarte mit dem Suchmaschinen-Primus eine umfangreiche Werbe-Partnerschaft. Ob es zu der Zusammenarbeit tatsächlich kommt, ist allerdings vorerst noch unklar. Denn ob der Zusammenschluss kartellrechtlich unbedenklich ist, untersucht nach einem Bericht der Washington Post derzeit das US-Justiz-Ministerium. Für die Untersuchung sollen auch Dokumente anderer großer Unternehmen aus der Internet- und Medienbranche herangezogen werden, berichtet die Zeitung.

Inzwischen hat sich Microsoft auf die Übernahme einiger kleiner Start-up-Firmen wie zuletzt dem Suchmaschinenhersteller Powerset verlegt, verstärkt allerdings auch gleichzeitig weiter den Druck auf die Yahoo!-Führung. Nach US-Medienberichten hatte sich Microsoft in den vergangenen Tagen auch mit Yahoo!s aggressivem Aktionär Carl Icahn getroffen und ihn bei seinem Versuch unterstützt, auf der für den 1. August angesetzten Hauptversammlung die derzeitige Yahoo!-Führungsspitze durch seine eigenen Vertrauensleute auszutauschen. Der als "Firmenjäger" berüchtigte Milliardär hatte von Beginn an eine Übernahme von Yahoo! durch Microsoft befürwortet. Die Yahoo!-Aktie war seit Ende Januar bis Mitte Mai um 27 Prozent nach unten gerutscht.