Angriff

Vodafone will mit Arcor die Telekom herausfordern

Vodafone und Arcor wollen Mitbewerber übernehmen, aber nicht um jeden Preis
Von dpa / Thorsten Neuhetzki

Der Mobilfunkbetreiber Vodafone will mit seiner Festnetztochter Arcor im DSL-Geschäft und als Komplettanbieter den Branchenprimus Deutsche Telekom herausfordern. In den kommenden fünf Jahren soll der Marktanteil von derzeit 13,6 Prozent auf mindestens 20 Prozent gesteigert werden, sagte der Deutschland-Chef des britischen Konzerns, Friedrich Joussen, heute in Düsseldorf. Weitere Anteile kämen gegebenenfalls durch Zukäufe hinzu. In der Branche werde es künftig sehr viele Übernahmen und Fusionen geben.

Auch die gestärkte Vodafone-Gruppe in Deutschland werde sich potenzielle Kandidaten ansehen, aber nicht um jeden Preis kaufen. Angesichts der im Markt bereits üblichen Flatrates von 29 Euro im Monat hält Joussen einen Kaufpreis von 300 Euro pro Kunde als die Obergrenze bei einer möglichen Akquisition. Mit der vollständigen Übernahme von Arcor habe Vodafone jetzt einen "sensationellen" Festnetzbetreiber vollständig mit ins Boot genommen.

Marke Arcor wird nicht eingestampft

Mit einer neuen Managementstruktur will Vodafone die Integration von Arcor vorantreiben. Neben seinem Posten als Deutschland-Chef von Vodafone wird Joussen zusätzlich bei Arcor den Vorstandsvorsitz übernehmen. Arcor-Chef Harald Stöber wechselt für Joussen in den Aufsichtsrat von Vodafone. Kosteneinsparungen sieht Joussen vor allem bei den Investitionen in die Netze. Betriebsbedingte Kündigungen werde es nicht geben. Die Vodafone-Gruppe beschäftigt in Deutschland 15 000 Menschen und erzielt einen Jahresumsatz von rund zehn Milliarden Euro.

Die Marke Arcor soll nicht eingestampft, sondern solange beibehalten werden, wie es die Kunden wünschen, beteuerte Joussen. Langfristig strebt das Unternehmen Vorteile durch Bündelprodukte an.

Vor gut einem Monat hatte Vodafone seine Tochtergesellschaft Arcor vollständig übernommen. Für die bislang von der Deutschen Bahn und der Deutschen Bank gehaltenen Minderheitsanteile von 26 Prozent zahlte Vodafone 474 Millionen Euro. Wenige Wochen später wurden bei Vodafone die Bereiche Marketing und Vertrieb zusammengelegt und das Geschäft in Firmenkunden- und Privatkundenbereich getrennt.

Vodafone mit Umzugsplänen

In der Landeshauptstadt wird Vodafone eine neue Deutschland-Zentrale bauen. 2012 läuft nach Angaben eines Sprechers der laufende Mietvertrag über die Büros am Seestern (Düsseldorf-Lörick) und in Ratingen aus. Der Mobilfunkbetreiber plant, alle rund 5 500 Mitarbeiter der beiden Standorte sowie des Vodafone-Hochhauses am Rheinufer in der neuen Firmenzentrale zusammenzuziehen.

Ein neuer Standort werde noch gesucht, wobei das Gelände der ehemaligen Gatzweiler-Brauerei in Düsseldorf eine Option sei. Das Vodafone-Hochhaus am Rheinufer, die frühere Mannesmann-Konzernzentrale, die das britische Unternehmen im Jahr 2000 im Zuge der Übernahme von Mannesmann erworben hatte, steht dann zum Verkauf. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen, hieß es.