Themenspecial VoIP Hintergrund

Virtuelle Telefonanlagen mit einem Asterisk-Server

Wer braucht einen Asterisk-Server und wie funktioniert er?
Von Mark Beuster / Thorsten Neuhetzki

Voice over IP kennen mittlerweile viele Telefon- und Internet-Kunden. Häufig wird die Internettelefonie dabei mittels Hardware in den eigenen vier Wänden und über den SIP-Standard realisiert. Dieses Verfahren eignet sich vor allem für Privatkunden. Zwar sind, entsprechende Hardware vorausgesetzt, hier auch viele Features möglich, doch wer höhere Anforderungen hat oder professionelle Dienste realisieren will, der sollte sich mit Asterisk beschäftigen.

Asterisk eignet sich, um mehrere VoIP-Provider günstig verwalten zu können und um sich selbst eine virtuelle Telefonanlage zu schaffen. Es ist ein Open-Source-Projekt aus dem Linux-Bereich und wurde 1999 von Mark Spencer von seiner heutigen Firma Digium in den USA ins Leben gerufen. Mittlerweile beteiligen sich Dutzende von Entwicklern weltweit, die Hauptarbeit liefert aber immer noch Mark Spencer. Wie bei allen Open-Source-Projekten ist zwar die Software als solche kostenlos und kann in der aktuellsten Version unter asterisk.org heruntergeladen werden. Es gibt jedoch keinen Support und nur eine veraltete Dokumentation.

Bei der Wahl des genutzten Servers sollte man sich im Voraus überlegen, wie viele Menschen über diese Telefonanlage telefonieren sollen. Für Testzwecke und zum ersten Experimentieren reicht ein kleiner vServer. Da man sich hier aber den Server mit mehreren Nutzern teilt, kann es sehr schnell passieren, dass dieser langsam bzw. nicht erreichbar ist. Professioneller und deutlich stabiler ist hier ein echter Root-Server, der aber mit mindestens 30 Euro monatlich zu Buche schlägt.

Wozu benötigt man einen Asterisk?

Auf einem Asterisk kann man mehrere VoIP-Provider bequem verwalten. So lassen sich zum Beispiel Wahlregeln für verschiedene Ziele erstellen. Zudem lassen sich Callback und Calltrough einrichten, um so Asterisk auch mobil von unterwegs nutzen zu können. Der umfangreiche digitale Anrufbeantworter hat die Option, den empfangenen Text per E-Mail weiterzuleiten.

Der Asterisk-Nutzer kann festlegen, was mit einem eingehenden Ruf passiert. So kann er etwa direkt abgewiesen oder durchgestellt werden, auf die Voicebox laufen oder auf eine andere Nummer weitergeleitet werden. Es kann auch eine Kette erstellt werden: Zuerst klingelt das Büro-Telefon, dann das Telefon zu Hause. Auch können alle Anrufer ohne Anruferkennung (CLI) gleich auf den Anrufbeantworter geleitet werden. Diese Anrufer können dann eine Ansage hören.

Der Asterisk-Server verwaltet eine unbegrenzte Anzahl an Nutzern. Jedem kann eine eigene interne Nummer zugewiesen werden. Auf diesem Weg können sie kostenlos intern miteinander telefonieren. Die Nummern können unterschiedliche Rechte eingeräumt bekommen: So kann der eine etwa nur ins Festnetz, der zweite Nutzer aber zusätzlich auch in die Mobilfunknetze telefonieren.

Ideal ist Asterisk etwa, um eine virtuelle Telefonanlage, beispielsweise für Hotels, zu erstellen und jedes Zimmer einzeln nach Verbrauch bei der Abreise des Kunden abzurechnen.

Eine Registrierung, alle Features

Als Nutzer von Asterisk muss man sein VoIP-Entgerät nur am Asterisk-Server registrieren und hat dann alle Funktionen zur Verfügung, die Telefonanlagen, wie auch die FRITZ!Box Fon, bieten. So lassen sich beispielsweise auch VoIP-Adapter, die nur ein bis zwei Leitungen zur Verfügung haben optimal nutzen.

Wem die Einrichtung eines Asterisk zu schwierig erscheint, der kann auch "fertige" Lösungen, wie etwa das Stay Connected von Bellshare mit Least Cost Router oder die Telefonanlage von SimplyConnect und PBX-Network bzw. das sehr umfangreiche, aber leider inzwischen in der Pro-Version kostenpflichtige Voxalot [Link entfernt] verwenden. Diese Systeme sind sehr schnell und leicht verständlich einrichtbar, allerdings nicht so umfangreich und frei skalierbar wie eine eigene Lösung mit einem Asterisk.