Featuritis

Moderne Handys können viel mehr als deren Nutzer

Zwei Drittel der Handyfunktionen werden nicht benutzt
Von dpa / Marie-Anne Winter

Viele Funktionen in einem Gerät gehen oft auf Kosten der Benutzerfreundlichkeit. "Manche Handys ähneln immer stärker Computern und stürzen ab", sagt Bosenick. Betriebssysteme und Menüs seien in der Bedienung oft in sich nicht schlüssig. Abhilfe könnten hier zukünftig die von PDAs bekannten Touchscreens schaffen. Mit ihnen können Handys ohne Tasten und ihre manchmal verwirrenden wechselnden Belegungen auskommen. Stattdessen wird mit der Fingerspitze intuitiv über das Display gesteuert. "Wir werden bei vielen Herstellern ähnliche Bedienkonzepte sehen", sagt Bosenick.

Denn Nutzer, die die Funktionsvielfalt ihres Handys nicht beherrschen, entwickeln einer Studie des internationalen Marketingexperten-Forums CMO Council zufolge eine "Function Fatigue", eine regelrechte Funktionsmüdigkeit. Dass die Feature-Flut abnehmen wird, ist aber eher unwahrscheinlich. "Ich glaube, dass der Markt differenziert bleibt", sagt Bosenick. Es werde immer Power-User geben und Leute, die einfach nur telefonieren wollen. Deshalb gehe in der Entwicklung ein Trend hin zu immer allmächtigeren Profi-Geräten und ein zweiter Trend hin zu immer einfacheren Handys.

Einfach-Handys nicht nur für Senioren

Dass simple Mobiltelefone mit gutem Bedienkonzept nicht nur Senioren ansprechen, davon ist Matthias Schroeder überzeugt: "Ein reines Seniorenhandy ist Marketing-Harakiri." Jeder Nutzer habe Interesse an einer einfachen Bedienung. Und wie jede andere Altersgruppe seien auch Senioren stark an gutem Design interessiert. "Das Handy ist nicht nur Kommunikationsinstrument, sondern auch wichtiges Statussymbol und Accessoire", erklärt Schroeder.

Von der Möglichkeit, bei Touchscreen-Handys von vorneherein viele Funktionen zu integrieren, die aber nur je nach Wunsch und Erfahrung des Käufers in das Menü aufgenommen werden, hält Schröder nicht viel. "Das erhöht die Kosten." Für Einsteiger-Handys gebe es eine preisliche Schallgrenze von rund 50 Euro.

Tim Bosenick rät, das Wunschhandy vor dem Kauf genau zu prüfen. "Beim Verkäufer vertraut man darauf, dass alles ganz einfach ist." Zu Hause beginne dann oft das Haareraufen. "In der Ladensituation ausprobieren ist ganz wichtig. Man muss sich selbst Aufgaben wie das SMS-Schreiben stellen und ausprobieren."