Rückschläge

eBay schließt eigene Internetseite in China

eBay wechselt die Strategie - Zusammenarbeit mit chinesischem Partner
Von dpa / Marie-Anne Winter

Nach Rückschlägen auf dem schnell wachsenden Internetmarkt in China hat eBay seine Strategie geändert: Das Auktionshaus schließt seine eigene chinesische Internetseite und arbeitet künftig mit einem lokalen Partner zusammen. Mit dem chinesischen Internetportal und Anbieter drahtloser Verbindungen, Tom Online, gründet eBay dafür ein Joint Venture, wie die Unternehmen heute in Peking mitteilten. Das in Peking ansässige Tom Online wird vom Hongkonger Milliardär Li Ka-shing kontrolliert.

An dem neuen Gemeinschaftsunternehmen, das nächstes Jahr seinen neuen Internetauftritt startet, hält eBay nur 49 Prozent. Das Auktionshaus mit Sitz in San Jose in Kalifornien steckt 40 Millionen US-Dollar Bargeld in das Joint Venture, während Tom Online eine Finanzierung von 20 Millionen zugesagt hat. Durch die Kooperation "mit einem starken lokalen Partner wie Tom Online" sei eBay künftig besser für den wachsenden chinesischen Markt positioniert, sagte eBay-Präsidentin Meg Whitman in einer Mitteilung.

China ist mit heute mehr als 120 Millionen Internet-Nutzern und 400 Millionen Handybesitzern einer der am stärksten wachsenden Online- und Mobilfunkmärkte der Welt. Online-Geschäfte in China insgesamt könnten von 5,6 Milliarden Yuan (540 Millionen Euro) im Jahr 2005 auf mehr als 46 Milliarden Yuan (heute 4,4 Milliarden Euro) im nächsten Jahr ansteigen, zitierten die beiden Unternehmen aus Schätzungen von IResearch.

Neue Möglichkeiten für mobile Nutzer

Der neue Auftritt im Internet soll Anbietern und Käufern neue Möglichkeiten sowohl online als auch drahtlos schaffen, teilten die Unternehmen mit. Die Nutzer der bisherigen eBay-EachNet-Seite sollen 2007 zu dem neuen Angebot wechseln. Das Auktionshaus hatte 2002 ein Drittel von EachNet für 30 Millionen US-Dollar aufgekauft und ein Jahr später für 150 Millionen noch den Rest. Doch hatte das Auktionshaus seither Marktanteile an lokale Konkurrenz verloren.

Klarer Marktführer in China ist Taobao von Alibaba, an dem sich Yahoo! vor mehr als einem Jahr mit 40 Prozent beteiligt hatte. Yahoo! hatte eine Milliarde US-Dollar bezahlt und ähnlich wie jetzt eBay sein chinesisches Online-Geschäft mit Alibaba zusammengelegt. Der angekündigte Kurswechsel von eBay in China folgte zwei Jahre nach der Schließung der Internet-Seite in Japan, wo das Auktionshaus weit hinter Marktführer Yahoo! lag.

Erste Berichte über die mögliche Kooperation hatten den Aktienkurs von Tom Online in Hongkong gestern deutlich beflügelt. Der Handel wurde heute ausgesetzt. eBay und Tom Online bauen mit der neuen Kooperation auf ihre bestehende Zusammenarbeit beim Angebot von Skype-Kommunikationsdiensten in China auf. Das neue Joint Venture wird von Tom-Online-Chef Wang Leilei geleitet, während der bisherige eBay-EachNet-Chef Jeff Liao das Management unterstützen soll.