Standort Deutschland

Mehr Geld für Informations- und Kommunikationstechnologien

Ab morgen IT-Konferenz in Potsdam
Von dpa / Marie-Anne Winter

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will mit der ersten nationalen IT-Konferenz morgen in Potsdam dem Technologie-Standort Deutschland neue Impulse geben. "Die Revolution der Informations- und Kommunikationstechnologie ist noch längst nicht an ihrem Ende, aber wir wollen als Bundesrepublik Deutschland stärker daran teilhaben, damit wir zukunftsfähige Arbeitsplätze haben", sagte Merkel in ihrer am Samstag veröffentlichten wöchentlichen Video-Botschaft. An der Konferenz nehmen neben der Kanzlerin und weiteren Politikern zahlreiche Manager und Wissenschaftler teil.

Die Bundesregierung will die Branche laut Tagesspiegel mit 1,2 Milliarden Euro in den nächsten drei Jahren fördern. Ein entsprechender Beschluss solle in Potsdam verkündet werden, berichtet das Blatt unter Berufung auf Regierungskreise. Die Mittel seien Teil der rund 15 Milliarden Euro, die im Rahmen der High-Tech-Strategie der Bundesregierung bis 2009 bereitgestellt werden sollen.

Der Bundes-Datenschutzbeauftragte Peter Schaar kritisierte, dass kein Datenschützer zu dem Treffen eingeladen wurde. In der Neuen Osnabrücker Zeitung forderte er von der Konferenz, besonders darauf zu achten, dass die Informationsgesellschaft nicht zu einer Überwachungsgesellschaft werde.

In Potsdam sollen Arbeitsgruppen unter anderem Schritte gegen den Fachkräftemangel in der Branche erarbeiten. Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) sagte der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung: "Deutschland kann sich einen Fachkräftemangel in diesem wirtschaftlich hochsensiblen Bereich nicht leisten." Es reiche nicht aus, allein die Anzahl und Qualität von Studienplätzen zu erhöhen. "Junge Menschen müssen die Angebote auch nutzen wollen."

Die Kanzlerin sagte: "Wir wollen zum ersten Mal Nutzer und Entwickler der Informations- und Kommunikationstechnologie zusammenbringen und mit ihnen diskutieren, wie wir diese Branche entwickeln können." Vorgesehen sei eine Qualitätsoffensive für die Kundenfreundlichkeit von Call-Centern, der Ersatz von Barcodes durch Radiochips (Funketiketten), womit sich Warenströme besser verfolgen lassen, sowie die Entwicklung einer neuen Internet-Suchmaschine.

Die Konferenz wird im privat finanzierten Hasso-Plattner-Institut (HPI [Link entfernt] ) in Potsdam-Babelsberg veranstaltet. Die Informations-, Kommunikations- und Telekommunikationstechnologien sind nach Angaben des Instituts mit einem Umsatz von rund 135 Milliarden Euro und mehr als 1,5 Millionen Beschäftigten eine der größten Branchen bundesweit. Seit dem "Internetboomjahr" 2000 sei die Zahl der Studienanfänger im Bereich Informatik aber um mehr als 26 Prozent zurückgegangen.

Die IG Metall forderte die Arbeitgeber zu mehr Engagement bei der Ausbildung auf. "Wenn man die technologischen Wachstumschancen der Branche nutzen will, muss es auch Wachstum bei der Ausbildung geben", sagte IG Metall-Vorstandsmitglied Regina Görner. Nach Angaben der Gewerkschaft ist die Zahl der Ausbildungsverhältnisse in der IT- Branche von rund 48 600 im Jahr 2002 auf rund 38 600 im Jahr 2005 zurückgegangen. Der Präsident des IT-Branchenverbandes Bitkom, Willi Berchtold, forderte in der Welt am Sonntag die Wirtschaft auf, sich verstärkt um Ingenieure aus den europäischen Nachbarländern zu bemühen. Zugleich müssten auch ältere IT-Experten und Ingenieure in Deutschland besser qualifiziert werden.

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