Zukunft

UMTS und HSDPA: Mobilfunk als vollwertiger Festnetzersatz?

Netzbetreiber setzten zunehmend auf schnelle Datenübertragung
Von Ralf Trautmann

Neben den bereits verfügbaren Anwendungen für UMTS sind langfristig allerdings weitergehende Szenarien denkbar: So könnte sich der Mobilfunkzugang sowohl zum Telefonieren wie auch zur Internetnutzung als vollwertiger Festnetzersatz etablieren. Auf einen kabelgebundenen Breitbandzugang könnte verzichtet werden: Die Anbindung an das Internet könnte dann über UMTS- und HSDPA-fähige Router realisiert werden. Solche Geräte sind aktuell zum Beispiel schon von Lancom oder T-Mobile erhältlich. Andere Unternehmen werden sich der Entwicklung nicht verschließen können: Leicht zu bedienende Hardware wie die FritzBox von AVM wird es höchstwahrscheinlich auch mit Mobilfunk-Anbindung geben. Alternativ ist der Zugang zum Netz über eine Datenkarte oder ein Handy, das als Modem fungiert, realisierbar.

UMTS-Router:
web'n'walk-Box 2
Denn schon jetzt wird mittels HSDPA der Datendurchsatz im Mobilfunk auf DSL-Niveau gehoben: War mit reinem UMTS ein Downstream von bis zu 384 kBit/s möglich, sind es via HSDPA schon in der ersten Stufe 1,8 MBit/s. Vodafone und T-Mobile bieten mittlerweile in einigen Städten sogar 3,6 MBit/s. Das Bonner Unternehmen hat zudem angekündigt, die Geschwindigkeit in einem nächsten Schritt auf 7,2 MBit/s steigern zu wollen.

Theoretisch könnte HSDPA sogar bis zu 50 MBit/s im Downstream und somit VDSL-Geschwindigkeit erreichen. Für den Upstream verspricht künftig zudem die HSUPA-Technik hohe Datenraten: T-Mobile will hier ab kommendem Jahr in einer ersten Stufe 1,8 MBit/s ermöglichen.

Datenübertragung noch bedeutend teurer als bei DSL

Wer auf seinen DSL-Anschluss verzichten und stattdessen über das Mobilfunknetz online gehen will, benötigt allerdings neben einer hohen Geschwindigkeit auch noch einen bezahlbaren Tarif: Hier haben die Netzbetreiber zwar mittlerweile attraktive Modelle entwickelt, diese können sich allerdings noch nicht mit DSL-Flatrates messen. Eines der ersten HSDPA-Handys:
Samsung Z560

Pauschalangebote für die Datenübertragung hat zum Beispiel E-Plus mit seiner Online-Flat-Option für monatlich 40 Euro oder über den BASE-Datentarif für monatlich 25 Euro im Sortiment. Der Netzbetreiber bietet allerdings, wie bereits erwähnt, keine HSDPA-Unterstützung. T-Mobile und Vodafone führen dagegen mit web'n'walk Large und der WebConnect FairFlat National zwei Optionen für rund 50  Euro pro Monat, die zu jedem Handy-Tarif der Netzbetreiber hinzugebucht werden können. Das Datenvolumen ist hier formal auf monatlich 5 GB beschränkt, was für durchschnittliche Internetnutzer ausreichend sein dürfte, zumal das über das Limit hinausgehendes Volumen erst bei einer Überschreitung ab dem dritten Monat in Folge berechnet wird. Wer allerdings zum Beispiel Musikdateien oder ganze Filme aus dem Netz ziehen will, stößt bei 5 GB schnell an die Grenzen.

Festnetzersatz als Killerapplikation?

Auch hinsichtlich der Telefonie, Kernelement eines vollwertigen Telefonanschlusses, werden von den Mobilfunkbetreibern zunehmend mit einem Festnetzanschluss vergleichbare Lösungen realisiert: So ist bei o2 mit dem Genion-Tarif schon seit Jahren ein Homezone-Angebot verfügbar, mittlerweile haben hier Vodafone mit der Zuhause-Option und T-Mobile mit den @home-Angeboten nachgezogen.

Der Mobilfunk kann aber im Vergleich zum Festnetz nicht nur gleichwertige Features bieten, sondern hat auch noch einen bedeutenden Vorzug: So ist die Nutzung auch außerhalb des räumlich beschränkten Radius von Festnetzlösungen möglich und ermöglicht den Kunden eine bedeutend höhere Flexibilität. Bei weiter sinkenden Entgelten für die Datenübertragung dürfte den Festnetz-Anbietern daher auf Dauer eine ernsthafte Konkurrenz erwachsen.

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